Drohte Johnson mit "rechtlicher Bombe"?
Eine spezielle Rolle dürfte Boris Johnson gespielt haben. Der 56-jährige Populist erkannte offenbar rasch das Potenzial, im Lager seiner Wähler Punkte einzuheimsen.
Am Dienstag, wenige Stunden vor dem Rückzug der englischen Vereine aus der Super League, soll er sich mit Vertretern der Klubs und des englischen Verbands FA getroffen haben. Johnson drohte laut Medienberichten mit einer "rechtlichen Bombe", um die Abspaltung zu verhindern.
Ein Sprecher des Premierministers meinte gegenüber der BBC, dass mehrere Varianten ins Auge gefasst wurden. Dabei ging es auch um die Verhinderung der Arbeitserlaubnis für ausländische Spieler bei den betroffenen Klubs. Diese sind nach dem Brexit notwendig.
Außerdem wurde offenbar angedroht, an Spieltagen keinen finanziellen Mittel für die polizeilichen Maßnahmen zur Verfügung zu stellen.
Verstärkte Interventionen
UEFA-Boss Aleksander Ceferin hatte sich am Montag mit dem britischen Sportminister Oliver Dowden besprochen.
Dieser steht in engem Kontakt mit Premier-League-Geschäftsführer Richard Masters. Die Liga fürchtete durch die Causa um das Ausscheren ihrer "Big Six" ihrerseits sinkende Einnahmen ebenso wie einen Statusverlust.
Johnson bekräftigte: "Wir werden alles tun, um unseren Nationalsport zu schützen." Die UEFA machte derweilen über ihre Lobbyisten auch in Brüssel Druck.
Juventus-Boss Andrea Agnelli bestätigte, dass der Gegenwind von der politischen Bühne am Ende zu groß war. "Normalerweise betonen Verantwortliche gegenüber der Politik, dass sie sich im Sport nicht einmischen soll. In diesem Fall haben sie die Intervention sogar noch verstärkt", sagte der Italiener gegenüber Reuters.
Als "Angriff auf den Brexit" gesehen
Die Super League sei auch als "Angriff auf den Brexit" gesehen worden, meinte Agnelli. Die Macher der Super League verkalkulierten sich demnach.
Nur 48 Stunden nach ihrer Gründung war die Super League deshalb schon wieder Geschichte.
Während die ersten Berichte über den Rückzug von Manchester City und Chelsea aufkamen, meldete sich bereits Johnson zu Wort.
"Ich hoffe, dass die anderen Klubs, die in der Super League involviert sind, diesem Beispiel folgen", twitterte der Politiker. Wenige Stunden später waren auch die übrigen Premier-League-Vertreter aus dem Milliardenprojekt ausgeschert.