Amateur-Fußball: Funktionärsschwund bereitet Sorgen
Nach den Turbulenzen aufgrund der Corona-Pandemie geht es mit den Zahlen im österreichischen Amateur-Fußball bergauf.
Wie ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer der APA sagte, verzeichnete der Verband zuletzt wieder steigende Mitgliederzahlen bei Spielerinnen und Spielern. Sorgen bereitet jedoch der Abwärtstrend bei ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionären.
In der Saison 2021/22 registrierte Österreichs größter Sport-Fachverband rund 200.000 Spielerinnen und Spieler, die zumindest einmal am Meisterschaftsbetrieb teilnahmen. Dies entspricht einer Steigerung von 30.000 Personen im Vergleich zur Vorsaison. "Es ist sehr erfreulich, dass nach Corona wieder ein Aufwärtstrend da ist. Bei der Neuanmeldung von Jugendlichen sind wir sogar besser als vor der Pandemie", erklärte Hollerer.
"Ohne Ehrenamtliche kann Fußball nicht funktionieren"
Weniger rosig stellt sich die Situation auf Funktionärsebene dar. "Das wird jetzt die große Herausforderung. Wir merken in diesem Bereich einen Rückgang, dem wir gegensteuern wollen", sagte Hollerer und betonte: "Funktionärinnen und Funktionäre sind ein sehr unterschätzter Faktor im Sport und im Fußball. Sie halten zum ganz großen Teil ehrenamtlich das gesamte System am Laufen. Ohne Ehrenamtliche kann der Fußball nicht funktionieren."
Die Negativ-Entwicklung in diesem Bereich sei vor allem auf Corona zurückzuführen. "Man kann für den gesamten Sport, aber speziell für den Fußball festhalten, dass diese wichtigen Stakeholder während der Pandemie gemerkt haben, dass es angenehm ist, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und nicht noch mehr von der spärlichen Freizeit abzuschneiden."
Es gebe aber auch noch andere Gründe für den Rückgang, etwa eine immer komplizierter werdende Administration. "Die Anforderungen an Funktionärinnen und Funktionäre sind sehr hoch, deshalb sollte man Dinge wie zum Beispiel die Ansuchen um einen Energiekostenausgleich vereinfachen", forderte Hollerer, wies allerdings in diesem Zusammenhang auch auf den "guten Doppelpass zwischen Bund und Fußball" hin. "Ohne die Unterstützung des Bundes hätte der Fußball die Pandemie nie so überstanden."
Hollerer: "Sind mit der Entwicklung zufrieden"
Der Funktionärsschwund sei zudem auf einen gewissen Generationswechsel zurückzuführen, erklärte Hollerer. "Junge Menschen können heutzutage mit dem Funktionärstum nicht mehr so viel anfangen. Das sind gesellschaftliche Entwicklungen, und all diese Entwicklungen haben sich durch die Pandemie beschleunigt."
Als "Rückkoppelung der Funktionärsthematik" bezeichnete der ÖFB-Generalsekretär die geringer werdende Anzahl von Vereinen. "Das ist aber auch der Demografie geschuldet." Trotzdem betonte Hollerer, dass trotz gewisser Problemfelder im Amateur-Fußball prinzipiell ein positiver Trend zu bemerken sei. Die endgültigen Zahlen für die Saison 2022/23 liegen zwar erst in einem Monat vor, "doch die Tendenz geht nach oben, wir sind mit der Entwicklung zufrieden".
Der Amateur-Fußball-Bereich bewegt an einem Wochenende in Österreich etwa eine halbe Million Menschen, und nach dem Geschmack von Hollerer könnten es noch mehr sein. "Entscheidend wird sein, auf das geänderte Gesellschaftsverhalten zu reagieren und unsere Angebote zu verbessern, um die Leute abzuholen. Wenn wir das schaffen, wird der Amateur-Fußball in Österreich eine gute Zukunft haben", prophezeite der Wiener.