Doch obwohl Ivanschitz den ganz großen Namen meist als Gegner gegenüberstand, so fand er sich in der Saison 2013/14 als Teamkollege eines Mannes wieder, der heute dreifacher Champions League-Sieger ist und nun am Mittwoch mit seiner Heimat Costa Rica auf das Land trifft, in dem sich die Wege der beiden Fußballer bei UD Levante kreuzten. Die Rede ist von Keylor Navas.
Aufstieg hautnah miterlebt
Angesprochen auf die Tormann-Legende Costa Ricas kommt Ivanschitz nur schwer aus dem Schwärmen heraus, und schildert gleichzeitig den Aufstieg des Torhüters. "Er war damals Zweier-Torhüter. Als ich zu Levante dazugekommen bin, hat man ihm gesagt: 'Ab jetzt bist du die Nummer eins'. Er hat dann ein Jahr überragend gespielt, extrem an sich gearbeitet, hat uns viele, viele Punkte gerettet, und wir haben auch dank ihm eine der besten Saisonen gespielt."
Die Fähigkeiten des 107-fachen Nationalspielers Costa Ricas seien außerdem nicht auf das Torwartspiel beschränkt: "Er ist auch ein überragender Fußballer. Auch mit dem Fuß ist er sehr stark."
Berufen für Höheres
Das blieb nicht lange unbemerkt. Navas wurde nach einer unglaublichen Spielzeit zum Torhüter des Jahres in Spanien ausgezeichnet. Eine grandiose WM 2014 mit Costa Rica ließ Real Madrid hellhörig werden – im August war es dann schon so weit.
Navas wechselte von Ivanschitz-Klub Levante an die "Avenida de Concha Espina" zu den "Königlichen". Und der Rest ist Geschichte. Navas konnte in Madrid jede auch nur erdenkliche Trophäe gewinnen und sich seit dem zu den großen Torhütern des Spiels zählen. Nach fünf Jahren wechselte er im September 2019 in die Ligue 1 zu Paris Saint-Germain.
Der spektakuläre Werdegang des Costa Ricaners überrascht Ivanschitz in keiner Weise: "Ein absoluter Teamplayer, bodenständig und extrem ehrgeizig, was die Arbeit auf dem Platz betrifft. Deswegen hat er auch die Karriere eingeschlagen, die er eingeschlagen hat, da ist einfach ein richtig großer Torhüter entstanden.“
Besonders der Mensch hinter dem Fußballstar beeindruckt Ivanschitz auch heute noch nachdrücklich: "Er ist einfach ein extrem bodenständiger Typ. Ich konnte ihn näher kennenlernen. Wir sind sehr oft gemeinsam zum Training gefahren, er war auch einer, der mir in der Anfangszeit sehr viel geholfen hat, er konnte ein bisschen Englisch, das hat mir geholfen - und das zeichnet ihn auch aus."
Helden von gestern
Nun möchte der Torwart bei der WM-Endrunde in Katar noch einmal angreifen. Die "Ticos", wie die Costa-Ricaner auch liebevoll genannt werden, wollen im Golfstaat mit geballter Routine an vergangene Sternstunden anzuknüpfen. Mit Joel Campbell (30), Bryan Ruiz (37) und vor allem Keylor Navas (35) vertraut Coach Luis Fernando Suarez auf die Helden der Sensations-WM in Brasilien 2014.
Unvergesslich ist das Erreichen des Viertelfinales – nachdem man sich in einer Gruppe mit Italien, England und Uruguay sensationell als Gruppen-Sieger den Aufstieg in die K.o-Phase sicherte, machte Costa Rica im Elfmeterschießen gegen Griechenland das Unmögliche möglich.
Dabei avancierte einmal mehr Ivanschitz-Freund Keylor Navas zum Helden, als er den entscheidenden Elfmeter von Theofanis Gekas mit einem Wahnsinns-Reflex parierte. Erst im Viertelfinale musste man sich den Niederlanden, erneut im Elfmeterschießen, geschlagen geben. Da war Navas aber bereits zum Nationalhelden aufgestiegen.
"Ticos" wollen es noch einmal wissen
2018 in Russland schied man dagegen sang- und klanglos in der Gruppenphase aus, dieses Jahr soll nun noch einmal Geschichte geschrieben werden.
Andi Ivanschitz traut den Mittelamerikanern vor allem dank ihres Teamgeists und ihrer Mentalität eine Überraschung zu: "Was die Mannschaft schon auszeichnet, und auch Keylors Charakter ist dieses positive Lebensgefühl, die Dankbarkeit Fußballer zu sein und diese Kraft, diese Power zu sagen 'Wir wollen gemeinsam Erfolg haben'. Deshalb können solche Nationen immer gefährlich und unterm Strich erfolgreich sein."
Mit Deutschland und Japan warten neben Spanien in der Gruppe E zwei weitere "harte Brocken" auf die "Ticos".
Unterstützung von altem Bekannten
Ivanschitz würde sich dennoch über einen erneuten Erfolgslauf Keylor Navas' und seines Heimatlandes freuen. Das kommunizierte er diesem auch im Vorfeld des Turnieres über die sozialen Netzwerke.
"Ich hab ihm über Instagram alles Gute für die WM gewünscht, er hat auch zurückgeschrieben, das hat mich sehr gefreut. Ich drücke ihm natürlich die Daumen, wünsche ihm alles Gute und hoffe er spielt ein tolles Turnier mit seiner Mannschaft."
Wie auch immer das Aufeinandertreffen zwischen Spanien und Costa Rica ausgeht – Andi Ivanschitz wird den Fernseher vermutlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge abschalten. Und ziemlich sicher in Erinnerungen an Zweikämpfe mit Andres Iniesta und Autofahrten mit Keylor Navas schwelgen.
Hier präsentiert Ivanschitz seine "Wödtruppn":