Auch mit ihnen lässt sich nicht verbergen, dass hier kein Hochglanz-Fußball betrieben wird. Katars höchste Spielklasse ist gerade einmal halb so viel wert, wie Österreichs Fußballmeister Red Bull Salzburg. Wie es um die Qualität der eigenen Liga bestellt ist, sah man auch bei der WM.
Katarische Fan-Kultur? Höchstens gekauft.
Wie will man auch siegen, wenn der zwölfte Mann fehlt? Was andere arabische Länder haben, fehlt Katar schlicht und einfach: Eine Fan-Kultur!
Um für Stimmung in den eigenen Stadien zu sorgen, kaufte der Gastgeber deswegen Fans aus Übersee ein, sogar Gastarbeitern wurden stark vergünstigte Tickets angeboten. Viele der Teilnehmer der Fanmärsche und Ultra-Fanblocks stammten aus Indien oder Pakistan. Ihre Aufgabe: Den Anschein zu erwecken, dass Katar so etwas wie eine Fußball-Fan-Kultur besitzt.
Die "Fans" wurden zu einer "kostenlosen Reise zur WM eingeladen", hieß es vor dem Turnier. Flüge und Hotels erhielt man im Austausch gegen Social-Media-Reichweite. Selbstredend unterlag diese "Berichterstattung" einem Verhaltenskodex. Die gekauften Fans waren auch die einzigen Anhänger, die bei Heimspielen des Gastgebers durchgehend für Stimmung sorgten. Der Großteil der Zuschauer, der unverkennbar an seinem langen, wallenden, weißen Gewand, dem "Thawb", erkannt werden konnte, trat meist verfrüht die Heimreise an.
So geschehen beim Eröffnungsspiel gegen Ecuador: Bis auf Ecuadors Anhänger und den "katarischen Ultra-Block" herrschte in der zweiten Halbzeit gähnende Leere im Al-Bayt-Stadion. Schon nach dem ersten Gegentreffer strömten Fans aus der Arena. Zufällig filmte die Regie im Loop ab diesem Zeitpunkt auch nur mehr zwei Fanlager. Nämlich, jenes der Ecuadorianer und das der "Katarer".
Strengere FIFA-Kriterien
Wenn die FIFA jetzt schon eines aus diesem Turnier gelernt haben muss, dann, dass ein Bewerber für die Austragung einer WM zukünftig mehr Kriterien erfüllen muss.
Nationen, die sich noch nie sportlich für eine WM qualifiziert haben, sollte der Zugang verwehrt bleiben. Denn trotz eines kontinentalen Titels im Asien Cup 2019 sahen Katars beste Fußballer bei dieser WM alt aus. Sportlich stellten sie definitiv keine Aufwertung des Bewerbs dar.
Für die Veranstaltung der ersten WM in einem arabischen Land hätten sich allein bei dieser WM mehrere andere Länder ins Rampenlicht gespielt. Sei es Saudi-Arabien, das sensationell Lionel Messi und seine Argentinier besiegte, oder Marokko, das Mitfavorit Belgien zum Stolpern brachte. Aber, wie wir wissen, sind sportliche Leistungen selten Indikatoren für eine WM-Vergabe...