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Canadi bekam von Rapid die Rechnung präsentiert

LAOLA1 Foto: ©

Irgendwann bekommt jeder die Rechnung präsentiert.

Die Summe an Verfehlungen war am Ende zu viel des Guten und kostete Damir Canadi den Job beim SK Rapid – wenig überraschend, nachdem nun sogar der Abstiegskampf Realität geworden ist.

Der 46-jährige Wiener war einfach nicht der passende Deckel zum Topf, er war viel mehr der Druckkochtopf selbst, der immer wieder für Explosionen unterschiedlichen Ausmaßes sorgte.

Mit verbalen Entgleisungen, Attacken gegen Spieler und Journalisten sowie das sture Beharren auf seine eigene Linie machte er sich Baustellen ungeahnten Ausmaßes auf.

Wenn sich wenigstens der Erfolg eingestellt hätte, wäre über diese Dinge vielleicht noch länger hinweggesehen worden. Vor allem auch von Präsident Michael Krammer – schließlich zeichnet er verantwortlich dafür, dass Canadi nach Wien gelotst wurde, obwohl dessen eigenwillige Umgangsformen schon bei früheren Vereinen durchaus aufgedeckt werden hätten können.

Mit der Beurlaubung gestand Rapid einen Fehler, ein Missverständnis ein – und Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung.

Um sich nach drei verbrauchten Trainern innerhalb von zehn Monaten nicht gleich wieder ins Fettnäpfchen zu setzen, holte man sich nun keinen weiteren Fremden ins Boot. Goran Djuricin und Martin Bernhard waren Canadis Vertraute, sind nur durch ihn erst zum Verein gekommen – der große Impuls und Trainereffekt bleibt dadurch vielleicht aus.

Aber: Die beiden ticken komplett anders als ihr bisheriger Vorgesetzter! Nicht nur Sportdirektor Fredy Bickel hat aufgrund des Umgangs mit der Mannschaft Vertrauen in das Duo und weiß, dass dieses vom Team akzeptiert wird – ein entscheidender Faktor. Die Spieler nach Canadis „Tyrannei“ wieder aufzurichten, wird die wichtigste Aufgabe sein. Doch auch fachlich bringen Djuricin/Bernhard Qualitäten mit, um das Team wieder auf Kurs zu bringen.

Schon in den ersten Statements ist kein sturer, eingeplanter Kurs zu erkennen. Es geht darum, sich der Mannschaft anzupassen, Stärken zu stärken und Schwächen zu schwächen. Die individuelle Leistungsfähigkeit aus jedem einzelnen heraus zu kitzeln.

Das, was Canadi in seiner Rapid-Zeit verpasst hat. Das geht natürlich besser, wenn sich jeder im Mannschaftsgefüge auch dementsprechend wohl fühlt und er sich einbringen kann.

Es handelt sich dabei nicht um einen Kuschelkurs nach der harten Hand des Vorgängers, sondern viel mehr um die soziale Kompetenz, auf ein am Boden liegendes Team nicht noch weiter hinzutreten, sondern es wieder aufzurichten – und das möglichst rasch.

Denn Zeit hat Rapid schon genug verloren. Im Abstiegskampf zählt nun jede Sekunde, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Damit Rapid am Ende nicht, wie Canadi, auch die Rechnung für diverse Fehlentscheidungen präsentiert bekommt – in Form des Abstiegs.


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