Nachdem das Dutzend mit dem zwölften Saisonsieg voll ist, schwebt Marcel Hirscher auf Kristall-Wolke sieben!

Der Salzburger gewinnt den siebenten Gesamt-Weltcup in Folge und erobert am Wochenende in Kranjska Gora mit den kleinen Kugeln für den Gewinn der Slalom- und der Riesentorlauf-Saison-Wertung die insgesamt bereits 17. Kristall-Trophäe.

Das historische Ski-Jahrzehnt des Marcel Hirscher raubt Freund und Feind den Atem.

Der 29-Jährige nennt das, was ihm gerade wiederfährt, "abartig". Wir verneigen uns und meinen, es ist einfach nur genial und sensationell, wie Marcel Hirscher und sein großartiges Team – allen voran sein Vater "Ferdl" - Rennen für Rennen liefern und liefern und liefern. Weiter, immer weiter! Wahnsinn.

Die Hirscher-Truppe hat den Ski-Rennsport auf eine neue Ebene gehievt. Nie zuvor sind auf derart ramponierten Pisten und Hängen derart schnelle Schwünge in den Schnee gezaubert worden wie von Hirscher im "Riesen" und im Slalom. Was so genial und verspielt aussieht, ist harte Arbeit an Körper und Material.

Die "Hirschers" sind sich für nichts zu schade und lassen auch keine Möglichkeit ungenützt, um noch mehr Leistung aus Marcel herauszukitzeln. War es um die Jahrtausendwende Hermann Maier, der mit seinem Ergometer rund um den Erdball reiste, damit im provinziellen Skizirkus für Gelächter und Kopfschütteln sorgte und so aber nicht nur in Sachen Fitness völlig neue Maßstäbe setzte, so ist es jetzt sein Landsmann Hirscher, der mit der Vorbereitung auf ein Rennen im Startbereich neue Standards setzte und setzt.

Hirschers Ski-Gymnastik der besonderen Art hat längst Nachahmer gefunden. Er treibt die Konkurrenz vor sich her und sorgt dafür, dass sich der Skisport weiter rasant professionalisiert. Zumindest, was die Athleten und ihre Performance betrifft. In der Vermarktung hingegen hinkt der Alpine Weltcup anderen Wintersportarten weit hinterher.

Irgendwie ist es bezeichnend, dass am Tag nach Hirschers größtem Erfolg in seiner außergewöhnlichsten Saison ("Nach Knöchelbruch zum Doppel-Olympiasieger und Rekord-Weltcup-Gewinner!") in Deutschlands Massen-Medien keine Zeile oder Minute darüber verloren wird. Weder "Bild"-Zeitung noch der TV-Sender RTL berichten in ihrem Sportteil über die Ski-Heldentaten des Salzburgers, sondern erwähnen am ersten Weltcup-Wochenende nach Olympia in ihrer Winter-Berichterstattung ausschließlich Eisschnelllauf, Nordische Kombinierer und Skispringer.

Dafür kann Marcel Hirscher nichts, das ist die Aufgabe des ÖSV und vor allem des internationalen Verbandes FIS, um dem Sport auch abseits von Adelboden und Wengen, Gröden und Garmisch, Kitzbühel und Schladming wesentlich mehr Gewicht und damit auch Glanz zu verleihen.

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