Ausgebliebenes Winter-Wunder und drohende Stagnation
Aston Martin als Mercedes-Kunde vor dem Werkteam, das verleiht der Formel 1 neue Aspekte, die sie angesichts der existierenden Red-Bull-Vorherrschaft dringend braucht.
Ein Resümee des ersten von 23 Wochenenden sieht für einige Teams nicht gut aus: Ferrari schaffte kein Winter-Wunder wie Aston Martin, Mercedes droht eine Stagnation nicht mehr auf Topniveau. Sogar eine völlige Überarbeitung des aktuellen Wagenkonzepts steht im Raum.
Und im hinteren Mittelfeld wird es noch enger, weil auch Alpine dorthin abgerutscht scheint. Immerhin: Pierre Gasly konnte einen desaströsen Start im französischen Nationalteam mit einer Fahrt von Platz 20 zu zwei WM-Punkten beschönigen, während Esteban Ocons Serie von Verhängnissen und Fehlern (mit drei Strafen) wohl einzigartig bleiben sollte.
Und bei AlphaTauri ist vorerst kein Aufschwung absehbar. Dabei würde die Faenza-Mannschaft dringend Punktresultate brauchen, um Verkaufsgerüchte nicht weiter zu befeuern. Lediglich gute Ergebnisse würden die Mannschaft von Franz Tost aus den Spekulationen nehmen.
Russell wettet: " Red Bull gewinnt heuer jedes Rennen"
Schwarzsehen hilft der Konkurrenz von Red Bull nicht, am schwärzesten aber noch weniger – wie George Russell, denn der Mercedes-Pilot prophezeite desillusioniert: "Red Bull hat diese WM in der Tasche. Ich glaube nicht, dass wirklich jemand gegen sie kämpfen kann. Ich wette. Red Bull gewinnt heuer jedes Rennen."
Na ja, da muss Bahrain Russell wirklich deprimiert haben. Auch wenn Verstappen/Perez schon im Vorjahr 17 von 22 Rennen gewannen. Aber alle?
Wir erinnern uns an die vergleichbare Situation 1988, als McLaren-Honda mit dem Traum- (für manche Albtraum-)Team Senna/Prost 15 von 16 Läufen gewann. Doch da war Monza, Ayrton Senna führte überlegen, als er beim Überrunden von Williams-Ersatzmann Jean-Louis Schlesser von diesem ins Aus befördert wurde. Glück für Ferrari: Die Scuderia feierte durch Gerhard Berger und Michele Alboreto drei Wochen nach Enzo Ferraris Tod einen "historischen" Doppel-Heimsieg. McLarens "All In" wurde verhindert.
Auch 2023 ist noch jung, vieles kann passieren. Da fällt mir mein früherer Latein-Professor ein, der vor jeder Prüfung süffisant warnte: "Auch Hausherren müssen sterben." Auch in der Formel 1 gilt: Nichts ist garantiert.
Noch eine Bemerkung zum GP von Bahrain (den sich vor Ort u.a. Bernie Ecclestone und Gerhard Berger als Stammgäste sowie Audis Technikvorstand Oliver Hoffmann als "Spion" nicht entgehen ließen): 99.500 Zuschauer an drei Tagen, 36.000 am Sonntag und eine andauernde Partystimmung bis weit in die Nacht hinein – nach 19 Jahren ist die Formel 1 in dem kleinen Königreich wirklich angekommen (und angenommen worden).