Die Premiere des Großen Preis von Europa im heißen Kaukasus strafte jene Skeptiker Lügen, die auf dem superschnellen aber teils sehr engen Stadtkurs in der Hauptstadt Unfälle und Safety-Car-Phasen befürchtet hatten.
WM-Vorsprung wächst wieder
Vielmehr kamen die Piloten nach dem Start diszipliniert durch die ersten Kurven und auch danach blieben auf der pittoresken Strecke selbst die im Training so zahlreich gesehenen Verbremser fast durchgehend aus.
Rosberg, dessen Vorsprung in der WM auf Hamilton nach drei enttäuschenden Rennen bis auf neun Punkte geschmolzen war, nutzte seine am Samstag souverän herausgefahren Pole perfekt.
Der Deutsche raste vorne weg, wechselte bei mehr als 25 Sekunden Vorsprung nur einmal die Reifen und brachte im achten Rennen seinen fünften Saison-Triumph problemlos nach Hause.
Radio-Ärger bei Hamilton
Hamilton war nach Bestzeiten in allen drei Baku-Trainings, aber einem unnötigen Unfall im Qualifying freilich nur von Platz zehn aus in das 51 Runden betragende Rennen auf dem 6.003 Meter langen Straßenkurs gestartet.
Nach seinen Siegen in Monaco und Kanada klagte Hamilton zudem ab Mitte des Rennens wegen eines falschen Motor-Settings über Hybrid-Probleme an seinem Silberpfeil.
Irgendwann fand er trotz ausbleibender, weil verbotener Funk-Information doch den richtigen Knopf - mehr als eine Schadenbegrenzung mit Rang fünf war am Ende für den Champion aber nicht drin.
"Das ist lächerlich"
"Ich habe ständig aufs Display geschaut und versucht herauszufinden, was los war. Das ist ja wirklich lächerlich", erklärte Hamilton im RTL-Interview. "Gegen Ende des Rennens hat es sich irgendwie wieder in Luft aufgelöst." Das Problem beschrieb er wie folgt: "Die Power hat einfach gefehlt, im Grunde für das ganze Rennen."
Die Hoffnungen von Red Bull, im letzten Rennen vor dem großen Heimauftritt am 3. Juli in Österreich auf dem neuen Baku City Circuit zumindest einen Podestplatz zu erobern, erfüllten sich nicht. Und das, obwohl Daniel Ricciardo neben Rosberg aus der ersten Reihe losgefahren war.
Der Australier kam als Erster an die Box und tauschte die Supersofts gegen die Softs. Kurz vor Halbzeit ging Ricciardo aber beim - wieder einmal - nicht perfekten Boxenstopp nochmals eine Stufe härter und fuhr das Rennen bei 32 Grad Luft- und mehr als 40 Grad Streckentemperatur auf den Mediums und auf Platz sieben fertig.
Räikkönens Schimpftiraden
Teamkollege Max Verstappen punktete als Achter.
Der viertplatzierte Kimi Räikkönen schimpfte zwischendurch wie ein Rohrspatz, weil er die Fünf-Sekunden-Zeitstrafe, die er wegen Überfahrens der Linie bei der Boxeneinfahrt bekommen hatte, wettmachen wollte.
Der letzte Platz auf dem Stockerl ging aber nicht an den Finnen im Ferrari, sondern an Sergio Perez im Force India. Räikkönens Landsmann Valtteri Bottas, für dessen Williams am Samstag auf der längsten Geraden der Formel 1 inoffiziell 378 km/h abgelesen worden waren, wurde vor Ricciardo Sechster.
Völlig daneben ging das letzte Rennen vor Spielberg für das zweite Mateschitz-Team Toro Rosso, das kein Fahrzeug ins Ziel brachte. Sowohl Daniil Kwjat als auch Carlos Sainz fielen mit Defekten aus.
Ergebnis:
1. Nico Rosberg (Mercedes)
2. Sebastian Vettel (Ferrari)
3. Sergio Perez (Force India)
4. Kimi Räikkönen (Ferrari/+5 Sekunden)
5. Lewis Hamilton (Mercedes)
6. Valtteri Bottas (Williams)
7. Daniel Ricciardo (Red Bull)
8. Max Verstappen (Red Bull)
9. Nico Hülkenberg (Force India)
10. Felipe Massa (Williams)
11. Jenson Button (McLaren)
12. Luiz Felipe Nasr (Sauber)
13. Romain Grosjean (Haas)
14. Kevin Magnusson (Renault)
15. Joylon Palmer (Renault)
16. Esteban Gutierrez (Haas)
17. Marcus Ericsson (Sauber)
18. Rio Haryanto (Manor)
out Fernando Alonso (McLaren)
out Pascal Wehrlein (Manor)
out Carlos Sainz (Toro Rosso)
out Daniil Kvyat (Toro Rosso)
WM-Stand nach 8/21 Rennen:
1. Rosberg 141
2. Hamilton 117
3. Vettel 96
4. Räikkönen 81
5. Ricciardo 78