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Formel 1: Unerwartete Spannung in "Silly Season"

LAOLA1 Foto: ©

Sommerzeit ist in der Formel 1 traditionell "Transferzeit".

In der sogenannten "Silly Season" dreht sich alles um mögliche Wechsel und die Fahrerpaarungen für die Saison 2020. In diesem Jahr schien die "Silly Season" eine langweilige zu werden, immerhin haben mit Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Max Verstappen die drei Top-Piloten noch über diese Saison hinaus laufende Verträge. 

Die nächsten Wochen und Monate könnten dank einer Ausstiegsklausel von Verstappen und einem unzufriedenen Vettel allerdings spannender werden, als ursprünglich gedacht. Auch Lucas Auer und Mick Schumacher könnten ihre Chance in der Königsklasse bekommen. 

Wer bleibt, wer wechselt, die heißesten Gerüchte - LAOLA1 hat den Überblick:

MERCEDES

Der fünffache, bald wohl sechsfache Weltmeister Lewis Hamilton hat bei Mercedes noch einen Vertrag bis Ende 2020. Derzeit spricht nichts dagegen, dass der Brite diese so erfolgreiche Zusammenarbeit frühzeitig beendet. 

Die Zukunft von Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas ist hingegen noch unklar, der Vertrag des Finnen läuft am Ende der aktuellen Saison aus. Zwar stand Bottas in den bisherigen neun Saisonrennen acht Mal am Podest, gewann in Australien und Bahrain, zuletzt zog er gegen Hamilton aber immer den Kürzeren. 

"Wir wollen uns nicht unter Druck setzen zeitmäßig, bevor wir diese Entscheidung treffen fürs nächste Jahr", sagte Teamchef Toto Wolff in Spielberg. Dennoch steht Bottas aktuell unter besonderer Beobachtung. "Valtteri ist in einem Team, wo er eine Meisterschaft gewinnen kann und diesen Anspruch stellt er auch an sich selbst. Jeder Formel-1-Fahrer weiß, wenn er die Leistung nicht abliefert, dann steht da ein anderer. Valtteri weiß, er muss performen", so Wolff. 

Dass zu einem Cockpit bei Mercedes wohl kaum ein Fahrer nein sagen würde, ist sicher auch Bottas bewusst. Noch vor seinem Sieg in Spielberg wurde Max Verstappen mit einem Wechsel von Red Bull zu den Silbernen in Verbindung gebracht. Wolff versicherte jedoch: "Ich habe nicht mit Max gesprochen."

Das scheint allerdings noch lange keine Garantie für Bottas zu sein. "Wir haben interessante Junior-Fahrer, die es verdienen, in der Formel 1 zu sein. Esteban Ocon (aktuell Testfahrer, Anm.) ist letztes Jahr leer ausgegangen", betonte Wolff zuletzt. Es gebe noch zu viele Variablen, um für das kommende Jahr konkrete Aussagen machen zu können. "Alle diese Puzzleteile zusammenzustecken, das würde ich gerne in den nächsten Monaten über den Sommer machen."

FERRARI

Um die Zukunft von Sebastian Vettel rankten sich in diesem Jahr schon wilde Gerüchte. Nach den mehr als enttäuschenden Ergebnissen zu Saisonbeginn wurde bereits damit spekuliert, dass Vettel am Ende der Saison zurücktritt. "So etwas habe ich nie gesagt. Ich weiß auch nicht, woher das kommt", stellte Vettel klar. Sein Vertrag bei Ferrari läuft noch bis Ende der Saison 2020. 

Doch im Paddock wird erzählt, Vettel würde bei Ferrari die volle Rückendeckung, wie er sie einst bei Red Bull hatte, vermissen. Denkt er also über eine Rückkehr zu seinem Ex-Team nach? Möglich wäre es jedenfalls. In seinem Red-Bull-Vertrag hatte Vettel damals eine Ausstiegsklausel, die es ihm ermöglichte, das Team trotz Vertrags zu verlassen. Gut möglich, dass er eine solche auch bei Ferrari hat. Bei Red Bull würde man den Deutschen bestimmt mit offenen Armen empfangen.

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto steht trotz ausbleibender Siege hinter dem 32-Jährigen. "Seb ist ein fantastischer Fahrer. Er ist vierfacher Weltmeister. Ich glaube, wenn er sich wohl fühlt und im Kopf gelassen ist, kann er Großes leisten." Wie der langjährige Formel-1-Journalist Dan Knutson in Silverstone berichtet, soll sich Ferrari zur Sicherheit dennoch um einen möglichen Ersatz für Vettel umsehen. Ein Name, der dabei immer wieder fällt: Daniel Ricciardo. Auch Valtteri Bottas soll eine Option sein. 

Im Gegensatzu zu Vettel gibt es bei Charles Leclerc keine Diskussionen um seine Zukunft. Der Youngster schlägt sich in seiner ersten Saison bei der Scuderia mehr als beachtlich und ist die Zukunft der Italiener. Leclercs Vertrag bei Ferrari läuft noch bis 2022. 

RED BULL RACING

Die "Silly Season" so richtig angeheizt hat das Bekanntwerden von Max Verstappens Ausstiegsklausel in Spielberg. Wie sein Management bestätigte, hat der Niederländer in seinem Kontrakt Klauseln, die ihm einen Ausstieg des bis Ende 2020 laufenden Vertrags ermöglichen, wenn Red Bull es nicht schafft, ihm ein siegfähiges Auto zur Verfügung zu stellen. Aber dass der Red Bull siegfähig ist, hat Verstappen am Red Bull Ring selbst bewiesen. 

Spekuliert wird aber auch, dass der 21-Jährige das Team verlassen darf, wenn er in der Sommerpause nicht zumindest Dritter in der Fahrer-WM ist. Diversen Medienberichten zufolge soll der einzige Rennstall, der Verstappen zu einem Weggang von Red Bell bewegen könnte, Mercedes sein. Nur dort könnte er sich verbessern und hätte eine echte Chance, als Teamkollege von Lewis Hamilton nächstes Jahr um den Weltmeistertitel zu kämpfen. Angesprochen auf seine Zukunft meinte Verstappen vor Kurzem, dass es darauf ankommen werde, wie sich die nächsten Rennen entwickeln.

Weitaus wahrscheinlicher als der Abgang von Verstappen ist jener seines Teamkollgen Pierre Gasly. Sein Rückstand auf Verstappen sei "nicht zu akzeptieren", sagte Helmut Marko der APA. Teamchef Christian Horner erklärte in Silverstone, es gebe "aktuell keine Absichten" Gasly nur einem Jahr auszutauschen, aber: "Ich denke, wir müssen in seinem Kopf irgendwie 'Strg-Alt-Entf' drücken". 

Heißt so viel wie: Gasly braucht einen Neustart. Sollte der nicht gelingen, könnten die Tage des 23-Jährigen bei Red Bull bald gezählt sein. Erster Kandidat auf Gaslys Nachfolge ist einer der Toro-Rosso-Piloten. Entweder bekommt Daniil Kvyat eine zweite Chance bei den "großen Bullen" oder Alex Albon darf sich nach einer bisher starken Rookie-Saison gleich bei Red Bull beweisen. 

RENAULT

Daniel Ricciardo ist bei Renault im kommenden Jahr gesetzt - sollte man meinen. Der Australier wechselte erst vor der laufenden Saison von Red Bull zu den Franzosen und besitzt einen Vertrag bis Ende 2020, dennoch wird  - vor allem in australischen Medien - mit einem Wechsel spekuliert. 

Bei Renault läuft es für Ricciardo bisher nicht ganz nach Wunsch, in einem besseren Auto könnte der 30-Jährige wohl um Siege mitkämpfen. Etwa in einem Ferrari. Ricciardo wird immer wieder mit der Scuderia in Verbindung gebracht, sollte Sebastian Vettel tatsächlich gehen. "Wenn Seb dieses Jahr den Hut nimmt, dann ist das seine Entscheidung. Doch auf mich hätte das keine Auswirkungen", sagte Ricciardo kürzlich auf einen möglichen Ferrari-Wechsel angesprochen. 

Bereits am Ende dieser Saison läuft der Vertrag von Nico Hülkenberg aus. Der Deutsche scheint sowohl für einen Wechsel als auch Verbleib offen. "Es gibt vertraglich Optionen und Mechanismen, die greifen können. Das dauert aber noch ein bisschen, bis das ginge oder nicht ginge. Dann wird sich das eventuell sogar von selbst erledigen oder klären", erklärte Hülkenberg. 

Sollte sich Fahrer und Team nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen können, gebe es einige Kandidaten für die Nachfolge von Hülkenberg. Einer davon wäre Mercedes-Junior Esteban Ocon, der schon letztes Jahr mit Renault in Verbindung gebracht wurde. 

McLAREN

Keine Spekulationen gibt es bei McLaren, das Team hat seine Fahrerpaarung für 2020 bereits bekanntgegeben: Carlos Sainz und Lando Norris werden auch im kommenden Jahr hinter dem Steuer sitzen. Das Duo schlägt sich angesichts der Möglichkeiten hervorragend und liegt in der Fahrer-WM aktuell auf den Plätzen sieben (Sainz) und acht (Norris). 

Aus einem möglichen Comeback von Fernando Alonso bei McLaren wird also nichts. 

ALFA ROMEO

Nach seinem Abschied bei Ferrari nach Ende der vergangenen Saison erhielt Kimi Räikkönen bei Alfa Romeo einen Zweijahresvertrag bis Ende 2020. Daran wird sich angesichts der guten Leistungen des "Iceman" wohl auch nichts ändern. 

Weniger klar ist hingegen die Zukunft von Antonio Giovinazzi. Im Gegensatz zu Räikkönen, der in dieser Saison bislang 21 Punkte einfuhr, hält der Italiener erst bei einem mageren Zähler. Er könnte von Ex-Sauber-Pilot Marcus Ericsson ersetzt werden. Der Schwede ist aktuell dritter Fahrer bei Alfa Romeo, ist aber hauptsächlich in der IndyCar-Serie unterwegs. In Spielberg testete er in einem Alfa Romeo Reifen für Pirelli. 

Ein möglicher Kandidat wäre auch Mick Schumacher. Der Sohn von Michael Schumacher ist aktuell in der Formel 2 unterwegs und testete in diesem Jahr bereits für Alfa Romeo. Als Ferrari-Junior hätte der Sohn der Formel-1-Legende auch eine naheliegende Verbindung zum Technikpartner der Scuderia.

HAAS

Kevin Magnussen besitzt bei Haas einen Vertrag bis zum Ende der nächsten Saison, diesen dürfte der Däne auch erfüllen. Trotz einer mehr als durchwachsenen Saison von Haas hat Magnussen aktuell bereits 14 Punkte eingefahren, sein Teamkollege Romain Grosjean hingegen nur zwei. Der Franzose steht nicht erst seit dieser Saison in der Kritik, nicht unwahrscheinlich, dass sich das Team von ihm trennt. 

Bei Haas beschäftigt man sich noch nicht mit der Fahrerpaarung für 2020, hat man aktuell andere Probleme. "Wir werden uns vor der Sommerpause nicht mit den Fahrern beschäftigen. Unser Fokus liegt aktuell auf dem Auto, ich habe gerade andere Sorgen als das Lineup für nächstes Jahr", sagt Teamchef Günther Steiner in Hinblick auf die schwache Performance des Haas in den Rennen. 

RACING POINT

Seit 2014 sitzt Sergio Perez schon hinter dem Steuer bei Racing Point - früher Force India. Der Mexikaner liefert solide Leistungen ab und betont immer wieder, Potenzial im Team zu sehen - für die kommende Saison wurde er trotzdem noch nicht bestätigt. Sollte bei Racing Point tatsächlich ein Platz frei werden, fällt immer wieder der Name des ehemaligen Force-India-Piloten Esteban Ocon

Wenn, dann wird Perez seinen Platz im Cockpit räumen müssen. Denn die Zukunft von Lance Stroll, Sohn von Teammitbesitzer und Geldgeber Lawrence Stroll, bei Racing Point scheint gesichert. Die Verträge beider Fahrer laufen nach Saisonende aus. 

TORO ROSSO

Toro Rosso ist seiner Fahrerpaarung in der Vergangenheit selten über eine Saison hinaus treu geblieben, deshalb sind auch für 2020 Änderungen fast zu erwarten. Sowohl der Vertrag von Daniil Kvyat, als auch Alex Albon läuft mit Ende der aktuellen Saison aus.

Die große Frage dabei ist wohl: Was passiert mit Pierre Gasly? Sollte der Franzose bei Red Bull ersetzt werden, könnten Kvyat oder Albon hochgezogen werden. Bekommt Gasly in diesem Fall dann noch eine Chance bei Toro Rosso? Wenn nicht, gäbe es einige Anwärter auf das freie Cockpit: Einer von ihnen wäre Lucas Auer. Der Tiroler fährt aktuell in der japanischen Super Formula, seit letztem Jahr ist er aber auch im Nachwuchsprogramm von Red Bull. Neben Auer stehen auch Formel-2-Piloten wie Patricio O’Ward oder Nobuharu Matsushita Schlange für ein Formel-1-Cockpit. 

WILLIAMS

Robert Kubica hätte sich sein Comeback in der Formel 1 sicher besser vorgestellt. Der Pole gurkt wie Teamkollege George Russell regelmäßig am Ende des Feldes herum, hat noch keinen einzigen Punkt eingefahren. Zuletzt machten Gerüchte die Runde, Kubica könnte noch während der Saison 2019 im Williams-Cockpit abgelöst werden. Dem widerspricht Teamchefin Claire Williams: "Wir denken gar nicht daran, Robert im Saisonverlauf zu ersetzen. Ganz und gar nicht. Unsere Beziehung zu Robert ist so gut wie eh und je."

Was nach der Saison passiert, scheint hingegen noch völlig offen. "Wir stehen erst bei der Hälfte der Saison 2019. Es ist noch etwas zu früh, um über 2020 nachzudenken. Wir befinden uns jedenfalls nicht in einer Position, um finale Entscheidungen zu treffen. Das wird nicht vor dem dritten Quartal passieren", sagt Williams.

Bei George Russell scheint die Situation - zumindest aus Sicht des Teams - klarer. "Wir haben einen langjährigen Vertrag mit George und ich werde alles in meiner Macht Stehende unternehmen, um ihn bei Williams zu halten. Der Junge ist ein kommender Weltmeister", erklärt Williams. Der Brite wird allerdings immer wieder mit Racing Point in Verbindung gebracht. Sollte Kubica und/oder Russell gehen, könnte Reserve-Fahrer Nicholas Latifi eine Option sein. 

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