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So legt Hülkenberg den ServusTV-Job an

So legt Hülkenberg den ServusTV-Job an Foto: © GEPA

In der Formel 1 ist derzeit für den Edelreservisten Nico Hülkenberg, 33, kein Cockpit frei. Dennoch wird er in der Branche bleiben: Als Ersatzmann für Mercedes AMG F1 und Aston Martin F1 – wobei die Bestätigungen bald erwartet werden – und als neuer Fachkommentator in der ersten Saison von ServusTV als Rechteinhaber in Österreich, gemeinsam mit Routinier Andreas Gröbl (Alle Infos>>>).

In der Boxengasse werden Andrea Schlager und Christian Klien die Interviews führen. ServusTV und der ORF teilen sich bekanntlich die Live-Berichte in dieser Saison (mit dem Österreich-GP auf beiden Sendern).

"Ein Doppeljob als Ersatzpilot und TV-Kommentator lässt sich vereinbaren, sonst würden wir nicht darüber reden", bestätigt der Deutsche mit der Erfahrung von 179 F1-Rennen mit 521 Punkten aus seinem derzeitigen Urlaubsdomizil Mallorca.

"Was den Testfahrerjob betrifft, sieht das sehr positiv aus, wir sind am Finalisieren. Aber das ist ja kein Fulltime-Job, daher lässt er sich mit der Arbeit für ServusTV leicht kombinieren."

Mit Hülkenberg nah dran

Und Nico geht sehr humorvoll in das Debüt als Kommentator: "Ich bin da, um die Ex-Kollegen ständig zu kritisieren und schlecht zu reden, damit ich wieder ein fixes Cockpit bekomme", beschreibt er lachend seinen künftigen Teilzeitjob. Und ernsthafter: "Ich werde dem Andi (Gröbl) assistieren und versuchen, den Zuschauern Insiderinfos zu vermitteln."

Als Ende 2020 fix war, dass "Hülk" keinen fixen Platz in einem Team finden würde und sich die Arbeit bei ServusTV abzeichnete, sei schon ein Probelauf gestartet worden, wonach "wir das neue Traumduo" waren, wie Hülkenberg wieder humorvoll anmerkt. Ganz neu ist die Arbeit vor dem Mikro nicht, denn vor zehn Jahren half er schon einmal beim Türkei-GP im ORF an der Seite von Ernst Hausleitner aus, mit seiner neuen "Chefin" Tanja Bauer arbeitete er schon bei Sky zusammen.

Nach über zehn Jahren F1-Erfahrung als Pilot fühlt er sich in der Materie fit genug, die Aufgabe gut zu bewältigen.

Es gab Gespräche mit Red Bull Racing

Zu den Kontakten zu Red Bull Racing im Vorjahr meint Hülkenberg: "Es gab Gespräche mit Helmut (Marko, Anm.), es sah im Sommer und im Herbst relativ gut aus, aber zum Ende hin, als Checo (Pérez, Anm.) richtig gut wurde, fühlte ich, dass sich das Blatt wendete. Wie konkret es Red Bull meinte, kann ich nicht beurteilen, weil ganz nahe an einer Unterschrift waren wir nicht."

Und eine F1-Rennchance 2022? "Schwierige Frage, da muss man realistisch sein. Aus der zweiten Reihe heraus wird es eher schwieriger sein, andrerseits weiß man in Coronazeiten nicht, was alles kommen wird. Das ist wie ein Blick in die Glaskugel. Wichtig ist, dran und im F1-Geschehen drinnen zu sein. Wenn mir ein Comeback gelänge, wäre es jedenfalls ein Riesenerfolg."

Mit seinem Überraschungssieg in Le Mans 2015 im Porsche-Prototypen machte Hülkenberg Schlagzeilen. Er habe noch immer Kontakte zu Porsche und Motorsportchef Fritz Enzinger, bestätigt Nico, "und mit den neuen Hypercars und der angekündigten Teilnahme von Porsche, Ferrari, Peugeot in der Langstrecken-WM ist da jetzt ein Momentum drinnen. Das ist sehr positiv und hört sich sehr interessant an. Wenn in der Formel 1 nichts geht, wäre das WEC eine Alternative."

Und die Formel E? "Ich würde prinzipiell nicht nein zu irgendetwas sagen. Mal schauen, was die Zukunft bringt."

Kostenbremse wird noch nichts ändern

Zur Kräfteverteilung in der kommenden Saison, in der die Autos nicht grundlegend anders sein werden, meint Nico: "Die Rangordnung wird wohl größtenteils gleichbleiben, mit Mercedes vorn. Die Frage ist, wie nahe kommt Red Bull, wie sehr erholt sich Ferrari, wohin schafft es Aston Martin?"

Große Erwartungen, dass die neu eingeführte Budget-Obergrenze alles ändert, hat Hülkenberg nicht: "Ich glaube, die wirkt sich erst verzögert in den nächsten zwei, drei Jahren aus. Jetzt können die Teams noch das Potenzial des Vorjahres nützen."

Und zum Debütanten Mick Schumacher sagt er: "Mick wird natürlich viel Augenmerk bekommen, vor allem in Deutschland. Es wird nicht einfach für ihn, weil die Erwartungen hoch sind, sein Team aber von der Leistung her nicht so toll dasteht. Es wird kein einfacher Weg, er wird Fehler machen wie alle Rookies, die man ihm zugestehen muss. Er wird sich im Haas wohl nicht so leicht tun zu Beginn."

Rückkehrer Fernando Alonso traut er eine schnelle Eingewöhnung zu, "die Frage ist aber, wie gut wird Alpine sein? Und Esteban (Teamkollege Ocon, Anm.) ist bereits mit allem vertraut. Das wird eine interessante Fahrerpaarung."

Terminkollisionen? Noch Abklärung notwendig

ServusTV wird, bestätigt Redaktionsleiterin Tanja Bauer, bei den einzigen Vorsaisontests Ende dieser Woche in Bahrain präsent sein um "Material zu sammeln und für die aktuellen Nachrichten zu berichten". Der Salzburger Sender bekommt Zugriff auf das F1-Archiv, will aber auch ein eigenes aufbauen.

"Beim Saisonauftakt in Bahrain werden Andrea Schlager und Christian Klien vor Ort sein, Andi Gröbl und Nico Hülkenberg im Salzburger Studio. Nico wird aber auch am Freitag schon alle Trainings mitkommentieren", ergänzt die Burgenländerin. Was passiert, wenn Hülkenberg als Ersatzpilot vor Ort sein muss, "wird noch geklärt werden."

Auch die Terminkollisionen zwischen Formel 1 und MotoGP (in der ServusTV die hiesigen Alleinrechte hat) seien lösbar, erklärt Bauer – nach derzeitigen Kalendern wäre das fünf Mal der Fall: "Da wird es eine übergreifende Berichterstattung mit konstruktiver Verbindung geben. Andrea wird mehr in der F1 als in der MotoGP zum Einsatz kommen."

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