Die Prognose von Toyota-Berater Alex Wurz, die WM-Titelverteidiger würden gegen die neu einsteigende Konkurrenz bei den Hypercars wegen der längeren Erfahrung wohl Favoriten sein, erwies sich als punktgenau. Nach den acht Stunden hatten die beiden Toyota zwei Runden Vorsprung auf den starken Debütanten Ferrari sowie Cadillac und gar vier auf beide Porsche. Conway/Kobayashi/Lopez distanzierten Buemi/Hartley/Hirakawa um marginale 2,1 Sekunden.
Bei Porsche versuchte man nicht, die Enttäuschung zu verbergen. Immerhin blieben den Stuttgartern im Gegensatz zum IMSA-Rennen in Daytona technische Probleme erspart, "aber jetzt müssen wir beim Speed aufholen. Beide Autos kamen ins Ziel, darauf können wir aufbauen", meinte Routinier André Lotterer.
Ein Desaster wurde das Rennen für Peugeot – vor den Augen von Stellantis-Konzernchef Carlos Tavares. Nach Problemen mit Getriebe, Hybridantrieb und Zündung wurde der #93 9x8 (Jensen/Vergne/di Resta) nur 31. mit 26 Runden Rückstand, der #94 (Duval/Menezes/Müller) fiel aus. Einen Platz vor dem Peugeot #93 klassierte sich mit 24 Runden Rückstand der unter österreichischer Bewerbung laufende Vanwall Vanderwell 680, eines von zwei Nicht-Hybrid-Hypercars mit Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve/Tom Dillmann/Esteban Guerrieri. Dass das neue Auto des Wahl-Kitzbühelers Colin Kolles überhaupt 215 Runden schaffte, war für viele Experten höchst überraschend.
12 Stunden von Sebring (zweiter Saisonlauf IMSA)
Die gleichlautenden Aussagen von BMW-Sportchef Andreas Roos und Werkfahrer Philipp Eng vor dem Rennen, die Münchner hätten Daytona detailliert aufgearbeitet und beim Test große Fortschritte erzielt, wurden in der Anfangsphase voll bestätigt. Beide BMW hielten sowohl mit den Amerikanern von Cadillac und Acura als auch mit den Porsche mit. Leider dauerte der Höhepunkt nur wenige Minuten, als der Salzburger in der vierten Stunde in Führung ging, aber bald darauf in einen halben Dreher schlitterte und wertvolle Zeit verlor.
"Der Fehler ärgert mich natürlich", gab Eng zu, bestätigte aber seine Meinung von vor dem Rennen: "Wir kommen zügig voran." Später wurden seine Teamkollegen Marco Wittmann und Augusto Farfus von Kühlungsproblemen endgültig zur Aufgabe genötigt. Dafür rückte der zweite BMW (van der Linde/Yelloly/de Philippi) nach vielen Neutralisationen in die Spitze vor und verpasste den Gesamtsieg gegen den Cadillac von Derani/Sims/Aitken nur um 2,9 Sekunden.
Noch viel Diskussion wird es zur Kollision des 20 Min. vor Schluss noch führenden Trios (Jaminet und Nasr/Porsche, Albuquerque/Acura) geben, dem beim Überrunden der Platz ausgegangen war. Für Porsche war im zweiten Antreten mit dem neuen 963 LMDh in der US-Meisterschaft ein Sieg greifbar nahe.
Dafür entschädigte ein wenig der fast sensationelle Klassensieg in der GTD Pro von Klaus Bachler, Patrick Pilet und Laurens Vanthoor. Der Steirer Bachler konnte sich im werkunterstützten Pfaff-Porsche 911 für seinen Crash im Qualifying rehabilitieren und pflügte von weit hinten durchs Feld. Im hektischen Finish mit vielen Neutralisationen erwischte das kanadische Team die optimale Strategie, Bachler & Co. fuhren fehlerlos zum Sieg.
"Ich hatte dem Team und vor allem mir selbst mit meinem Fehler in der Quali eine harte Zeit beschert. Aber die Jungs machten einen tollen Job. Ich bin zuerst einmal froh, dass wir heute überhaupt fahren konnten. Die Strategie ist voll aufgegangen, das Team ist Spitze darin. Ich bin stolz auf diese Mannschaft", sagte Bachler noch sehr unter Emotionen.
In der LMP2 verpasste der in Bregenz lebende Däne Mikkel Jensen seinen dritten Sebring-Klassensieg in Folge nur um 0,8 Sekunden.