So wirkt sich der Sprint auf die MotoGP-WM aus

An der Spitze thront wenig verwunderlich Francesco Bagnaia.

74 seiner bisher 194 Zähler holte der amtierende Weltmeister über die Halbdistanz, das ergibt einen Schnitt von 9,25 Punkten pro Sprint. Sein schlechtestes Ergebnis war Rang sechs in Argentinien, zu seinen drei Siegen kommen noch vier Podestplätze (dreimal Zweiter, einmal Dritter). Rund 38 Prozent seiner bisherigen WM-Ausbeute entspringen dem Sprint.

59 Sprint-Punkte konnte Jorge Martin einfahren, der damit eindeutig den zweiten Platz in dieser Wertung einnimmt. Beim Spanier aus dem Pramac-Kundenteam ist das Verhältnis ähnlich, 37 Prozent seiner gesamt 159 Zähler sammelte er samstags. Neben zwei Siegen (Le Mans, Sachsenring) fuhr er dreimal aufs Podest (1x Zweiter, 2x Dritter).

Den größten Sprint-Anteil der Top 5 weist Brad Binders WM-Konto auf, nämlich 41 Prozent. In Termas de Rio Hondo und Jerez de la Frontera gewann der KTM-Pilot den Sprint, in Le Mans wurde der Südafrikaner zudem Dritter. Insgesamt kommt Binder aktuell auf 114 WM-Punkte.

Als einer der Verlierer des Sprint-Formats gilt Marco Bezzecchi, der nur 26 Prozent seiner 158 Punkte am Samstag einfuhr. Vor der Sommerpause fuhr der Italiener in Assen seinen einzigen Sieg ein, hinzu kommen zweite Ränge in Termas de Rio Hondo und Mugello. Allerdings agiert der VR46-Pilot noch zu unkonstant, neben einem Nuller in Portimao steht ein neunter Platz in Jerez de la Frontera in der Wertung - nicht das einzige magere Samstag-Resultat des Wuschelkopfs.

Luca Marini (VR46) und Jack Miller (KTM) hinken ihren Teamkollegen doch deutlich hinterher, genauso wie Johann Zarco (Pramac). Auch Fabio Quartararo (Yamaha) und der Sprint sind noch keine Freunde geworden, Honda-Superstar Marc Marquez wird hingegen froh sein, dass es ihn gibt.

Die WM-Wertung ohne Sprint-Punkte:

Denn ohne die Halbdistanz-Rennen am Samstag würde der sechsfache MotoGP-Weltmeister ohne einen einzigen Zähler dastehen.

Satte 100 Prozent seiner 15 Punkte holte Marquez im Sprint, wobei angemerkt werden muss, dass der Katalane am Sonntag erst drei Mal am Start gestanden ist. Die Grand Prix in Argentinien, den USA und Spanien verpasste er verletzungsbedingt, am Sachsenring und in Assen zog er vor dem Rennen zurück.

Ohne die Sprints wäre das WM-Klassement auch deutlich enger. Bagnaia würde seinen Vorsprung von 36 Punkten auf Bezzecchi fast zur Gänze einbüßen, sein VR46-Akademie-Kollege wäre nur mehr drei Zähler hinter ihm. Auch Martin hätte nur 20 statt 35 Punkte Rückstand auf die WM-Spitze, würde aber Platz zwei verlieren.

Die Ducati-Dominanz ist ebenfalls zu unterstreichen - die Top 5 sind fest in der Hand des Werks aus Bologna, hätte Enea Bastianini die ersten fünf Grand Prix aufgrund eines Bruchs des Schulterblatts nicht verpasst, stünden die Chancen gut, dass sogar sechs Ducati-Fahrer die Wertung anführen würden.

Franco Morbidelli (Yamaha) und Rookie Augusto Fernandez (GasGas) punkten dafür mit Konstanz: Sie sind die einzigen Piloten, die in jedem GP-Rennen einen Punkt holten. Im Sprint wartet der Moto2-Weltmeister dagegen noch auf einen Top-9-Platz.

Ebenfalls vom alten Format würden Aleix Espargaro und Quartararo profitieren, die mit jeweils 64 Punkten Rückstand deutlich näher an der Weltspitze dran wären. Espargaro fehlen aktuell 117 Zähler auf Bagnaia, Quartararo sogar 130 auf seinen WM-Rivalen aus der Vorsaison.