GasGas ist jedoch nicht nur in der Straßen-Motorrad-Weltmeisterschaft unterwegs, sondern vor allem Offroad. Die Marke war lange auf Trialbikes spezialisiert, feierte seine größten Erfolge in der Enduro-Weltmeisterschaft, wo mehrere WM-Titel eingefahren wurden.
2022 wurde zudem die Rallye Dakar gewonnen, sorgte Sam Sunderland für einen prestigeträchtigen Erfolg. "GasGas ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte", tönt Vorstandsmitglied Hubert Trunkenpolz daher. "Wir haben große Pläne mit der Marke."
Hauptgrund für den MotoGP-Einstieg waren die bereits erzielten Erfolge in den unteren beiden Klassen. "Dank ASPAR (Anm: Das Moto2- und Moto3-Team fährt unter diesem Namen) sind wir so begeistert", erklärt Pit Beirer.
"Der Grund, warum diese Maschine hier ist, basiert auch auf dem Erfolg von ASPAR. Es ist wirklich eine starke Kraft, und wenn man die Jungs in der Moto3 und Moto2 sieht, die die Farben vertreten, denken wir, dass dieses Projekt den letzten Schritt braucht - in diesem Fahrerlager ist es der MotoGP", will man nach den Sternen greifen.
Beirer ist sich sicher, dass GasGas "eine großartige Plattform für die Fahrer sein wird, um ihnen den letzten Feinschliff zu geben und zu sagen: Es gibt ein MotoGP-Projekt für jeden." Der Deutsche weiß: "Natürlich müssen wir dafür sorgen, dass es ein Erfolg wird. GasGas ist aber bereits eine erfolgreiche Marke, und wir wollen noch erfolgreicher werden."
Aktueller Tech3-Teamchef war schnell überzeugt
Die Idee, das aktuelle Tech3-Team durch ein Werksteam zu ersetzen, bestand schon länger, erklärt Trunkenpolz. Als Teamchef wird weiter Herve Poncharal fungieren, der vom neuen Projekt leicht zu überzeugen war.
"Ein vollwertiges GasGas-Werksteam zu sein, erfüllt mich mit großem Stolz", strahlt der Franzose. "Ich fühle mich einfach glücklich. Ich liebe Herausforderungen, deshalb bin ich hier - und im Rennsport geht es um Herausforderungen."
"GasGas ist dynamisch, jung, "Get on the Gas" - das sagt alles, was wir vorhaben."
Aktuell wird die größte Herausforderung sein, den zweiten Piloten neben Heimkehrer Pol Espargaro zu bestimmen. Über das Comeback des Spaniers bei den Mattighofenern freut sich Poncharal sehr.
"Wenn Sie sich gut erinnern, gab es vor ein paar Jahren einen jungen Mann, einen Moto2-Weltmeister, der mit Tech3 in die MotoGP-Klasse aufstieg. Sein Name ist Pol Espargaro. Wir hatten ein paar großartige Jahre zusammen, als wir anfingen. Wir entdeckten die MotoGP-Klasse zusammen, und ich habe immer gesagt, dass Pol ein echter Kämpfer ist. Pol war ein Schlüsselspieler im Pierer Mobility KTM MotoGP-Programm, und ich freue mich, dass er zurück in der Familie ist."
Darum steigt KTM nicht mit Husqvarna ein
Aber warum steigt KTM eigentlich mit GasGas, und nicht mit Husqvarna in die MotoGP ein? Immerhin ist Husqvarna im Straßenbereich als großer Motorrad-Produzent etabliert.
Trunkenpolz klärt auf: "Der Grund dafür ist, dass GasGas die Marke ist, die wir im Sport stärker positionieren werden. Husqvarna ist die Marke, die wir mehr in der urbanen Mobilität sehen. GasGas ist dynamisch, jung, "Get on the Gas" - das sagt alles, was wir vorhaben."
Man verfolge mit GasGas einen Fünfjahres-Plan, der vorsieht, den Markt für straßenübliche Bikes zu erobern. "Wir haben bereits viele straßentaugliche Motorräder in der Entwicklung, die wir in den nächsten Jahren auf den Markt bringen werden, angefangen mit dem nächsten Jahr. Dann wird jeder verstehen, dass es sehr viel Sinn macht, die Marke in der MotoGP zu fördern", so Trunkenpolz.
Strategie "fast Copy and Paste"
Die Strategie wird zumindest zu Beginn nahezu ident mit jener von KTM sein. "Fast Copy and Paste", meint Trunkenpolz.
Das kann auch über die eingesetzten Motorräder gesagt werden, diese werden nämlich baugleich mit der KTM RC-16 sein. "Dazu haben wir uns verpflichtet, das war das Versprechen an die Fahrer, das Team und Herve", sagt Beirer. "Das Beste, was wir liefern können, wird also auf diesen Maschinen sein. Das ist bereits für das gesamte Projekt klar."
Das liegt auch an der Kürze der Zeit, in der diese Entscheidung gefällt wurde. "Uns wurde klar, dass dies die Basis ist", erklärt der Motorsportdirektor. "Wir müssen auch alle Kraft aufwenden, um die nächsten Schritte im Wettbewerb zu machen. Aber die Zukunft ist völlig offen, es gibt heute keine Entscheidungsfindung."
Somit sind eigene Bikes für GasGas in Zukunft nicht völlig ausgeschlossen. "Wir haben die Option am Tisch, aber dann müssen wir auch sehr vorsichtig und respektvoll sein, was die Regularien angeht", betont Beirer. "Denn wenn man diesen Schritt macht, ändert sich das ganze Spiel, dann gelten andere Regeln. Es ist also nicht absehbar, dass das in nächster Zeit passieren wird."
Und Trunkenpolz fügt abschließend hinzu: "Wir haben eine bestimmte technologische Plattform in der Pierer-Mobilitätsgruppe. Und diese wird von allen drei Marken genutzt, so dass es keinen Sinn macht, eine völlig neue Entwicklung zu starten. Das wird so bleiben, und das macht im Motorsport auch sehr viel Sinn."