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Jakob Pöltl: "Das Interesse ist ein gutes Zeichen"

<a href='/de/daten/news/basketball/jakob-poeltl/' class='tag'>Jakob Pöltl</a>: "Das Interesse ist ein gutes Zeichen" Foto: © GEPA

Spielst du schon "poeltl"?

Dieses an das beliebte Online-Buchstabenrätsel "Wordle" angelehnte Quiz erobert gerade die NBA-Community, auch der - eher zufällige - Namenspatron hat es schon probiert.

"Ich habe mitbekommen, dass es das gibt, weil ich es cirka 500 Mal zugeschickt bekommen habe", grinst Jakob Pöltl im LAOLA1-Interview.

Dass dieses Spielchen den Bekanntheitsgrad von Österreichs NBA-Export weiter steigert, liegt auf der Hand. Wobei sich der 26-Jährige fraglos auch mit seinen Leistungen in dieser Saison weiter ins Rampenlicht gespielt hat.

Entsprechend gefragt war der Wiener auch während der Transferzeit in der stärksten Basketball-Liga der Welt, wenngleich seine San Antonio Spurs keines der Angebote angenommen haben.

Das Heimspiel gegen Sacramento in der Nacht auf Freitag wird das 400. Regular-Season-Spiel Pöltls, könnte jedoch aus ganz anderem Grund NBA-historische Bedeutung bekommen.

Schließlich stellt Head-Coach-Legende Gregg Popovich mit dem nächsten Sieg den Rekord von 1335 gewonnenen Partien in der Regular Season ein.

Hype bezüglich dieses geschichtsträchtigen Anlasses gibt es bei den Spurs jedoch genau gar keinen, wie Pöltl unmissverständlich verdeutlicht:

Legende Gregg Popovich nimmt auch Inputs seiner Spieler an
GEPA

LAOLA1: Ein Sieg fehlt Gregg Popovich noch, um den Rekord von Don Nelson zu brechen und der siegreichste Head Coach der Regular-Season-Geschichte in der NBA zu werden. Wie groß ist der Hype um das, was da bald passieren wird?

Jakob Pöltl: Er ist eigentlich nicht vorhanden. Ich glaube, es wurde intern noch nicht einmal angesprochen, zumindest wäre ich nicht dabei gewesen. Aber so schätze ich ihn auch als Typ ein, dass ihn das nicht so sehr interessiert.

LAOLA1: Mediale Anfragen in diese Richtung wehrt er jedenfalls gerne ab. Klingt ein wenig nach internem Sprechverbot zu diesem Thema.

Pöltl: Kein Sprechverbot, aber es wird einfach nicht angesprochen – weder von ihm, noch von irgendjemand anderem. Vielleicht wird es kurz gefeiert, sollte es dann so weit sein.

LAOLA1: Du arbeitest das vierte Jahr mit Popovich zusammen und bist inzwischen zu einem Leader im Team aufgestiegen. Hat sich aus diesem Blickwinkel die Zusammenarbeit mit ihm verändert? Sucht er auch mal deine Meinung?

Pöltl: Ja, ich würde sagen, das ist das Einzige, was sich mit der größeren Rolle und der Entwicklung zum Führungsspieler wirklich verändert hat. Ich bin mehr in taktische Gespräche eingebunden. Ich bringe mich selbst ein und werde auch öfters gefragt. Ansonsten war die Zusammenarbeit eigentlich immer sehr positiv. Daran hat sich über die Jahre nicht so viel geändert.

LAOLA1: Hört Popovich dann auch auf dich oder andere Spieler?

Pöltl: Sicher. Ihm ist klar, dass es im Endeffekt die Spieler sind, die am Feld stehen und die Taktik umsetzen müssen. Er hat ein gutes Verständnis für Diskussionen über generelle Themen, die unser Team angehen, oder auch speziell die Taktik für ein bestimmtes Spiel. Er nimmt Kritik oder Vorschläge sehr wohl auf.

"Ich bin mit der Entwicklung ganz zufrieden, aber bei mir ist es so: Wenn ich es schaffe, meine Leistungen zu steigern und konstant einen Schritt nach vorne zu machen, geht es recht schnell, dass ich gleich den nächsten Schritt von mir selbst erwarte. Ich bin ein bisschen ein Fall, der nie wirklich zufrieden ist."

Jakob Pöltl

"Natürlich ist es ein gutes Zeichen, dass Interesse da ist – auch im Hinblick auf die Zukunft. Das zeigt, dass Teams meinen Wert als Spieler und für die Spurs sehr schätzen."

Jakob Pöltl

LAOLA1: Ob im Schnitt 13,5 Punkte oder 9,2 Rebounds - du hast in dieser Saison viele deiner Stats deutlich nach oben geschraubt. 21 Double-Doubles können sich sehen lassen. Wie würdest du selbst den Schritt, den du in dieser Spielzeit gegangen bist, einschätzen?

Pöltl: Als durchaus positiv. Ich bin mit der Entwicklung ganz zufrieden, aber bei mir ist es so: Wenn ich es schaffe, meine Leistungen zu steigern und konstant einen Schritt nach vorne zu machen, geht es recht schnell, dass ich gleich den nächsten Schritt von mir selbst erwarte. Ich bin ein bisschen ein Fall, der nie wirklich zufrieden ist. Ich suche immer die Verbesserung, den nächsten Schritt. Also ist vielleicht ein kurzer Moment da, an dem ich mir denke, es läuft gut. Aber dann ist der Blick schon wieder nach vorne gerichtet. Es werden neue Ziele gesetzt.

LAOLA1: Welche Ziele konkret? Zum Beispiel ein Spiel mit 30 Punkten, nachdem du deinen NBA-Bestwert zuletzt auf 28 Punkte hochgeschraubt hast?

Pöltl: Das könnte man als Beispiel nennen, aber mir geht es nicht einmal um so konkrete Ziele. Meine Ziele beziehen sich meistens auf konstante Weiterentwicklung, dass ich mich in verschiedenen Bereichen verbessere, das meiste aus mir heraushole. In den vergangenen Jahren war mein Ziel, dass ich mich offensiv weiterentwickeln wollte, um dann mehr Verantwortung zu übernehmen. Ich denke, das ist vermutlich immer noch jener Teil meines Spiels, wo ich das meiste Verbesserungspotenzial habe. Also will ich weiter daran arbeiten, dass ich auch offensiv noch effektiver sein kann.

Pöltl: Einer der Leistungsträger neben Dejounte Murray
getty

LAOLA1: Du hast dich zu einer der zwei, drei Säulen der Spurs entwickelt. Bedeutet das auch abseits des Platzes mehr Arbeit – etwa um als Führungsspieler Dinge anzusprechen?

Pöltl: Ich würde das nicht wirklich als Arbeit beschreiben. Es ist zudem eine Sache, die sich natürlich entwickelt. Jeder Führungsspieler hat eine andere Art und Weise. Ich verspüre keinen Druck, das Team anzuführen, sondern ich mache das, was ich schon meine ganze Karriere lang gut gemacht habe: Ich versuche mit gutem Beispiel voranzugehen. Wenn ich zum Gespräch etwas Wertvolles beizutragen habe, baue ich mich auch ein und versuche mit jüngeren Spielern zu reden und ihnen zu sagen, was Sache ist. Viel hängt aber auch daran, wie sich die Dynamik im Locker Room entwickelt, das ist nicht wirklich geplant.

LAOLA1: Hast du dich eigentlich in deinen Augen über die Jahre zu dem Spieler, der du jetzt bist, entwickelt, oder hättest du das bei mehr Einsatzzeit schon früher in dir gehabt?

Pöltl: Vom Spielertyp habe ich mich nicht so sehr verändert. Es ist einfach jedes Jahr ein bisschen besser geworden, ich habe mich jedes Jahr immer wohler gefühlt. Darauf läuft es im Endeffekt hinaus. Es ist nicht nur die Spielzeit, die nach oben gegangen ist, sondern einfach die Tatsache, dass ich mich mehr und mehr wohl fühle auf dem Court, meine Spots kenne. Ich kann mit mehr Selbstvertrauen, Ruhe und Gelassenheit spielen, wo es in der Vergangenheit vielleicht noch ein bisschen hektischer abgelaufen ist.

LAOLA1: Du bist nicht getradet worden. Schätzt du diesen Umstand so ein, dass die Spurs längerfristig auf dich setzen? Stichwort Säulen, die schon da sind.

Pöltl: Das ist wirklich schwer zu sagen. Ich gehe nicht mal wirklich davon aus, weil man im NBA-Business einfach nie von etwas ausgehen kann, sondern die Sachen so hinnehmen muss, wie sie kommen. Also weiß ich das nicht, aber ich würde es mir schon erhoffen, beziehungsweise finde ich, dass es durchaus Sinn machen würde.

LAOLA1: Du hast dich nach dem Ablaufen der Trade-Deadline erleichtert gezeigt. Wäre es von deinem Gefühl her für dich persönlich einfach der komplett falsche Zeitpunkt für einen Abschied aus San Antonio gewesen?

Pöltl: "Komplett falsch" ist wahrscheinlich nicht die richtige Wortwahl, aber ich fühle mich einfach sehr wohl in unserem Team. Ich habe das Gefühl, wir haben nicht nur auf dem Feld eine gute Dynamik, sondern auch abseits davon. Mir macht es Spaß in San Antonio, ich bin jetzt doch schon einige Jahre hier. Ja, in diesem Sinne war ich erleichtert, dass ich nicht getradet wurde, weil ich die Situation als positiv empfinde.

LAOLA1: Es gab viele Gerüchte, am Deadline Day sind vor allem bezüglich der Charlotte Hornets schon Details des Angebots an die Spurs durchgesickert. Hast du einen Wissensstand, wie knapp es wirklich an einem Trade dran war?

Pöltl: Um ehrlich zu sein, allzu viele Informationen hatte und habe ich auch nicht. Ich war in Kontakt mit meinem Agenten, der versucht hat, so viele Informationen wie möglich einzuholen. Er war in Kontakt mit den Teams. Ja, mir war durchaus klar, dass es nicht weit weg war oder zumindest viele Anfragen da waren. Wie nahe jedoch die Spurs dran waren, dann auch wirklich ein Angebot anzunehmen, weiß ich nicht und werde ich vermutlich auch nie wissen.

LAOLA1: Der Fakt, dass Interesse da war, lässt sich aber bestimmt als positiv abnicken.

Pöltl: Natürlich ist es ein gutes Zeichen, dass Interesse da ist – auch im Hinblick auf die Zukunft. Das zeigt, dass Teams meinen Wert als Spieler und für die Spurs sehr schätzen.

LAOLA1: Grundsätzlich haben die Spurs Richtung Transferschluss viel gemacht, es sind auch Draft-Picks hereingekommen. Wie schätzt du diese Vorgangsweise ein? Ein Zeichen, noch mehr auf die Zukunft zu setzen als bisher schon?

Pöltl: Natürlich ist unser Team im Moment auf einen Rebuild aufgebaut. Ich glaube, man kann aus diesen Trades schon ein bisschen herauslesen, dass im aktuellen Team die Zukunft stecken soll – plus dem, was mit den Draft-Picks eben noch dazukommt. Aber wie gesagt: In der NBA verändern sich die Dinge schnell. Deswegen zerbreche ich mir darüber nicht den Kopf, weil es meiner Meinung nach wenig Sinn macht.

LAOLA1: Werfen wir noch einen Ausblick auf die verbleibende Saison. Das Ziel liegt mit dem Erreichen des Play-Ins weiter auf der Hand.

Pöltl: Das war schon die die ganze Saison lang das Ziel, und wir sind auch in Schlagdistanz – auch wenn wir zur Trade-Deadline ein paar Spieler verloren haben. Man hat in den letzten Spielen gesehen, dass einige unserer jungen Spieler auf jeden Fall das Zeug haben, diese Rollen eigentlich problemlos zu übernehmen. Ich denke da zum Beispiel an Devin Vassell oder Tre Jones, die von einem Tag auf den anderen eine viel größere Rolle übernehmen mussten und das bisher sehr stark machen.

LAOLA1: Zum Abschluss: Spielst du "poeltl"?

Pöltl (grinst): Ich habe mitbekommen, dass es das gibt, weil ich es cirka 500 Mal zugeschickt bekommen habe. Ich finde es ganz witzig, vor allem weil ich ein Wordle-Fan bin, und es ein wenig das NBA-Wordle sein soll. Ich habe es auch schon ein, zwei Mal ausprobiert. Es ist ganz interessant.

LAOLA1: Wurdest du in Sachen Namensgebung vorher kontaktiert?

Pöltl: Nein, ich denke, das ist eher zufällig und hat etwas mit der ähnlichen Aussprache von "Wordle" und "Poeltl" zu tun.

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