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Pöltl: "Es wird einem kein Zentimeter geschenkt"

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Jakob Pöltl wird in der Nacht auf Freitag zum ersten gedrafteten Österreicher in der NBA werden.

Mit der NBA kam der 20-jährige Wiener in den letzten Wochen intensiv in Berührung. Im LAOLA1-Interview zeigt sich Pöltl durch diese Erfahrungen gut vorbereitet: "Das Einprägsamste, das ich mitnehme, ist: Es wird einem kein Zentimeter geschenkt."

Das Selbstvertrauen, sich in einigen Jahren voll etabliert zu haben, bringt er mit: "Es wird ein wenig dauern, aber ich habe genug Luft nach oben."

Pöltl hat zuletzt in L.A. trainiert und Workouts bei den Milwaukee Bucks, Boston Celtics, Chicago Bulls, Phoenix Suns, Orlando Magic, Minnesota Timberwolves und Toronto Raptors absolviert.

Kurz vor dem Draft steht der Wiener LAOLA1 Rede und Antwort.

LAOLA1: Du hast in den letzten Wochen intensiv an der NBA schnuppern dürfen. Inwiefern hat dir diese Zeit Aufschlüsse für dein künftiges NBA-Leben geben können?

Pöltl: Wenn man mit ehemaligen oder aktuellen NBA-Spielern trainiert, die Combine und die Workouts durchläuft und regelmäßig Feedback erhält, bekommt man mehr und mehr das Gefühl dafür, wie es später sein wird. Das Einprägsamste, das ich mitnehme, ist: Es wird einem kein Zentimeter geschenkt. Auf mich warten im Schnitt deutlich talentiertere Spieler als auf dem College und es wird um einiges physischer werden. Das wird wahrscheinlich die größte Umstellung sein.

LAOLA1: Du konntest mit dem aktuellen Rookie of the Year Karl-Anthony Towns trainieren, er hat dir auch Tipps gegeben. Was konntest du davon mitnehmen?

Pöltl: Es waren zwar keine großartigen Neuigkeiten für mich dabei, aber er hat mir nützliche Erfahrungen weitergeben können. Er hat mich zum Beispiel darauf aufmerksam gemacht, welche Details bei Bewegungen, die ich mir angewöhnt habe, in der NBA eher nicht funktionieren werden.

LAOLA1: Wenn du dir NBA-Spiele ansiehst, denkst du manchmal: "Puh, das könnte ich nicht" oder "Das könnte ich besser"?

Pöltl: Ich schaue die Spiele schon mit etwas anderen Augen und analytischer als früher, aber großteils schaue ich doch noch als Fan zu, weil mich das Spiel einfach interessiert.



LAOLA1: Viele NBA-Stars sind auch Profis der Selbstvermarktung. Wirst du dir eventuell eine Art Markenzeichen, ein Tattoo oder ein Ritual zulegen?

Pöltl (lacht): Nein, ich bin keiner, der sich selbst präsentieren will. Ich muss der Welt außer meinem Basketball-Talent nichts zeigen. Ich bin auch kein abergläubischer Mensch, aber ich habe mir eine Aufwärm-Routine zugelegt.

LAOLA1: Wirst du dich auf der Playstation selbst spielen?

Pöltl: Ja, das sicher. Ich spiele viel NBA 2K und werde darauf schauen, ob die Stats passen.

LAOLA1: In einem Interview im Rahmen der Draft Combine hast du Pau Gasol als jemanden genannt, an dem du dein Spiel orientieren kannst. Schaust du dir konkrete Dinge ab?

Pöltl: Ich war noch nie der Typ, der fünf Stunden lang einen Spieler auf Video analysiert und versucht, diesen zu kopieren. Ich weiß, woran ich arbeiten muss. Ich kann jedenfalls ein ähnlicher Spielertyp sein wie Pau Gasol, ein vielseitiger Big Man.

LAOLA1: Bis zum Draft-Abend sind es nur noch wenige Tage. Hast du selbst schon einen Hauch einer Ahnung, wer dich draften wird? Kannst du die Positionen schon etwas eingrenzen?

Pöltl: Nein, im Moment weiß ich recht wenig. Es ist heuer angeblich wirklich schwer einzuschätzen. Nach den Top Zwei, die mit Ben Simmons und Brandon Ingram als fix gehandelt werden, gibt es einen großen Pool an Spielern, die ähnlich hoch gehandelt werden. Eine Position um 10 herum ist realistisch, es kann aber genauso Rang 5 oder 14 werden. Derzeit habe ich keine Ahnung, aber es ist theoretisch möglich, dass ich noch vor dem Draft eine Art Versprechen von einem Team bekommen werde, dass ich spätestens an einer gewissen Position ausgewählt werde.

LAOLA1: Bist du schon nervös?

Pöltl: Es ist eine Art Vorfreude da, momentan bin ich aber noch nicht besonders nervös. Ich denke, in New York werde ich dann sicher aufgeregt sein.

LAOLA1: Hast du dir den Moment, in dem dein Name vom NBA-Commissioner aufgerufen wird, schon konkret vorgestellt?

Pöltl: Jein, nicht wirklich konkret. Ich glaube, ich werde erleichtert sein und ein bisschen nervös. Ich hoffe, dass es ein gutes Team wird, zu dem ich passe.

LAOLA1: Gibt es auch Szenarien bzw. Teams, die du dir gar nicht wünschst? Ab welcher Nummer wärst du enttäuscht?

Pöltl: Man kann es im Endeffekt ohnehin nicht wissen, wie es bei einem Team wirklich werden wird. Ich denke schon, dass es Teams gibt, bei denen es sehr gut und welche, bei denen es vielleicht nicht so gut passen würde. Ich werde sowieso nehmen müssen, was kommt, also mache ich mir dahingehend nicht allzu viele Gedanken. Falls ich sehr weit zurück, also zum Beispiel aus der ersten Runde, fallen würde, wäre ich sicher enttäuscht, aber damit ist nicht zu rechnen. Durch die Einschätzungen im Vorfeld ist natürlich eine gewisse Erwartungshaltung da - von mir selbst nur ein bisschen, von anderen vielleicht mehr.

LAOLA1: In einer auf Statistiken und Daten basierenden Projektion von ESPN.com hast du zwar weniger Chancen, einmal ein All-Star zu werden, aber bei dir ist die Wahrscheinlichkeit, ein "Reinfall" zu werden, sogar geringer als bei Simmons und Ingram. Hast du selbst auch dieses Selbstvertrauen, dass du dich durchsetzen wirst?

Pöltl: Dieses Selbstvertrauen habe ich schon. Ich wüsste nicht, was es - außer vielleicht Verletzungen - sein könnte, das mich nicht erfolgreich sein lassen würde. Es wird bei mir ziemlich sicher länger dauern als bei anderen, aber mein Spielertyp ist sehr gefragt und ich habe genug Luft nach oben, um mich zu entwickeln. Die Gefahr der Ablenkung ist bei mir gering. Daher mache ich mir keine Sorgen.

LAOLA1: Hast du eine Vorstellung davon, wo du in vier bis fünf Jahren stehen wirst?

Pöltl: Ich möchte mich auf jeden Fall zu 100 Prozent etabliert haben und eine wichtige Rolle haben, ein einflussreicher Spieler sein. Ich werde um einiges mehr draußen unterwegs sein als jetzt und ein besserer Werfer sein.

LAOLA1: Deine bisherige Laufbahn scheint durchwegs positiv verlaufen zu sein. Hattest du auch Rückschläge? Würdest du im Nachhinein etwas anders machen?

Pöltl: Es war zwar nicht immer super easy, aber ich hatte nie richtig große Rückschläge. Ich habe nie nicht gespielt und wurde auch nie ungerecht behandelt. Ich glaube, ich bin mit meinen Entscheidungen und Karriere-Schritten sehr gut gefahren. Die Entscheidung für die Timberwolves Basketball Akademie, um früh zweimal täglich zu trainieren, das eine Jahr in der ABL bei Traiskirchen und dann der Wechsel ans College waren jeweils auch im Nachhinein die richtigen Schritte.

Vertrauen ins ÖFB-Team

LAOLA1: Du hoffst, eine Art Wegbereiter für Österreicher in die NBA zu werden. Hast du schon Spieler im Blick, die es schaffen können?

Pöltl: Die ganz jungen Spieler habe ich jetzt schon eine Ewigkeit lang nicht gesehen, daher kann ich das nicht genau beurteilen. Wir haben jedenfalls sehr gute Spieler, die den NBA-Stil nicht mitbringen. Rasid Mahalbasic oder Thomas Schreiner zum Beispiel sind großartige Spieler, die aber besser nach Europa passen. Ich glaube nicht, dass ich jetzt eine Welle losbrechen werde, aber ich hoffe schon, dass ich eine Auswirkung auf den österreichischen Basketball haben werde. Ich würde mir wünschen, dass mehr Kinder zum Basketball kommen, die Medien mehr berichten, mehr Geld in die Sportart fließt und dadurch bessere Bedingungen für junge Spieler entstehen.

LAOLA1: Was kannst du einem jungen österreichischen Spieler raten? Warum hat es für dich geklappt?

Pöltl: Wichtig war, dass ich mich überall durchsetzen musste und mir, obwohl ich als großes Talent gehandelt wurde, nichts geschenkt wurde. Man muss dazu bereit sein, in jedem Training ordentlich zu arbeiten, und wirklich besser werden wollen. Das ist natürlich nicht immer einfach, aber diese Entscheidung muss man für sich selbst treffen. Man muss auch wissen, was man am Abend vor einem Trainingstag besser nicht macht. Wichtig ist auch, wie "coachable" man ist und Vorgaben der Trainer umzusetzen versucht. Talent und Glück sind natürlich ebenso große Faktoren.

LAOLA1: Hast du in den USA andere österreichische College-Sportler wie Golfer Matthias Schwab kennengelernt?

Pöltl: Außer Langläuferin Veronika Mayerhofer, die ebenfalls in Utah studiert, niemanden.

LAOLA1: Verfolgst du aktuell die EURO? Was traust du dem ÖFB-Team noch zu?

Pöltl: Natürlich! Es ist gerade schwer, ganze Spiele anzusehen, aber zumindest die Highlights schaue ich mir an und die Ergebnisse verfolge ich täglich. Ich denke schon, dass wir es ins Achtelfinale schaffen und besser als bei der Heim-EM abschneiden werden.

Das Gespräch führte Hubert Schmidt

 

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