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Raimann: "Ich sehe mich als einen Vorreiter"

Raimann: "Ich sehe mich als einen Vorreiter" Foto: © GEPA

Es ist vollbracht: Bernhard Raimann hat als erster Österreicher abseits der Kicker-Position Einsatzminuten in einem Regular-Season-Spiel gesammelt.

Der Rookie entlastete beim 20:20 seiner Indianapolis Colts bei den Houston Texans zum Auftakt Matt Pryor, Starter auf der Left-Tackle-Position (Spielbericht>>>). In den nächsten Wochen will sich der 24-Jährige für noch mehr Einsatzzeit empfehlen.

Im ersten Interview nach seinem Debüt - direkt aus dem Locker Room von Houston - berichtet Raimann über seine Gefühle bei der Premiere und die Eindrücke nach den ersten Monaten in der NFL:

Frage: Wie waren die ersten Momente auf der großen NFL-Bühne?

Bernhard Raimann: Es war echt aufregend, ich hatte ein bissl Herzrasen. In einem Regular-Season-Spiel reinzukommen, das ist was ganz anderes. Ich kann mich teilweise gar nicht mehr daran erinnern. Man läuft da raus und auf einmal merkt man sich gar nix mehr. Ich habe versucht, meinen Job so gut es geht zu machen und die zehn anderen Burschen nicht im Stich zu lassen. Das war dann ganz okay, aber natürlich nicht perfekt. Ich habe noch viel zu lernen, aber trotzdem war das echt eine super Erfahrung.

Frage: Ihre Mannschaft verpasste in der Verlängerung haarscharf den ersten Auftaktsieg seit neun Jahren. Wie sehr ärgert Sie das?

Raimann: Ich habe gemischte Gefühle. Wir haben nicht gewonnen, das ist ein Riesen-Rückschlag für uns auf dem Weg zur Super Bowl. Das ist unser Ziel. Die Zwischenziele sind natürlich, jedes einzelne Spiel zu gewinnen. Das nicht zu schaffen, ist sehr enttäuschend. In der ersten Hälfte haben wir so viele Chancen durch Eigenfehler ausgelassen. Es hat mich aber sehr gefreut, wie wir uns zurückgekämpft haben.

Frage: Wie beeindruckend war die Kulisse mit fast 70.000 Fans?

Raimann: Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich habe jahrelang davon geträumt und dass es jetzt endlich Wirklichkeit ist, das glaube ich selber noch gar nicht. Manchmal muss ich mich zwicken, weil es sich noch ein bissl unecht anfühlt. Bei den Vikings war ich immer eifersüchtig auf die Fußballer, die die Stadien gefüllt haben. Echt unbeschreiblich. Ich versuche, jeden Moment zu genießen. Man weiß nie, wie lange eine Karriere dauert. Mit einem schlechten Schritt kann es auch schnell wieder vorbei sein.

Frage: Wie viel fehlt noch auf den Starting Job als Left Tackle?

Raimann: Das ist immer schwer einzuschätzen. Mein Offensive-Line-Coach hat vor dem Spiel schon mit mir gesprochen, dass er mir eine Möglichkeit geben wird, mich zu beweisen. Die habe ich bekommen, jetzt schauen wir einfach, wie es nächste Woche ausschaut. Vielleicht bekomme ich noch ein bisschen mehr Spielzeit und sie erhöht sich weiter.

Frage: Was blieb nach den ersten Monaten in der NFL besonders hängen?

Raimann: Es gibt ein paar Rookie-Traditionen. In der Früh muss man vor den Meetings für die Coaches immer Popcorn machen und Snacks sowie Getränke bereitstellen. Während des Trainingslagers musste ich vor der ganzen Mannschaft singen. Ich habe die österreichische Nationalhymne gesungen. Ich bin überhaupt kein guter Sänger und hab sie definitiv in allen schiefen Tönen gesungen, aber dafür mit vollem Einsatz. Sie haben es mir durchgehen lassen.

Frage: Sehen Sie sich als Vorbild für den österreichischen Nachwuchs?

Raimann: Es ist immer schwierig, sich selbst als Vorbild zu bezeichnen. Ich würde mich als Vorreiter bezeichnen, weil ich weiß, dass es sehr talentierte junge Österreicher gibt, die Football spielen. Nicht nur bei den Vikings, sondern auch bei den Dragons oder den Raiders. Wir haben den besten Nachwuchs in ganz Europa. In den nächsten Jahren werden mehr und mehr Österreicher in den College-Football und dann auch in die NFL kommen.

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