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Julio Jones: Pest oder Cholera?

LAOLA1 Foto: ©

Manchmal gibt es auf die spannendsten Fragen die simpelsten Antworten.

Ob ihn irgendein Spieler in der NFL in Single-Coverage decken könne?

Julio Jones: "One-on-one? Nein, das glaube ich nicht."

Eine Einschätzung, die mehr für Realitätssinn denn für Arroganz steht. Denn als Lautsprecher wird der Superstar der Atlanta Falcons nicht mehr in die Geschichte eingehen. Er lässt lieber Taten auf dem Platz für sich sprechen.

Ergo lautet die Frage aller Fragen vor Super Bowl LI: Wie wollen die New England Patriots Jones stoppen?

DIESE STARS DER SUPER BOWL LI SOLTEST DU KENNEN:

(Text wird unter der Diashow fortgesetzt)


Patriots-Gameplan gegen Jones?

Und das ist tatsächlich eine spannende.

Ich bin bereits in unserem Playoff Monday nach den Championship Games darauf eingegangen, wie gespannt ich auf den Gameplan von New Englands Head Coach Bill Belichick gegen diesen Monster-Angriff von Atlantas Offensive Coordinator Kyle Shanahan bin.

Es zählt zweifelsohne zu den Stärken der Patriots, die größte Waffe des Gegners aus dem Spiel zu nehmen. Dies ist bei den Falcons fraglos Jones, einer der besten Receiver der Gegenwart und tendenziell auf dem Weg, einer der besten Receiver der NFL-Geschichte zu werden.

Aber sollte man sich tatsächlich zu intensiv um ihn kümmern? Zur Erinnerung ein Blick auf jene Partien in dieser Saison, in welchen der Kontrahent den Superstar komplett eliminierte:

  • Woche 3 in New Orleans: 16 Receiving-Yards, 0 TD - Atlanta siegte trotzdem 45:32

  • Woche 5 in Denver: 29 Receiving-Yards, 0 TD - Atlanta siegte trotzdem 23:16

  • Woche 8 gegen Green Bay: 29 Receiving-Yards, 0 TD - Atlanta siegte trotzdem 33:32

  • Woche 12 gegen Arizona: 35 Receiving-Yards, 0 TD - Atlanta siegte trotzdem 38:19

Der Gegencheck ergibt: Bei vier der fünf Saison-Niederlagen übertrumpfte Jones dafür locker die Schallmauer von 100 Receiving-Yards (gegen San Diego hatte er sogar 174), bei der Pleite in Woche 1 gegen Tampa Bay hatte er auch immerhin 66 Receiving-Yards und einen Touchdown.

Jones erwartet Doppeldeckung

Die Krux: Atlantas Offense ist mit den beiden umtriebigen Running Backs Devonta Freeman und Tevin Coleman beziehungsweise den übrigen Receivern wie Mohamed Sanu und Taylor Gabriel so vielschichtig besetzt, dass sich zwangsläufig Freiräume ergeben, wenn sich der Gegner zu sehr auf Jones konzentriert. Die Falcons sagen dann artig Danke. Insgesamt 13 Spieler haben in dieser Saison TD-Pässe des überragend aufspielenden Quarterbacks Matt Ryan gefangen - neuer NFL-Rekord.

On-on-one wiederum ist er nur schwer zu stoppen, da hat der gute Julio schon recht. Ein wenig erinnert die Wahl des Gegenmittels daher an die sprichwörtliche Entscheidung zwischen Pest und Cholera.

Jones selbst ist bereits gespannt, wie es die Patriots angehen werden: "Wir werden sehen, welches Element unseres Spiels sie versuchen, aus dem Verkehr zu ziehen. Ich erwarte definitiv viele Doppeldeckungen, wobei man sagen muss, dass die Patriots das ein wenig anders spielen. Aber wir werden sehen. Ich kenne ihren Defense-Plan natürlich nicht."

Ein Fall für Malcolm Butler

Integraler Bestandteil dieses Plans wird fraglos Malcolm Butler sein. Der Held von Super Bowl XLIX ist inzwischen zu einem der besten Cornerbacks der Liga gereift. Gelingt es ihm im Alleingang, die Kreise von Jones einzudämmen, ist für New England schon viel gewonnen.

"Julio Jones kann den Ball fangen, er kann Tackles umgehen, er kann blocken. Er ist wie ein Running Back, wenn er den Ball in seinen Händen hat", zieht der 26-Jährige seinen Hut, will sein Duell mit dem Falcons-Star jedoch nicht überbewerten:

"Ich weiß noch nicht, ob ich auf ihn abgestellt werde. Ich mache, was auch immer man mir sagt, damit das Team gewinnt. Aber jedes Team hat mehr als einen Spieler. Es gibt mehr als Julio Jones und Malcolm Butler. Es stehen noch zehn andere Spieler auf dem Feld. Es ist ein Team-Sport."


Daran, dass Jones zur Elite zählt, besteht für Butler "kein Zweifel". Dem Patriots-Cornerback gefällt neben der sportlichen Qualität eine weitere Eigenschaft genauso gut:

"Ich habe riesigen Respekt vor Julio. Er ist ein ruhiger Typ. Er ist einer der besten Receiver der LIga, aber man hört ihn nie, sich über irgendetwas beschweren. Man hört generell fast nichts von ihm. Er kommt zur Arbeit, arbeitet hart und ist ein großartiger Spieler. Ich würde sagen, wir sind uns im Stil, wie wir mit den Medien umgehen, sehr ähnlich."

Kein Superman-Gepose

Während einer Super-Bowl-Woche, die für Trubel und jede Menge Medientermine steht, kommen die beiden den Frage-und-Antwort-Spielchen nicht aus.

Bei der Super Bowl ist es so, dass die NFL von den Pressekonferenzen der Spieler und Trainer ein Transkript zur Verfügung stellt. Wer auch immer für das Abtippen der Aussagen von Jones verantwortlich ist, hat nicht die schlechteste Aufgabe erwischt. Verglichen mit den Referaten von so manchem Kollegen agiert der 27-Jährige eher schmallippig.

So sehr, dass er auch danach gefragt wurde, warum er im Vergleich zu einigen anderen Receiver-Superstars so still ist: "Ich weiß nicht, was andere machen. Ich für meinen Teile lebe lieber jetzt im Moment, bleibe in meinen Abläufen. Alles andere ergibt sich von sich selbst."

Eine klassische Null-Aussage. Aber ein gutes Beispiel.

Vielleicht erschließt sich so, dass die One-on-one-Aussage zu Beginn des Textes bei Jones eben nicht das klassiche Superman-Gepose ist, sondern sein ehrlicher Glaube, dass ihn niemand im Alleingang decken kann.

Nur ein Mal den Ball gefordert

Spielt Jones dieses Ass auch am Sonntag aus, wäre dies logischerweise ein Trumpf für die Falcons. Und dass er auch in diesem Spiel nicht sein Ego in den Mittelpunkt stellen wird, versteht sich tendenziell von selbst.

Sein Head Coach Dan Quinn erzählt, dass Julio in den zwei Jahren der Zusammenarbeit nur einmal zu ihm gekommen und den Ball gefordert habe: "Und selbst da hat er nicht gesagt 'Ich brauche den Ball', sondern 'Ich werde es hinkriegen'. Das sagt alles über ihn aus. Er ist wirklich die Grundfeste unseres Team-Konzepts. Für diejenigen, die ihn nicht so gut kennen: So talentiert und gut er auch ist: Sie individuellen Errungenschaften bedeuten ihm nicht annähernd so viel wie jene des Teams."

Einen Super-Bowl-Ring erobert man ohnehin nur als Team. Es soll in der Geschichte der NFL einige extrovertierte und durchaus auch egoistische Superstar-Receiver gegeben haben, deren Finger kein Ring ziert.

Jones würde nicht tauschen.


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