PHILADELPHIA EAGLES:
by mundafinga
Die letzten Jahre in Philadelphia waren geprägt von einem äußerst imposanten Rebuild. Innerhalb von nur zwei Jahren wurde aus einem 4-11 Team ein Super-Bowl-Anwärter, der mit 14-3 durch die Regular Season walzte und auch in den Playoffs (bisher) nicht zu bremsen war.
Hauptverantwortlich dafür zeichnet General Manager Howie Roseman. Er hat das Kunststück vollbracht, innerhalb von kürzester Zeit einen Kader zusammenzustellen, den man ohne Übertreibung als den komplettesten der Liga bezeichnen kann. Und das, ohne dafür Haus und Hof zu verkaufen.
Tatsächlich hat Philly im nächsten Draft sogar vier Picks in den ersten drei Runden, darunter den First Rounder von den Saints, zusätzlich zum eigenen Erstrundenpick.
Hätte also Jalen Hurts, aktueller Starting Quarterback und einer der Hauptgründe für den Super-Bowl-Einzug, nicht eingeschlagen, hätte man im kommenden Draft sogar die Munition gehabt, für einen neuen Quarterback hochzutraden. Und es war keineswegs eine sichere Sache, dass sich Hurts so entwickeln würde, wie er es tat.
Im Draft 2020 in der zweiten Runde mit Pick 53 gezogen, war er als Backup für den damals klaren Starter Carson Wentz eingeplant. Roseman bewies jedoch Weitsicht. Wentz baute massiv ab, wurde ein Jahr später noch sehr gewinnbringend nach Indianapolis getradet und Hurts übernahm zu Beginn der letzten Saison als Starting Quarterback.
Bereits in seiner ersten Saison sah man viel Potenzial, speziell als Runner überzeugt er sofort und das Team schaffte es sogar direkt in die Playoffs, wo es allerdings eine Abreibung von Tom Bradys Buccaneers setzte.
Im Vergleich zur letzten Saison entwickelte sich Hurts in der aktuellen Spielzeit aber vor allem als Passer deutlich weiter, dazu kam mit A.J. Brown via Trade ein echter Nummer-1-Receiver aus Tennessee. Zusammen mit dem ein Jahr zuvor gedrafteten Devonta Smith gab Roseman seinem jungen Quarterback ein Top-Receiver-Duo an die Hand und damit alle Möglichkeiten um erfolgreich zu sein. Und es sollte funktionieren.
Hinter einer der besten Offensive Lines der Liga konnte Philadelphia häufig nach Belieben laufen, aber auch durch die Luft war Philly eine der Top Offenses, wie zwei Receiver in den Top 10 nach Receiving Yards beweisen. Und da sprechen wir noch gar nicht von Dallas Goeddert, einem der besten Receiving Tight Ends der Liga, oder von mehreren Running Backs, die im Laufspiel den Unterschied machen können.
Als wäre diese Offense nicht genug, stellt Philly auch eine der besten Defenses der Liga. Die zweitwenigsten Yards per Game, die wenigsten Passing Yards per Game, die meisten Sacks, die siebtwenigsten Punkte zugelassen, usw…
Speziell an der Line sind die Eagles eine Macht, hier konnten sie in der aktuellen Saison sogar einen Rekord aufstellen. Nie zuvor stellte ein Team vier Spieler mit 10+ Sacks in einer Regular Season. Und auch diese Defense trägt klar die Handschrift von GM Roseman, so wurde ein Großteil der aktuellen Secondary und der aktuell beste Pass Rusher des Teams (Haason Reddick) alle innerhalb der letzten zwei Jahre via Trades geholt, keiner davon übermäßig teuer.
Was bedeutet das nun für das Super-Bowl-Matchup mit den Chiefs? Kansas City hat sicherlich den besseren Quarterback (wahrscheinlich den Besten der ganzen Liga), den besseren Tight End und vermutlich den besseren Head Coach/Play Caller. Auf allen anderen Positionen/Positionsgruppen ist Philadelphia besser und tiefer aufgestellt.
Speziell an den Lines sollten die Eagles das Spiel dominieren können. Zusätzlich ist Mahomes angeschlagen, ich wäre überrascht wenn er bei 100 Prozent wäre. Gegen diesen Eagles Pass Rush wird Mahomes seine Beine brauchen, sonst wird er einer seiner besten Fähigkeiten beraubt - der Möglichkeit zu improvisieren. Und selbst wenn er den Ball schnell genug los wird, wartet in der Coverage eine sehr gute Secondary.
Auf der anderen Seite des Balles haben die Chiefs mit Chris Jones nur einen ernstzunehmenden (wenn auch sehr, sehr guten) Pass Rusher, Edge-Verteidiger muss man aus Eagles-Sicht überhaupt gar keinen fürchten. Wenn Philadelphia den Ball laufen kann, sehe ich keine Chance für Kansas City.
Wenn die Chiefs das Laufspiel, sowohl das reguläre als auch Jalen Hurts, gestoppt bekommen, haben sie natürlich eine Chance. Dazu werden sie aber mehr Spieler in die Box stellen müssen und dann wird es darauf ankommen, ob die Cornerbacks im direkten Duell gegen A.J. Brown und Devonta Smith bestehen können. Aber auch hier sehe ich einen klaren Vorteil für die Eagles.
Ich glaube nicht, dass es ein deutliches Spiel wird, dafür sind Mahomes und Reid zu gut in ihrem Job. Aber egal, wie ich es drehe und wende, für mich sind die Eagles der klare Favorit, selbst mit einem fitten Mahomes wären sie leichter Favorit für mich.
Sofern Jalen Hurts keine gravierenden Fehler macht, was aufgrund seiner Unerfahrenheit natürlich absolut möglich ist, sollten sie dieses Spiel auch gewinnen. Und wenn es tatsächlich zum zweiten Titel in der Franchise-Geschichte kommen sollte, hätte auf jeden Fall Howie Roseman mit seinem Bilderbuch-Rebuild einen riesengroßen Anteil an diesem Titel.
KANSAS CITY CHIEFS:
by AustrianViking
Das Highlight des Football Jahres steht vor der Tür und ich darf hier ein paar Gedanken zu den Kansas City Chiefs zu digitalem Papier bringen.
Die Kansas City Chiefs haben es also wieder geschafft und sind als Nummer 1 der AFC in die Super Bowl eingezogen, wo sie nun auf die Philadelphia Eagles treffen.
Nicht wenige Experten prophezeiten vor der Saison eine Wachablösung in der hochgerüsteten AFC West, da die Chiefs in einer "Übergangssaison" gesehen wurden. Man hat mit Tyreek Hill den besten Receiver per Trade abgegeben, Safety Thyrann Mathieu, einer der defensiven Leader, wurde als Free Agent gehen gelassen.
So hat man aus der Not eine Tugend gemacht und das Team mit den aus dem Hill-Trade akquirierten Picks primär über den Draft als durch große Free Agency Signings komplettiert. Durch einen famosen Draft schafften es die Chiefs unerwarteterweise, dass man das Team, trotz der ligaweit meisten Rookie Einsätze, noch besser machen konnte.
Das Ende des Liedes ist bekannt – die Chiefs gingen 6-0 in der Division und stehen nach Siegen über die Jaguars und die Bengals zum dritten Mal in der Ära von Patrick Mahomes in der Super Bowl.
Der Rest der vor der Saison hochgelobten und als die vermeintlich beste Division angepriesenen AFC West? Chargers doing Chargers things, Las Vegas fehlt es so ziemlich an allem, vor allem an einem Quarterback und Denver – tja wir wissen, wie die Saison gelaufen ist. Überhaupt wird die Ära Mahomes neben den teils absurden spielerischen Highlights auch erfolgsmäßig immer beeindruckender, man muss sich nur ansehen, wie die Saison für die Chiefs jeweils geendet hat, seit Patrick Mahomes als Quarterback übernommen hat:
2018: AFC Championship Game
2019: Super Bowl (W)
2020: Super Bowl (L)
2021: AFC Championship Game
2022: Super Bowl
Worauf wird es also am Sonntag für die Chiefs ankommen? Der wichtigste Punkt wird wohl sein: Wie geht es Mahomes‘ Knöchel und wird dieser halten?
Nachdem er, überspitzt gesagt, gegen die Jaguars und die Bengals teilweise als Einbeiniger gespielt hat, würde dies gegen die Eagles vermutlich eher nicht reichen. Laut den letzten Medienberichten sollte es aber keine Zweifel geben, dass Mahomes spielen kann und zumindest fast fit sein wird.
Ebenso entscheidend wird das Duell an der Line of Scrimmage werden. Schafft es die O-Line der Chiefs den enorm starken Pass Rush der Eagles zu bremsen, wäre das schon ein wichtiger Schritt in Richtung Super Bowl Titel. Sollte dies nicht funktionieren, gibt es aber immer noch die Möglichkeit, viel über die Running Backs mit kurzen Checkdown Pässen in das Spiel zu bringen – es könnte das große Spiel von Jerrick McKinnon werden.
Wichtig wäre es natürlich ebenso, dass es die Chiefs-D-Line, allen voran mit Chris Jones, der eine Monster-Saison hinter sich hat, schafft, Jalen Hurts aus dem Konzept zu bringen und als Runner zu limitieren.
Spieler im Fokus: (abgesehen von Patrick Mahomes)
Travis Kelce: Der X-Faktor in der Offensive der Chiefs und der beste Tight End der NFL. Seine Wichtigkeit ist nach dem Abgang von Hill nochmals gestiegen, was sich in noch mehr Targets bemerkbar machte – und er lieferte, so schaffte er mit 15 Touchdowns einen neuen Karrierebestwert.
Es gibt wohl keinen Spieler, dem Mahomes derart vertraut wie Kelce, wie er nach dem Chargers Spiel im November auch offen kundtat: "Ich gehe durch die Reads, es sei denn, Kelce ist in Man Coverage. Dann bekommt er den Ball. Ich mache keine Witze, wenn er in Man-to-Man-Coverage ist, gebe ich ihm eine Chance. Ich weiß, dass er die meisten davon gewinnen wird. Ich weiß, wie besonders er ist."
Alles in allem erwarte ich ein enges Spiel mit dem knapp besseren Ausgang für die Chiefs – mein Tipp daher: 24:21 für die Chiefs.