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Golf: Damen erobern "Herren-Bastion" Augusta

LAOLA1 Foto: ©

Es ist hoch an der Zeit und es ist einmalig: Die Golf-Damen rüsten zum Sturm auf Augusta.

Erstmals in der Geschichte geht auf dem heiligen Rasen des legendären "Augusta National" ein Damen-Turnier in Szene. Großartig, dass mit der Niederösterreicherin Emma Spitz auch eine heimische Spielerin dabei ist, wenn unmittelbar vor dem Masters der Herren Golf-Geschichte geschrieben wird.

Die 18-Jährige ist eine von 72 Spielerinnen, die ab heute Mittwoch beim Augusta National Women's Amateur abschlagen.

Kaum ein Golfclub steht so für Tradition und alte Werte wie der 1932 gegründete Augusta National GC im US-Bundesstaat Georgia.

Alljährlich wird auf dem club-eigenen Platz in der Woche mit dem zweiten Sonntag im April das erste der vier Herren-Majors ausgetragen.

Begriffe wie "Amen Corner", "Magnolia Lane" oder "Green Jacket" kennt die Welt mittlerweile ebenso wie die teils wunderlichen Augusta-Club-Regeln.

Jede Spielbahn ist nach einem Gewächs benannt

Nur Mitglieder, qualifizierte Herren-Profis und handverlesene Auserwählte dürfen in den wenigen Wochen, in denen der Platz geöffnet ist, auf den Kurs, auf dem jede Spielbahn nach einem Gewächs benannt ist.

Smartphones, Fotografieren und Laufen sind während des Turniers verboten. Offizielle Aufnahme-Verfahren oder Mitglieder-Listen gibt es nicht. Wer dazugehören soll, erfährt dies durch die kommentarlose Zusendung eines Zahlscheines.

Dass nun erstmals Frauen in diesem privaten Südstaaten-Club am Savannah-River abschlagen, ist bemerkenswert.

Erst 1990 wurde in Augusta der erste schwarze Amerikaner aufgenommen. 2012 - nach viel Kritik - erstmals auch Frauen, darunter die ehemalige US-Außenministerin Condoleezza Rice.

Zugelassen sind nun bei der Premiere eines Damen-Turniers aber nur Amateurinnen und lediglich die Schlussrunde am Samstag wird tatsächlich auf dem Augusta National gespielt.

Die Qualifikation dafür erfolgt am Mittwoch und Donnerstag auf einem Nachbarplatz über 36 Löcher, also zwei Runden. Nur die Top 30 dürfen dann nach einer weiteren Probe-Runde am Samstag auf dem Augusta National um den Sieg kämpfen.

Warum man sich für Damen-Golf geöffnet hat, erklärte Augusta-Chairman Fred Ridley damit, dass die Club-Gründer das Erbe hinterlassen hätten, "immer unser Bestes für den Golfsport zu unternehmen."

Man hoffe, mit diesem Turnier einen wichtigen Einfluss auf die Zukunft des Damen-Golfs zu haben.

Tatsächlich kommen Ex-Größen wie Annika Sörenstam - die Schwedin gewann 93 Turniere, darunter zehn Major-Titel - zuschauen. So manche Proette hätte sich dem Vernehmen nach gerne reamateurisieren lassen, um ein Mal auf diesem legendären Platz eine Wettkampf-Runde spielen zu dürfen.

Emma Spitz hofft am Samstag im Finale zu stehen

Auch für Spitz ist der Samstag nun Endstation Sehnsucht.

"Leicht wird es nicht. Es sind die besten Siebzig der Welt da, vermutlich werde ich am ersten Abschlag hypernervös sein. Hoffentlich verkacke ich es nicht", scherzte sie im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. "Es wird sicher spannend. Ich werde versuchen, es trotzdem zu genießen."

Alleine das Antreten in Augusta ist aber schon ein Riesenerfolg. "Seit man das Turnier angekündigt hatte, wollte ich dabei sein", hatte Spitz dem US-Golf-Channel in einem Live-Interview gestanden, nachdem sie sich schon im August des Vorjahres durch ihren Sieg bei den British Amateur als eine der Ersten für das Turnier qualifiziert hatte.

"Dass Emma in Augusta abschlagen kann, ist eine große Ehre für Österreich", meinte ÖGV-Sportdirektor Nikolaus Zitny.

Spitz sieht das ähnlich. Respekt und Begeisterung empfinde sie. "Augusta ist so speziell. Viel Tradition, aber auch sehr cool", war sie aufgeregt, Teil des Hypes um einen der berühmtesten Golfplätze der Welt zu sein.

80.000 Tickets für Damen-Tag in Augusta verkauft

Denn eine Woche bevor Tiger Woods, Rory McIlroy und Co zum Herren-Masters anrücken, erzeugt schon das Damen-Amateurturnier in Augusta riesige Aufmerksamkeit. Die 80.000 Zuschauer-Tickets waren sofort verkauft, NBC überträgt live.

"Dass wir Teil des Masters sind, hilft sicher", hofft Spitz auch auf positive Auswirkungen für das punkto Preisgeld hinterherhinkende Damen-Golf.

"Von mir aus können sie als nächstes hier gleich auch ein Frauen-Major machen. Ich hoffe, dieses Turnier hilft, den Golfsport größer zu machen. Wenn du das hier gewinnst, kennt dich jeder, der sich für Golf interessiert."

Spitz ist in Wien geboren und aufgewachsen im niederösterreichischen Schloss Schönborn bei Göllersdorf, also direkt am Golfplatz.

Den Sport betreibt sie seit ihrer Kindheit. Mittlerweile ist die Tochter zweier Ärzte Österreichs größtes Damen-Golftalent. Spitz hat zweimal die Italian Amateur und im Vorjahr mit der 90. British Amateur als erste Österreicherin das bedeutendste Golf-Nachwuchsturnier der Welt gewonnen. Bei den Olympischen Jugendspielen holte die zweifache Junior-Rydercupperin Bronze.

Bernd Wiesberger versorgte Spitz mit Fotos und ratschlägen

Begleitet wird Spitz in Augusta von Coach Daniel Lamprecht sowie Caddie Felix Schrott, ihrem Freund. Auch Bernd Wiesberger wurde im Vorfeld kontaktiert.

Der Golfprofi ist zwar erstmals seit seinem Debüt 2015 diesmal nicht für Augusta qualifiziert, hat Spitz aber mit Fotos und Ratschlägen versorgt. "Ich weiß jetzt, wo ich besonders aufpassen muss. Die Tipps von Bernd waren echt cool."

Der US-Trip ist für Spitz doppelt wichtig. Denn nach dem Turnier macht sich die am 10. April 19 Jahre alt werdende Maturantin auf die Suche nach einer US-Universität. Die UCLA in Los Angeles sowie Oregon sind im Visier.

In etwa zwei Jahren soll Emma Spitz dann über die amerikanische Tourschool den Weg ins Profilager finden.

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