Die Niederlage "schleicht sich ein"
Ein paar verworfene Chancen, ein paar defensive Lücken nach Seitenwechsel - viel war es nicht, was Österreich vom regierenden Europameister trennte.
Weber, der mit einer besserer Verwertung seiner hundertprozentigen Möglichkeiten die Spanier ins Schwitzen hätte bringen können, meinte, die Niederlage hätte sich "überall eingeschlichen": "Wir haben in der ersten Hälfte viele freie Bälle verworfen und blöde Bälle 'verdaddelt'. Am Ende verlieren wir wegen dieser Fehler verdient."
"Vielleicht ist es die breitere Bank, wo weniger Qualität verloren geht. Und die Abgezocktheit. Aber wir haben einen Leader (Nikola Bilyk, Anm.), der noch ganz jung ist und das Ruder in zwei bis drei Jahren noch mehr an sich reißt, dann schaut das schon wieder anders aus."
Für den Rechtsflügel war es ein "komisches Spiel", mit guten Phasen in Angriff und der Deckung - aber immer nur phasenweise.
Über seine eigenen Fehler ärgere er sich, "die Bälle sind nicht dort hin, wo sie hin sollten, die hatte ich anders geplant. Aber das gehört dazu und ich habe bisher eine sehr gute EM mit einer überragenden Quote gespielt. Aber ich muss mich auch an der eigenen Nase nehmen und mich mit ein bisschen mehr Biss reinschmeißen."
Nach Aufbruch der vier Tore Unterschied hätten die Spanier das "routiniert heruntergezockt. Sie haben aus einem Minimum an Input das Maximum herausgeholt."
Der Defensiv-Motor hat dann gefehlt
Nicht gerade geholfen hat den Österreichern auch der Ausschluss gegen Lukas Herburger nach 26 Minuten, der vor allem defensiv wichtige Aufgaben erfüllte: "Er ist unser Fighter in der Deckung, der Motivator und Motor. Das war ein unglückliches Foul - eine klare Rote, aber keinesfalls absichtlich. Und am Ende hat genau sein Biss gefehlt", meinte Weber.
Auch Torhüter Thomas Eichberger zeigte wieder gute Phasen, mit sechs Saves aus 29 Schüssen machte er aber keinen entscheidenden Unterschied.
"In der Abwehr sind wir nicht so kompakt gestanden, wie wir das wollten, haben die Spanier ihre Angriffe viel zu lange spielen lassen, ohne dazwischenzugehen. Das ist eben eine Weltklasse-Mannschaft, die jeden Fehler bestraft", fasste der Keeper kurz und knapp zusammen.
"Es ist aber nichts passiert. Kroatien und Spanien waren die beiden Gruppenfavoriten. Wir wissen, wo wir die Fehler gemacht haben, und werden sie abstellen."
Der Teamchef zeigt sich stolz
Während Nikola Bilyk doch ein wenig haderte und bei Abruf der eigenen Bestleistung Punkte in Reichweite gesehen hätte, war Teamchef Ales Pajovic mit dem Vorgetragenen sehr zufrieden.
"Wenn es so ein heißes Spiel ist, passieren auch Fehler. Die Wurfquote kann nicht immer so gut wie in der Vorrunde sein. Aber ich finde es schön für den österreichischen Handball, dass wir jetzt gezeigt haben, auch gegen die besten Teams gut spielen zu können", blieb der Slowene Realist.
"Die Jungs haben gekämpft, sind mit Vollgas gestartet - auch ich war richtig heiß. Aber wenn die Spanier jeden Fehler nutzen, wird es eben schwer."
Wenn hundertprozentige Chancen liegen bleiben würden und einfache Gegenstöße beim Gegner landen, seien das gegen einen Europameister der Fehler schon genug.
Die Bank und ein reiferer Bilyk
Und das Zwischenfazit nach zwei Spielen gegen die "Riesen"? Was fehlt noch auf die Top-Nationen?
Eine "schwere Frage" für Robert Weber: "Vielleicht ist es die breitere Bank, wo weniger Qualität verloren geht. Und die Abgezocktheit. Aber wir haben einen Leader (Nikola Bilyk, Anm.), der noch ganz jung ist und das Ruder in zwei bis drei Jahren noch mehr an sich reißt, dann schaut das schon wieder anders aus", war der Routinier frohen Mutes.
Zwei bis drei Jahre sind es aber nicht, die bis zum nächsten großen Spiel bleiben - nur einmal mehr 48 Stunden. Nach der Niederlage gegen Kroatien (HIER nachlesen>>>) wird das Duell mit Deutschland am Montag für Österreich zum Schicksalsspiel um den "Trostpreis", das Spiel um Platz fünf.
Und Österreich hat im Kampf darum zwei Punkte mehr vorzuweisen, die Deutschen brauchen einen Sieg.
Kein Außenseiter mehr
"Groß trainieren müssen wir nach fünf Spielen sowieso nicht mehr. Natürlich ist die Enttäuschung nach zwei Spielen, wo mehr drin gewesen wäre, groß, aber das hilft bei einer EM nichts. Und es kann noch sehr viel passieren", hakte Weber die zwei bestrittenen Hauptrunden-Schlachten ab.
Für Pajovic ist jetzt schon klar: "Weil wir die EM super gespielt haben, wird niemand mehr von Österreich als Außenseiter reden. Wir haben einen großen Schritt vorwärts gemacht, das ist auch für die Zukunft wichtig."
Und für die Zukunft des Handballs wäre auch ein Spiel um Platz fünf ein enormer Erfolg. Der Flieger nach Stockholm ist noch nicht abgehoben. Aber eine Sensation wird es brauchen - gegen den "Lieblingsnachbarn".