"Er ist ein bisschen wie mein zweiter Vater, ich kann mit all meinen Problemen zu ihm gehen."
Der Grund: Suljovic lässt viele Turniere aus, dem Österreicher fehlt es an Spielpraxis. Vor einer ähnlichen Situaton stand das rot-weiß-rote Team auch im Vorjahr: "Letztes Jahr wollte er mir schon diesen Platz übergeben, weil er nicht so viel Spielpraxis hatte. 'Rowby mach du den Bull-Wurf, du startest das Match', hat er damals zu mir gesagt", gibt Partner Rodriguez einen Einblick hinter die Kulissen. Der 28-Jährige lehnte bekanntlich ab.
"Nein, wir haben das noch nie gemacht. Du bist die Nummer eins in Österreich und ich vertraue dir", antwortete "Little John" damals entschlossen.
"Solange er spielt, bleibt Mensur die Nummer eins"
Auch dieses Jahr soll Suljovic das Team in die hoffentlich vielen Länderkämpfe in der Frankfurter Eissporthalle führen. "Solange Mensur spielt, ist und bleibt er die Nummer eins", stärkt der 80. der PDC-Rangliste seinem Partner den Rücken.
Suljovic und Rodriguez sind nicht das klassische World-Cup-Doppel. "The Gentle" nahm "Little John" bereits als Jugendlicher unter seine Fittiche. "Ich betrachte Mensur eigentlich als Familie", adelt Rodriguez den einstigen World-Matchplay-Finalisten. "Er ist ein bisschen wie mein zweiter Vater, ich kann mit all meinen Problemen zu ihm gehen", so Rodriguez.
Der Wahl-Tiroler traut dem 50-Jährigen durchaus zu, der drohenden Abwärtsspiralle zu entkommen und wieder ganz oben anzugreifen. "Wenn er die WM gewinnt, ist er sofort wieder vorne mit dabei. Ein Turnier kann alles auf den Kopf stellen. Ich glaube auch daran, dass er jederzeit so ein Turnier spielen kann".
Der Schüler zieht am Meister vorbei
Gelingt dieser Turnaround beim World Cup? Im letzten Jahr lief Suljovic in Jena bekanntlich zur Höchstform auf, auch ohne Spielpraxis.
In zwölf Monaten ist viel passiert, schaut man nur auf das eingespielte Preisgeld der laufenden Saison ist der Schüler am Meister vorbeigezogen.
"Früher oder später werden wir zusammen den World Cup spielen, da bin ich mir ganz sicher"
In der Preisgeld-Rangliste des bisherigen Jahres der PDC scheint "Little John" mit 24.500 eingespielten Pfund vor "The Gentle" auf (21.750). Aufgrund beeindruckender Leistungen auf der European Tour (dreimal in Folge im Viertelfinale) kann der Wahl-Tiroler seine Saison entspannt planen.
"Ich bin sowohl für die Weltmeisterschaft als auch für die Europameisterschaft schon so gut wie fix qualifiziert. Ich glaube nicht, dass da noch etwas schieflaufen kann", berichtet der 28-Jährige. Auch für andere große Major-Turniere wie den World Grand Prix oder die Players Championship Finals kann es bei gleichbleibenden Leistungen reichen.
RJR ist endgültig auf der großen Bühne des Dartsports angekommen. Und doch lässt er seinem zuletzt schwächelnden Idol den Vorzug. "Wir harmonieren einfach, ich vertraue ihm blind", erklärt der gebürtige Wiener.
"Früher oder später werden Rusty und ich spielen"
Den formstärkeren Spieler an Position zwei zu nennen, ist aber kein rein-österreichisches Phänomen. Die Belgier Kim Huybrechts und Dimitri van den Bergh machen das seit Jahren. Hintergrund ist auch hier eine Mentor-Schüler-Beziehung.
"Manche Teams passen ihre Aufstellungen je nach Gegner an, wir haben noch nie etwas geändert und haben es auch dieses Jahr nicht vor", so Rodriguez. In der Rolle des zweiten Manns will der Österreicher mit dem schnellen Wurf auch in diesem Jahr für Furore sorgen.
Einen Ausblick in die Zukunft kann sich aber auch Rodriguez nicht verkneifen. "Früher oder später werden wir zusammen den World Cup spielen, da bin ich mir ganz sicher", versichert der 28-Jährige, auf seinen Bruder Rusty-Jake Rodriguez angesprochen. Der 21-Jährige ist zurzeit die Nummer 127 der Order of Merit, im letzten Jahr gewann er bei seinem WM-Debüt im Alexandra Palace.
Bis es soweit ist, sollen auch mit dem "zweiten Vater" noch einige Erfolge gefeiert werden. Möglicherweise gelingt den beiden langjährigen Weggefährten in diesem Jahr der ganz große Coup.