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Nach "Schallmauer-Wurf": Freie Fahrt für Weißhaidinger

 Nach "Schallmauer-Wurf": Freie Fahrt für Weißhaidinger Foto: © GEPA

Die Jagd nach dem 70-m-Wurf hat Lukas Weißhaidinger im Vorjahr eine bessere Platzierung bei der WM in Eugene und der EM in München gekostet. Oder vielmehr das knappe Verfehlen.

"Das ist mir das ganze Jahr nachgehängt, das hat mich das ganze Jahr geärgert", sagte der Oberösterreicher kurz vor den Weltmeisterschaften in Budapest im APA-Gespräch. Heuer erreichte er das Ziel, das brachte Ruhe und Selbstsicherheit und "freie Fahrt" in Richtung Großereignisse.

Weißhaidinger: "Alles ist irgendwie oasch auf einmal"

Ohne zu übertreten hatte Weißhaidinger im Frühjahr 2022 die 70-m-Marke geknackt, allerdings war der Sektor wegen des Windes anders und letztlich falsch ausgelegt worden und der Versuch ungültig.

Als dann auch noch kurz vor der WM in den USA der Schwede Simon Pettersson seinen 70-m-Wurf auf Instagram bejubelte, mischte sich in Weißhaidingers Stimmungslage Ärger. "Ich habe mir gesagt, das gibt es ja nicht. Ich habe es ja eigentlich auch schon geschafft. Das darf nicht wahr sein."

Er verspürte "negative Vibes", denn auf einmal habe nichts mehr hingehaut. "Auf einmal kommt da ein Koffer nicht an, auf einmal knickt man da vielleicht um. Alles ist irgendwie oasch auf einmal. Natürlich, als Sportler versuchst du dich rauszuziehen. Aber dann stehst du da in Eugene und in München und dann drückt dir das auf die Schulter."

Bei der WM landete Weißhaidinger an der zehnten Stelle, bei der EM wurde er Neunter. Zu wenig für den jeweils Bronzemedaillengewinner von Olympia 2021 in Tokio, der WM 2019 in Doha und der EM 2018 in Berlin.

Vorfreude auf Budapest und Paris

Mit seinem Trainer Gregor Högler habe er daraus die Lehren gezogen und offen gesprochen. "Ich denke schon, dass da heuer viel daraus entstanden ist", sagte Weißhaidinger. "Man lernt nie aus. Es war schwierig und schmerzhaft, aber am Schluss vielleicht ein gesunder Auswischer, dass wir uns wieder konzentrieren", meinte Högler.

Daher galt heuer zu Jahresbeginn die volle Konzentration den 70 m, die Schallmauer durchbrach der 31-jährige Weißhaidinger am 19. Mai mit 70,68 m in Schwechat. "Ab Juni war alles ganz einfach. Die 70 m waren für mich abgehakt, das kann mir keiner wegnehmen. Ich hatte freie Fahrt Richtung Budapest. Dann als nächstes freie Fahrt nach Paris. Das ist etwas richtig Cooles, da kriege ich direkt ein bisserl Ganslhaut."

Mit Rückenwind, einem gewissen Selbstverständnis und Leichtigkeit agierte er in Folge im Wurfring. "Und um die Lockerheit geht es mir in Budapest, die will ich dort auch präsentieren", hat sich der Vierte der Jahresweltbestenliste vorgenommen.

Weißhaidinger will "besten Wettkampf des Jahres abliefern"

Die Konkurrenz in Qualifikation (Samstag) und Finale (Montag) ist jedoch stärker denn je, Erfolgsgarantie gibt es keine. "Ich habe eine riskante Technik zum Schluss, aber dadurch werfe ich gegen Leute, die 2,10 m groß sind, trotzdem noch weit mit meinen 1,96", sagte Weißhaidinger.

"Es kann auch sein, dass der Tag einfach wieder nicht passt." Damit müsse man leider im Sport immer rechnen. Aber Eugene und München seien abgehakt. "Ich will in Budapest neun Würfe haben und den besten Wettkampf des Jahres abliefern."

Högler sieht 2023 als "das Jahr der Resilienz". Das Niveau sei so hoch wie noch nie. "Dass wir da trotzdem mitmischen können, zeigt, dass wir uns nicht zurückgelehnt haben. Wir haben auch aufgeholt. Wir haben am Anfang des Jahres in den 70er investiert und haben jetzt absichtlich rausgenommen. Ich weiß, was ihn gut macht."

In Budapest erhofft sich der Trainer den weitesten Wurf seines Schützlings bei einem Großereignis bisher, damit muss er die 67,07 von Tokio überbieten. "Dann geht es natürlich um Positionen und da reden zehn andere Nationen auch mit. Die sind richtig gut die anderen, aber wir sind auch richtig gut."


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