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Weißhaidinger: Wie YouTube den Diskus-Sport beeinflusst

Weißhaidinger: Wie YouTube den Diskus-Sport beeinflusst Foto: © GEPA

Lukas Weißhaidinger hat den Diskus heuer schon auf 70,68 m geworfen, damit ist er die Nummer vier der Weltrangliste.

Am Samstag kämpft der 31-jährige  Oberösterreicher bei der Leichtathletik-WM in Budapest um den Finaleinzug und die vierte Medaille bei einem Großereignis, die erste seit Olympia-Bronze 2021.

Im Interview mit der APA spricht er über die starke Konkurrenz, die vielen weiten Würfe, seine eigene Technik und Risikobereitschaft.

"Für Diskuswerfer sind es keine schönen Jahre."

Lukas Weißhaidinger über die Konkurrenz

Frage: Sie sind so stark wie nie, zählen zum Klub der 70-m-Werfer, und zugleich ist auch die Konkurrenz stärker denn nie. Schlechtes Timing?

Weißhaidinger: Für Diskuswerfer sind es keine schönen Jahre (lacht)! In Tokio, in Doha, da hat man mit 68 m Gold gewonnen. Mit 68 m kann es dir heuer passieren, dass du bei der WM Vierter oder Fünfter wirst. Wenn du jetzt eine Medaille ergatterst, ist die noch einmal viel mehr wert als die davor. Es wird wieder mal anders werden, man wird auch mit 66, 67 m wieder was gewinnen. Aber da werden wir alle aufgehört haben. Also ich zumindest. Da werde ich mir das im Fernsehen anschauen und denken: ach, warum nicht jetzt? Jetzt ist es so einfach.

Frage: Das muss aber auch Spaß machen, so auf dem höchsten Level zu den Besten dazuzugehören?

Weißhaidinger: Wenn man zu den besten Diskuswerfern der Welt gehören will, muss man auch die Besten schlagen. Das macht es auch recht spannend. Eine Medaille wäre absolut wertvoll. Wer eine Medaille macht, ist absolut the best of the best.

Frage: Wieso fliegen die Disken derzeit so weit?

Weißhaidinger: Zum einen muss man sich die Leute anschauen: man hat einen Mykolas Alekna, dessen Papa selbst Olympiasieger war. Einen Daniel Ståhl, der eine Armspannweite von 2,23 m hat. Einen Kristjan Ceh, der ähnliche Proportionen hat und mit Gerd Kanter trainiert. Und in der gesamten Leichtathletik merkt man, dass Athleten in Ländern über Youtube etc. Zugriff zu Trainingsvideos und auf trainingstechnische Methoden haben, die sie vor einigen Jahren noch nicht so hatten. Siehe Julius Yego, der Speerwerfer aus Kenia, der mit YouTube Speerwerfen gelernt hat und Weltmeister wurde. Aber das Ganze vereint, dass die Technik jetzt viel schöner, viel plausibler für weite Würfe ist. Wenn man sich die 70-m-Werfer vor der 2000er Wende anschaut, wie das teilweise technisch grauslich ausgeschaut hat.

Frage: Apropos schöne Technik. Wie sicher ist Ihre Technik derzeit?

Weißhaidinger: Das ist immer situationsabhängig. Bei den 69,11 im letzten Jahr in Eisenstadt hatte ich nach vorne viel Platz, konnte attackieren. Dann habe ich wieder Wettkämpfe mit weiten Würfen, die aber ungültig sind. Unterm Strich ist es schon so, dass ich die Möglichkeit habe, über eine gewisse Weite, 66, 67 m, sicherer zu werfen. Aber die richtigen Weiten mit 68, 69, 70 m, das ist immer mit einem gewissen Risiko nach vorne verbunden (Übertreten/Anm.). Wenn ich vorne beim Anschwung etwas lockerer reingehen kann, den ersten Teil der Drehung ähnlich wie eine Welle, eine ruhige am Anfang, dann die höhere, kurz halten kann und dann attackiere, geht es sich vorne gut aus. Aber wenn auf einmal 50.000, 60.000 Leute zuschauen, ist das alles ein bisserl schwieriger.

Frage: Normalerweise wählen Sie das Risiko.

Weißhaidinger: Es ist ein Sport, es geht um Grenzen, um Grenzen auszutesten, vielleicht einmal Grenzen verschieben. Aber in dem Fall sind dann 2,50 m auch 2,50 m. Ich werde vielleicht in Budapest einen guten übertreten. Damit muss ich leider leben. Ich bin nicht Diskuswerfer geworden, dass ich sechs gültige habe und dafür nicht weit werfe. Ich nehme lieber die Chance auf einen guten und riskiere dafür das Übertreten. Wir haben natürlich versucht, uns Luft zu verschaffen, daraus sind auch die 70 m entstanden und zum Teil aggressivere Würfe. Unterm Strich kann ich weiter werfen, aber es ist immer die Möglichkeit da auf einen weiten ungültigen.

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