Im Laufe der Trainingslager und in den ersten Turnieren war der Schlüssel dafür mir im Spiel und in meinen Entscheidungen, die ich treffe, zu vertrauen. Nicht mehr in die Richtung zu agieren, dass ich etwas machen muss oder dieser in mir überlegte Schlag nun die Lösung aller Probleme wäre, sondern wirklich jedes Mal neu zu entscheiden und die Lösung zu finden, die ich gerade im Moment wahrnehme. Und dem auch zu vertrauen.
Das klingt nun recht einfach, doch wenn man mal ein, zwei Punkte verloren hat, da man zu lasch ist bzw. es „zu locker“ nimmt oder sich falsch entscheidet oder die Gegner einen ziemlich an den „Eiern“ haben oder man bereits 5 Punkte hinten liegt, dann ist es nicht mehr so leicht. Da kommen dann der Druck und Stress ins Spiel. In diesen Momenten sich nicht ärgern zu müssen und darauf zu vertrauen, dass in der Ruhe die Kraft liegt und man eine passende Lösung finden wird, das ist das Geschick, die Kunst.
Leicht ist es sich hier Vorwürfe zu machen, dass es mit dem Stress, mit dem Zwang und dem Ärger besser war. Leicht ist es sich schuldig zu fühlen, da man nicht nur sich, sondern sein Team, mit Partner, Trainer, Manager, usw. „im Stich“ lässt. Weiters ist man ja auch finanziell davon abhängig. Ohne Erfolge, ohne WM ist man im Leistungssport wahrscheinlich nicht sehr lange gut aufgehoben. Ja, da sich zu vertrauen und zu wissen, dass es schlussendlich so am besten für alle sein wird, ist „tough“ und erfordert Mut und Wille.
Grundsätzlich war ich in den ersten Turnieren mit der Mischung aus der Umsetzung meines persönlichen Ziels und den Ergebnissen zufrieden. Es war relativ schnell klar, dass wir gut genug sein werden, um uns für die WM zu qualifizieren und auch der Prozess, des mir zu vertrauen, lief gut an. Bis zu einem gewissen Stresslevel konnte ich es gut umsetzen. Konnte leicht und befreit spielen und die Entscheidungen fielen mir einfach leicht. Allerdings gab es auch Spiele bei denen die Gegner schon sehr viel Druck ausübten und ich erinnere mich, bei einem in Qatar gegen die späteren Turniersieger, da waren wir schon 9, 10 Punkte hinten, aber ich vertraute weiter. Ich ließ nicht locker. Ich kam ins Spiel. Die Partie fing sich drehen an. Im 2. Satz waren wir bis am Ende dran und sogar leicht vorne. Leider brachte mich ein, um einen Punkt zu spät genommenes Time-Out bei 18:17 für uns schlussendlich aus der Lockerheit und aus dem Vertrauen. Ich ärgerte mich, wollte es nun erzwingen, wollte das Spiel mit Kampf und Kraft gewinnen. Es war dann recht schnell vorbei. 21:18 für die Polen. Wir waren raus. Sachen packen und heim fliegen hieß es.
Ähnliches, manchmal früher und manchmal später passierten immer wieder am Weg zur Weltmeisterschaft. Dies ließ mich auch mich an den verschiedensten Stränden der Welt in meinen Gedanken verlieren. Ließ mich zweifeln, ließ mich unsicher und klein werden. Doch ich hatte ein Ziel. Ich wollte bei der WM strahlen. Ich wollte Weltmeister werden. Ja, der Beste sein, mein bestes Spielen und das ging nur und das wusste ich, wenn ich an mich glaubte.
Schlussendlich war es soweit. Wir waren in Rom und die Spiele begannen. Ich schaffte es leicht und voller vertrauen loszulegen und schaffte es davon nicht abzugehen. Ich/Wir spielten wie aufgezogen. Wir gewannen jedes Gruppenspiel und zogen anschließend mit einem Sieg gegen die USA ins Achtelfinale ein. Dort warteten die amtierenden Olympiasieger aus Norwegen. Das zur Zeit beste Team der Welt. Allerdings konnten wir sie in der Vorwoche in Lettland niederringen und das gab uns doch auch einen gewissen Push.
Wir spielten im Foro Itallco, ein riesiges Tennisstadium aus Stein. Unglaublich schön. Es war immer ein Traum von mir gewesen hier einmal zu spielen. Zwar war es damals Tennis, aber Beachvolleyball passt auch.
Das Spiel startete. Die Bedingungen waren nicht leicht, ich spürte die Anspannung, den Druck, die Unsicherheit. Alles war da. Es ging auch um alles! Aber ich wusste, das einzige was ich zu tun habe, ist es mir zu vertrauen und zu wissen, dass es so am Besten ist. Ich ließ einfach los. Ich ließ alles los. Konnte mich von all den Sorgen und Problemen distanzieren und war voll da:
Der Druck der Gegner konnte mir nichts anhaben. Ich hatte die Übersichte, hatte das Feingefühl und die Finesse. Allerdings wusste ich auch aus anderen spielen, dass Glücksgefühle schnell auch in eine andere Richtung wirtschaften können und so blieb ich konsequent. Konsequent darauf, dass ich mir vertraue und das auch so durchziehen werde. Wir gewannen den ersten Satz. Alles stand Kopf. Das hatte niemand erwartet. Zwei kleine Österreicher gegen die goldenen Wikinger, die in den letzten Jahren alles dominierten.
Und auch der zweite Satz startete voller Überzeugung und Power. Wir waren, glaube ich, 9:6 in Führung und hatten die Gegner schon zu ein, zwei unüberlegten Handlungen gezwungen. Alles stand auf Sieg. Und dann geschah etwas beeindruckendes, etwas was die ganz Großen auszeichnet. Den Norwegern gelang, als ob es eine der leichtesten Entscheidungen ist, loszulassen. Sie agierten wieder ruhig und waren wieder mit vollem Fokus und voller Kraft im Spiel. Es plätscherte so Punkt um Punkt vor sich hin und ich merke wie, der Druck auf unserer Seite stieg. Wie langsam Druck spürbar wurde. Druck den die Gegner verursachten, Stress der den möglichen Sieg und dadurch eine riesen Chance auf eine Medaille bzw sogar Gold bedeuten könnte. Wir waren in Führung, doch je näher es Richtung Ziel ging, desto stärker wurden die Gegner und auch der Druck. Ich wusste, „Rob konsequent bleiben! Vertraue dir, geh weiter und lass los.“ Wir spielten und spielten.
Spektakulär konnten die Norweger allerdings den 2. Satz drehen und sich in den 3. retten.
Kopf an Kopf ging es Richtung Ende. Es war sensationelles Spiel. Hohes Niveau, spannend um anzuschauen, coole Ballwechsel. Es hatte alles. Nur nicht das passende Endresultat. Norwegen gewann. Alles hatte ich die Jahre, aber sicherlich noch mehr die letzten Monate dafür gegeben. Aus die Maus. Traum und Ziel vorbei, misslungen!
Aber war es so. Paar Tage oder Wochen später schaute ich nochmals darauf, schaute mir den Weg, den Prozess und mein Ziel an. Ich wollte mir vertrauen, ich wollte der Beste sein, mein Bestes spielen und Weltmeister sein.
Ich weiß ich habe mir vertraut, ich weiß, ich habe mein Bestes gespielt. Also habe ich mein Ziel erreicht.
Und ich war auch Weltmeister und ich war auch der Beste, denn ich bin mir sicher, wenn ich das die nächsten Male wieder auf den Tisch legen kann. Dann bin ich der Beste, dann bin ich Weltmeister und dann aber auch im Außen!!!
Danke fürs lesen. Ich hoffe, es war so spannend, intensiv und geil wie im Erleben.
Haut rein.
Rob
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Erfolge:
Olympia: 9.
WM: 3 x 9.
EM: 5.
FIVB World Tour: 2 x Gold, Silber, Bronze
5 x Österreichischer Staatsmeister