Frage: Was bedeutet Erfolg für dich?
Olivier: Wenn ich meine kleinen persönlichen Ziele erreiche, welche mich schlussendlich zu meinem größten Ziel führen. Etwas, auf das ich stolz bin.
Frage: Was war dein größtes Erfolgserlebnis im vergangenen Jahr?
Olivier: Anfang des Jahres hatte ich einige, für mich persönlich, riesengroße Ziele mit den Medaillen bei der JWM und den Medaillen bei der EYOF bereits erreicht. Ziele, die ich mir zuvor nur erträumen konnte. Den Dreier beim Überkreuzen der Ziellinie bei der JWM zu sehen, die Eins im Ziel bei der EYOF aufleuchten zu sehen… das waren Gänsehautmomente. Doch gegen Ende des Jahres waren diese Erfolge nur noch zweitrangig. Im Oktober hatte ich mich am Knie verletzt, was das Saison-Aus bedeutete, bevor sie überhaupt angefangen hatte. Anfangs ist man am Boden zerstört, all die harte Arbeit und das schweißtreibende Training vom Sommer konnte ich jetzt nicht mehr für gute Leistungen nutzen. Ich musste wieder bei null anfangen. Doch sehr schnell merkt man, dass eine Verletzung zwar immer ein Stein im Weg ist, aber sie einem auch ganz andere Sachen zu schätzen lernt. Kleine Dinge, wie ohne Schmerzen laufen zu können, wieder Rad zu fahren, Stiegen laufen… Dinge, die im Alltag als selbstverständlich angesehen werden, werden zu den allergrößten Erfolgen. Und genau das waren meine größten Erfolge im vergangenen Jahr. Wieder zu schätzen wissen, was eigentlich nicht selbstverständlich ist.
Frage: Wie bist du zu Deinem Sport gekommen?
Olivier: Bei uns war es in der Volksschule üblich, zweimal in der Woche ins Skitraining zu gehen. Dort ist man aber immer nur freifahren gegangen, ohne jegliches Stangentraining. Einmal haben wir dann eine Ausschreibung für ein Bezirksrennen bekommen und ich wollte unbedingt mitfahren. Zwar ohne Training, aber das war mir ziemlich egal. Anfangs war ich nicht wirklich gut, hab es aber trotzdem noch haarscharf in den Bezirkskader geschafft. Über die Jahre habe ich mich immer weiterentwickelt und bin besser geworden - bis hin zum Landeskader und schließlich zum ÖSV.
Frage: Was ist das Außergewöhnliche an deinem Sport und wie erklärst du einem Außenstehenden deine Leidenschaft dafür?
Olivier: Sehr viele Menschen können Skifahren, fahren auch gerne und gut. Aber Skifahren als Leistungssport, Rennsport, ist nochmal was ganz anderes. Das Gefühl, den perfekten Schwung zu fahren, von Tor zu Tor schneller zu werden, während das Adrenalin durch den Körper schießt. Dazu kommt, dass Skifahren eigentlich ein Einzelsport ist. Aber nur in den 1-2 Minuten des Rennens. Abgesehen von diesen 1-2 Minuten ist Skiifahren wie ein Mannschaftssport. Der Spaß im Team ist eine der wichtigsten Komponenten, um erfolgreich zu sein.
Frage: Wer ist dein größtes Vorbild und warum schaust du zu ihm/ihr auf?
Olivier: Mein Vorbild ist ziemlich klischeehaft: Mikaela Shiffrin. Sie ist die beste Schifahrerin aller Zeiten. Nun auch auf Papier. Aber vor allem ist sie für mich die Edeltechnikerin im Weltcup. Sie zeigt immer wieder, dass die Technik die Grundbasis des Skifahrens ist und dass man auf dieser aufbauen kann. Mit einer guten Technik kann man in allen Disziplinen Bestzeiten fahren und das fasziniert mich. Ihre eifrige, aber trotzdem nicht zu ernste Art will ich mir gerne von ihr abschauen.
Frage: Gibt es Dinge an deinem Sport oder deinem Alltag als Sportlerin, die dich nerven? Wenn ja, wie schaffst du des, sie trotzdem umzusetzen?
Olivier: Jeden Tag zu trainieren macht nicht jeden Tag Spaß, um ehrlich zu sein. Aber ich glaube, das geht jedem Sportler/jeder Sportlerin so. Speziell an Tagen, an denen Freunde etwas unternehmen und man selbst muss aber in die Kraftkammer und trainieren. Aber dann erinnere ich mich an mein großes Ziel, auf das ich hintrainiere und warum ich das alles mache. Und Zeit für Freunde, Familie und Spaß bleibt nach dem Training auch noch.
Frage: Worauf freust du Dich nach einer harten Trainingssaison am meisten?
Olivier: Auf den Kurzurlaub direkt nach dem letzten Rennen. Für ein paar Tage irgendwo hinfahren und den Kopf neu starten. Aber auch auf die erste Radtour.
Frage: Wer Erfolge feiert, muss auf dem Weg dorthin auch Misserfolge einstecken. Wie gehst du damit um?
Olivier: Aus herausfordernden Situationen ergeben sich immer neue Wege. Neue Blickwinkel und Sichtweisen, die man normalerweise nicht sieht, ergeben sich.
Frage: Was war bisher die größte Hürde in deiner Karriere?
Olivier: Mein Kreuzbandriss.
Frage: Als du das erste Mal von der Sporthilfe bezüglich einer Unterstützung kontaktiert wurdest, was ging dir da durch den Kopf?
Olivier: Es ist eine super Initiative, Österreichs Sportler:innen unter die Arme zu greifen. Dadurch, dass es eine nicht-gewinnbringende Organisation ist, ist es noch bewundernswerter, dass es so viele Menschen gibt, die sich dafür einsetzen.
Frage: Wie wichtig ist diese Unterstützung der Sporthilfe für dich und wofür verwendest du diese Zuwendung?
Olivier: Die Unterstützung der Sporthilfe bedeutet für mich, gemeinsame Ziele zu erreichen und dabei ein Teil einer grandiosen Gemeinschaft zu sein. Die Zuwendung verwende ich größtenteils als Spritgeld, um von Training zu Training zu kommen.
Frage: Wenn du einen Tag Sportminister wärst, was würdest du sofort umsetzen? Was würdest du dir wünschen?
Olivier: Ich würde sofort eine Organisation für Regeneration gründen. Ich finde Regeneration wird absolut unterschätzt im Leistungssport und dadurch könnte etlichen Verletzungen vorgebeugt werden. Trainer, aber auch Athleten:innen, müssen mehr über Regenerationsmaßnahmen und die Wichtigkeit der Regeneration informiert werden.
Frage: Welchen Job würdest du haben, wenn es mit dem Spitzensport nicht geklappt hätte?
Olivier: Ich würde Medizin studieren und Orthopädin werden.
Frage: Mit welchem Sportler/Sportlerin würdest du gerne einen Abend verbringen?
Olivier: Mit Mikaela Shiffrin.