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Zeit für Sport-Bereich? "Rund 15 bis 20 Prozent"

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Nach dem Wechsel von Gerald Klug ins Infrastruktur-Ministerium wurde Hans Peter Doskozil Ende Jänner als neuer Verteidigungs- und Sportminister angelobt.

Obwohl bekennender Rapid-Fan führte ihn der erste Sport-Wettkampf, den er in seiner neuen Funktion besuchte, zu den Judo European Open nach Oberwart. LAOLA1 war dabei und fühlte dem passionierten Badminton-Spieler in Punkto Nationalstadion, Schwimm-Verband und Personal-Entscheidungen im Minister-Büro auf den Zahn:

LAOLA1: Kein Fußball-Match, kein Ski-Rennen, sondern beim Judo feiern Sie Ihre – wenn man so will – echte Sport-Premiere als Minister. Wie kommt’s?

Hans Peter Doskozil: Ich war schon einmal bei diesem Judo-Event, das war damals mit dem Herrn Landeshauptmann Niessl 2011. Und nachdem meine Kinder schon ein, zwei Jahre versucht haben, Judo in Pinkafeld anzufangen, ist mir das nicht so unbekannt. Angesichts der Flüchtlings-Themen ist dies zudem ein sehr angenehmer Termin.

"Ein Projekt Tokio ist durchaus möglich. Das sollen aber die Experten sagen. Ich bin schließlich kein Experte dafür, wie man sich etwa Olympia vorbereitet."

Hans Peter Doskozil

"Die Diskussion über die Personal-Zusammensetzung im Kabinett hat es noch nie gegeben. Es liegt in der Verantwortung eines jeden Ministers, mit welchen Personen er in welcher Form zusammenarbeitet. Und das habe ich genauso gemacht."

Doskozil über Personal-Rochaden im Minister-Büro

LAOLA1: Wie viel Prozent Ihrer Arbeit nimmt derzeit der Sport-Bereich ein?

Doskozil: Es gibt in nächster Zeit einige Sport-Themen, die auf der Agenda stehen: Ein Gespräch mit ÖOC-Präsident Karl Stoss, ein Besuch der Bob- und Skeleton-WM in Innsbruck und ein Treffen mit Peter Schröcksnadel. Nichtsdestotrotz sind es derzeit nur um die 15 bis 20 Prozent, mehr sicher nicht. Ein Highlight, auf das ich mich schon sehr freue, ist Rapid gegen Valencia.

LAOLA1: Es ist anzunehmen, dass Ihre private Badminton- und Sauna-Runde unter Ihrer neuen Funktion leidet.

Doskozil: Seit meiner Angelobung war ich nur einmal Badminton spielen. Von den Terminen her ist es wirklich ein Wahnsinn.

LAOLA1: In die Diskussion rund um ein neues Nationalstadion kam zuletzt Bewegung. Wie schätzen Sie die Chancen ein?

Doskozil: Es hat bereits ein informelles Abtasten gegeben, wie der eine oder andere in dieser Frage tickt und auch welche Zugänge politischer Natur es gibt. Ich glaube, wenn man ein wenig kreativ denkt – denn so ein Stadion kostet natürlich schon einiges – wird etwas möglich sein. Ob dies tatsächlich ein Neubau oder eine Renovierung wird, wird sich erst entscheiden. Man muss halt immer mitkalkulieren, dass dieses Stadion unter Denkmalschutz steht. Jetzt gibt es erst einmal eine Studie.

LAOLA1: Erste Interviews deuteten an, dass Sie sich im Vergleich zu Ihrem Vorgänger mehr in Richtung Breitensport positionieren. Können Sie das bestätigen?

Doskozil: Das will ich nicht sagen. Es sind beide Bereiche immens wichtig. Ich vergleiche das gerne mit Muster, Antonitsch und Skoff, die in meiner Jugend-Zeit die großen Tennis-Idole waren. Die waren zwar Spitzensportler, doch ohne sie hätte es diese Wirkung für den Breitensport nie gegeben. Es ist die Wechselwirkung wichtig. Es hat schon erste Gespräche mit dem ÖOC gegeben, um eine Linie in der Spitzensportförderung zu finden, sodass mehr Spitzensportler herauskommen. Deren Wirkung auf den Breitensport könntest du mit keiner gesetzlichen Verordnung fördern.

LAOLA1: Was lässt sich daraus auf mögliche Nachfolger vom Projekt Rio ableiten: Wird es ein Projekt Tokio geben?

Doskozil: Das ist durchaus möglich. Das sollen aber die Experten sagen. Ich bin schließlich kein Experte dafür, wie man sich etwa auf Olympia vorbereitet. Aus den bisherigen Erfahrungen heraus sollen Vorschläge gemacht werden.

LAOLA1: Rund um das heimische Schwimmer-Lager laufen aktuell rund zehn Klagen plus mehrere Anzeigen. Ihr Vorgänger brachte zwei Sachverhalts-Darstellung ein. Wie ist Ihre Haltung zur Causa OSV?

Doskozil: Da habe ich mehr eine grundsätzliche Haltung. Zur Causa Schwimm-Verband im Detail etwas zu sagen, ist irrsinnig schwierig, weil Gerichtsverfahren im Laufen sind. Aus meiner Sicht ist wichtig: Es darf keinen Fördermissbrauch geben, es muss alles genau abgerechnet werden, es muss alles transparent sein. Wenn es um öffentliche Gelder geht, gibt es für mich keine Toleranz. Das gilt auch für den Sportstättenbau. Alles andere schadet im Endeffekt nur dem Sport selbst.

LAOLA1: Um mit der aktuellen OSV-Führung einen Kontakt herzustellen, dafür ist vermutlich noch keine Zeit gewesen?

Doskozil: Genau. Ich will mir das auch in Ruhe anschauen. Wenn man sich schon in einem gerichtlichen Verfahren befindet, soll man den Ausgang abwarten, bevor man urteilt.

LAOLA1: Die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage Ihres Vorgängers ließ darauf schließen, dass das Bundesministerium eine Klage gegen OSV-Verantwortliche wegen Konkurs-Verschleppung eingebracht hat. Können Sie das bestätigen?

Doskozil: Ich kann das weder dementieren noch bestätigen.

LAOLA1: Im Zuge des Minister-Wechsels kam es zu einem Umbruch im Sport-Büro. Unter anderem wurde auch Marcel Chahrour ausgewechselt, der als Mastermind galt und vom „Sportmagazin“ sogar zur siebtwichtigsten Person im österreichischen Sport erklärt wurde. Anhand welcher Kriterien haben Sie Ihre Mitarbeiter ausgewählt?

Doskozil: Wir haben nicht so viele Personen getauscht, von daher gibt es ein bewährtes Team. Bei der Position des Herrn Chahrour handelt es sich um den unmittelbaren Bereich eines politischen Kabinetts. Das sind Leute, die ihre Funktion so wahrnehmen sollen, dass sie keine politischen Entscheidungsträger sind. Von daher verstehe ich den Zugang nicht, dass Herr Chahrour als Mitarbeiter eines politischen Kabinetts als wichtiger Entscheidungsträger gesehen wird. Hier geht es um den Arbeitsbereich eines Ministers. Die Diskussion über die Personal-Zusammensetzung im Kabinett hat es noch nie gegeben. Es liegt in der Verantwortung eines jeden Ministers, mit welchen Personen er in welcher Form zusammenarbeitet. Und das habe ich genauso gemacht.

LAOLA1: Und nach welchen Kriterien sind Sie nun vorgegangen?

Doskozil: Das war für mich ganz klar: Ich will den Spitzensport genauso abdecken wie den Breitensport. Ich habe eine Spitzensportlerin in meinem Büro und jemanden, der in der Lage ist, den Breitensport abzudecken und auch in die Schulen zu gehen. Gerade im Bereich des Breitensports ist es ein Riesenthema, die Schulen mit ins Boot zu holen. Die Aufgaben-Verteilung ist klar und ich hoffe, dass uns da einiges gelingen wird.

Das Interview führte Reinhold Pühringer

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