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WrestleMania: Geile Show, mieses Ende

LAOLA1 Foto: ©

WrestleMania 32 ist Geschichte!

Knapp fünf Stunden kamen die 101.763 Fans im AT&T Stadium von Arlington (Texas) und Millionen Zuschauer vor den TV-Geräten weltweit in den Genuss der größten Wrestling-Show der Welt.

Neben einem neuen Zuschauerrekord bekamen sie auch knallharte Matches, Überraschungen und Comebacks zu sehen. Und doch lässt sich festhalten: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Während viele Matches das hielten, was sie versprachen, gab es auch das eine oder andere Aufeinandertreffen, das hinter den Erwartungen blieb. LAOLA1 analysiert, was bei der "Grandest Stage of them all" gut war und was ordentlich daneben ging.

UNITED STATES/INTERCONTINENTAL TITLE MATCH

Matthias Nemetz: Wie erwartet, hat es das Match zwischen Kalisto und Ryback nicht auf die Main Card geschafft. Die beiden mussten in der sogenannten „Kickoff Show“ vor dem eigentlichen Beginn ran. Bitter dabei: Da es beim Einlass ins AT&T Stadium zu Problemen mit dem W-LAN und damit mit den Karten-Scangeräten kam, verzögerte sich die Ankunft vieler Zuseher. Der Masken-Mann verteidigte seinen Titel damit vor einer nur spärlich gefüllten Arena – ein ziemlich belangloses Match. Mehr Spannung bot da schon das „7-Men Laddar Match“ – kein Wunder bei Workern wie Dolph Ziggler, Sami Zayn oder Sin Cara. Am Ende setzte sich mit Internet-Liebling Zack Ryder der ultimative Underdog durch und die Mehrheit des Publikums rastete aus. Man mag die Entscheidung nicht verstehen, aus Sicht der WWE ergibt sie Sinn: Immerhin wurden so einige Fans zufriedengestellt.

 

Christoph Nister: Gute Entscheidung, Kalisto zu stärken und ihn gegen Ryback gewinnen zu lassen. Der 29-Jährige soll in die Fußstapfen von Rey Mysterio treten. Das gelingt nur, wenn man ihn kontinuierlich aufbaut. Der Sieg bei WrestleMania war ein richtiger Schritt dahin. Zack Ryder als Titelträger kann ich dagegen überhaupt nicht nachvollziehen. Einen Undercardler, der nicht wirklich polarisiert, zum IC-Champion zu befördern, ist eine krasse Fehlentscheidung der Verantwortlichen. Hätte die WWE Owens oder Zayn triumphieren lassen, würde die sich ankündigende One-on-One-Fehde deutlich mehr hergeben. Das Match an sich war allerdings ein Genuss und bot einige Highlights.

WOMEN'S MATCHES

Nemetz: Wie schon mehrfach betont, sind die Diven mehr als nur optischer Aufputz der WWE. Lange Zeit führten die Damen aber tatsächlich ein Schattendasein und waren nur „süße Puppen“ – bei Wrestlemania 32 wurde aber ein starkes Zeichen gesetzt. Charlotte kürte sich in einem gut geführten Triple Threat Match gegen Becky Lynch und Sasha Banks durch Submission an Ersterer im Figure 8 Lock zum Women's Champion. Beachtlich dabei die Matchdauer von über 16 Minuten, in der Vergangenheit bekamen Frauen bei einem Event wie Wrestlemania höchstens rund fünf bis zehn Minuten Matchzeit. Auch mit der „WWE Women’s Championship“ will die Company eine neue Richtung hin zu einer ernsthaften Diven-Klasse einläuten, das scheint zu gelingen. Ein absolut positiver Weg!

 

Nister: Das Tag Team Match Total Divas gegen B.A.D. and Blonde war ein Lückenfüller und nicht mehr. Immerhin bekam Brie Bella einen versöhnlichen Abschied, ihr Rücktritt ist ja ein offenes Geheimnis. Beeindruckt bin ich von der Performance im Triple Threat Match um die Women’s Championship. Der Moonsault vom Top-Rope durch Charlotte war nicht von schlechten Eltern, auch Sasha Banks und Becky Lynch haben richtig abgeliefert. Ich hätte mit einem Titelgewinn durch Banks gerechnet, in diesem Match hat mich die WWE überrascht.

JERICHO vs. STYLES/USOS vs. DUDLEY BOYZ

Nemetz: Chris Jericho geht immer. Der ehemalige Undisputed Champion stellte gegen AJ Styles einmal mehr unter Beweis, dass er immer dafür gut ist, die Show zu stehlen. Der Kanadier durfte dann sogar über den Sieg jubeln, das letzte Wort in dieser Fehde ist aber noch nicht gesprochen. Die beiden harmonieren gut und Styles wird noch seinen Sieg über die lebende Legende feiern dürfen. Vor der Main Show konnten die Usos die Dudley Boyz in einem kurzen Match besiegen. Gut möglich, dass hier gekürzt werden musste, um die verlorene Zeit durch die Verzögerung beim Hallen-Einlass gutzumachen. Mitgerissen hat mich das kurze Match nicht.

 

Nister: Wie Jericho seine Heel-Rolle verkörpert, davon können sich viele was abschneiden. Y2Js Match gegen AJ Styles war technisch hochwertig, aber davon war ohnehin auszugehen. Weniger erwartet wurde Jerichos Sieg, aufgrund seiner Performance in den letzten RAW-Ausgaben war er aber verdient, wobei auch Styles Woche für Woche abliefert. Auch die Usos haben gegen die Dudley Boyz gezeigt, was sie drauf haben. Die Fehde hätte man allerdings im Vorfeld noch deutlich besser ausreizen können, denn die beiden Brüder haben einiges drauf, das sollte man entsprechend präsentieren.

LEGENDEN-MATCHES

Nemetz: Für solche Momente gibt es Wrestlemania! Shawn Michaels, Mick Foley und Stone Cold Steve Austin kommen unter tosendem Applaus und Jubelstürmen zum Ring und verpassen der „League of Nations“ eine Abreibung. Ok, für die Story bringt das wohl nichts, weil alle drei Legenden nicht länger Teil des Programms sein werden, für den Moment war es aber genial. Ähnlich steht es um das Match von The Rock gegen Erick Rowan samt anschließendem Comeback von John Cena. Für den Moment okay, das Stadion bebte. Doch es wäre viel mehr drin gewesen. Gut, Rocky durfte ob seiner Dreharbeiten zum „Baywatch“-Film kein richtiges Match bestreiten, aber Cenas Comeback hätte durchaus spektakulärer sein können, als seinem ehemaligen Kontrahenten zu helfen. Man stelle sich nur vor, Cena kommt heraus, tut so als würde er The Rock unterstützen, fällt ihm dann in den Rücken und geht mit der Wyatt Family auf den Publikumsliebling los. Wäre ein unvergesslicher Heel-Turn gewesen. Wäre – denn den Mut dazu hat die WWE scheinbar nicht.

 

Nister: The New Day hat mich anfangs überhaupt nicht überzeugt, inzwischen finde ich das Trio einfach nur genial. Schade, dass sie gegen die League of Nations, das unnötigste Bündnis der Gegenwart, verloren haben. Umso geiler, dass anschließend Austin, Foley und Michaels auftauchten, um alle zu vermöbeln. Die Fans lieben es, wenn Legenden im Spiel sind. So geschehen auch bei The Rock, der Besuch von den Wyatts bekam und Erick Rowan binnen sechs Sekunden pinnte. Die Überraschung, dass John Cena ihm Augenblicke später zu Hilfe eilte, machte das Ganze nur noch besser. Mit dem WWE-Aushängeschild kehrt ein lange vermisster Superstar zurück, der wieder für Wirbel sorgen wird.

WrestleMania: The Rock gets help from an old rival

When Dwayne The Rock Johnson needed a hand against The #WyattFamily, he got one from an unexpected rival! #WrestleMania

Posted by WWE on Sonntag, 3. April 2016

LESNAR vs. AMBROSE

Nemetz: Viel wurde spekuliert, wer aller in dieses Match eingreifen könnte. Am Ende wurde es ein Street Fight, der nach nur 13 Minuten beendet war. Das Monster Brock Lesnar behielt gegen Fan-Liebling Dean Ambrose die Oberhand. Auch hier wäre viel mehr drin gewesen, so wirkte das Match trotz einiger netter Spots belang- und lieblos.

 

Nister: Mal ganz ehrlich: Da prügeln Dean Ambrose und Brock Lesnar wie wild aufeinander ein, es werden Stühle und Baseballschläger verwendet, aber es fließt nicht ein Tropfen Blut? Sorry, WWE, aber dieser Parental-Guidance-Mist stinkt in diesem Fall ganz gewaltig. Schön und gut, dass man Rücksicht auf das Zielpublikum nimmt, aber in diesem Fall war es doch aufgelegt, dass sich beide – im wahrsten Sinne des Worte – bis aufs Blut bekämpfen. Ein Ambrose-Sieg wäre meiner Meinung nach besser gewesen, um ihn endgültig als kommenden Main Eventer zu positionieren. Notfalls auch mit Unterstützung von Foley oder Terry Funk, damit „The Beast“ nicht geschwächt wird.

UNDERTAKER vs. SHANE McMAHON

Nemetz: Hier wurde noch mehr spekuliert. Wer sollte aller in dieses Match eingreifen? Sting, John Cena, The Rock, Steve Austin, Shawn Michaels und sogar wilde Gerüchte wie Goldberg machten die Runde. Am Ende setzte sich der Undertaker nach einem wahren Fight durch. In Erinnerung wird natürlich Shanes Sprung vom Hallen-Dach bleiben – eine unfassbare Aktion! Bei den Fans herrschte trotz des genialen Matches Ernüchterung, wollte Shane doch mit einem Sieg die Kontrolle über Raw übernehmen und das Produkt endlich so gestalten, wie zahlreiche Anhänger sich dies wünschen würden.

 

Nister: Shane, du bist der Wahnsinn! Was McMahon Junior wieder für einen Stunt hinlegte – einfach atemberaubend. Sich mit 46 Jahren aus sechs Metern Höhe vom Käfig zu stürzen, dazu gehört nicht nur Mut, dafür muss man auch ein bisschen verrückt sein. Das Match war für mich der eigentliche Main Event, weil sehr viel auf dem Spiel stand. Der Taker gewann in „seinem Haus“, wie er WM bezeichnete. Das ist an und für sich in Ordnung, weil er es sich verdient hat. Trotzdem wäre mir ein Shane-Sieg lieber gewesen, damit er RAW übernehmen und den Laden auf Vordermann bringen kann. Ich hoffe inständig, dass er trotzdem die Chance bekommt. Leute wie ihn braucht das WWE Universe wie einen Bissen Brot.

WrestleMania: Shane McMahon leaps from Hell in a Cell's roof

HERE COMES THE MONEY from the TOP of HELL IN A CELL!!! #WrestleMania

Posted by WWE on Sonntag, 3. April 2016

TRIPLE H vs. REIGNS (WORLD HEAVYWEIGHT TITLE MATCH)

Nemetz: Was sollte das bitte?! Hat die WWE immer noch nicht verstanden, dass Roman Reigns als Face nicht funktioniert? Ohne irgendeinen Eingriff setzte sich der Cousin von Dwayne Johnson durch und mimte dabei den „Superhelden“, der dem ungeliebten Altstar trotz aller Widerstände (Stephanie McMahon) den Titel abluchst. Das zieht einfach nicht. Das Ergebnis: Reigns wurde nach dem Sieg von über 100.000 Fans in der Arena gnadenlos ausgebuht, obwohl er eigentlich der „Gute“ sein sollte. Zu hören waren die Buhrufe nur bedingt, die WWE drosselte den Ton, schaltete die Lautstärke der Kommentatoren (die Reigns natürlich feierten) höher und spielte sogar Jubel-Schreie in die Tonspur. Methoden, die an eine Diktatur erinnern. Nur keine Schwäche zeigen und auf keinen Fall zugeben, dass man womöglich einen Fehler begangen hat. Mit diesem Ende vergraulte die größte Wrestling-Liga der Welt wieder einmal zahlreiche Fans – unter anderem mich.

 

Nister: Eigentlich würde ein Wort genügen: Laaaaaangweilig! Das Highlight im Main Event war zweifellos Stephanie McMahon (wow!!!). Ihr Eingriff, der einen vorzeitigen Sieg von Roman Reigns verhinderte, war auch das einzige halbwegs Spektakuläre an diesem Match. Ich kann diese ganzen Superman-Punches des vermeintlichen Top-Face der WWE nicht mehr sehen, der Pedigree – naja, war aufgelegt. Ich habe ja absolut nichts gegen diesen Fight an sich, aber in diesem Titel-Match um den wichtigsten WWE-Gürtel absolut nichts Kreatives einzubauen, ist an Absurdität nicht zu überbieten. Hätten die Verantwortlichen doch bloß Reigns zum Heel turnen oder jemanden eingreifen lassen, der seinen Titelgewinn verhindert. So aber ist der letzte Eindruck dieser Show ein miserabler. Nicht umsonst wurde Reigns von einem Großteil der 101.763 Fans ausgebuht. Vince, das Ende war einfach nur Müll!

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