LAOLA1 nimmt die "New Era" der WWE genauer unter die Lupe und beantwortet die wichtigsten Fragen.
WAS GENAU ÄNDERT SICH?
Die beiden Hauptshows der WWE wurden in den letzten fünf Jahren stets von denselben Athleten geführt. Die Abnutzungserscheinungen waren groß, die US-Fans kritisierten, dass sie am Montag (RAW) und Donnerstag (SmackDown) beinahe dasselbe zu sehen bekamen. Mit der Trennung des WWE-Kaders soll die Abwechslung steigen und damit auch die Attraktivität beider Sendungen.
Darüber hinaus wird SmackDown, das 1999 eingeführt wurde, ab 19. Juli erstmals dauerhaft live ausgestrahlt. Die Sendung soll damit aufgewertet werden, zudem findet sie künftig immer Dienstags in den USA statt. Für deutschsprachige Fans bleibt vorerst alles beim Alten. Tele 5 zeigt RAW am Donnerstag, ProSieben Maxx strahlt SmackDown am Freitag aus. Zudem gibt es seit einigen Wochen eine sonntägige RAW-Ausgabe bei ATV2.
WER PROFITIERT VOM BRAND SPLIT?
In der Theorie sollte die WWE als Ganzes einen Nutzen daraus ziehen. SmackDown wird enorm aufgewertet, der "Must see"-Faktor bei den Fans steigt durch die zweite Live-Show, vor allem aber durch den Brand Split. Wer das Geschehen im WWE Universe verfolgen will, muss sich künftig beide Shows ansehen, da sie unabhängig voneinander arbeiten werden.
Proftieure sind auch die WWE Superstars. Durch eine Teilung rücken vor allem Mid- und Under-Cardler wieder zunehmend in den Fokus und bekommen mehr TV-Zeiten eingeräumt. Dadurch werden Athleten wie Cesaro und Dolph Ziggler größere Chancen eingeräumt, sich dauerhaft als Main-Event-Wrestler zu profilieren. In der jüngeren Vergangenheit mussten sie sich trotz großer Beliebtheit beim Publikum häufig mit Nebenrollen zufrieden geben.
WAS PASSIERT MIT DEN TITELN?
Noch ist nichts offiziell, aber vieles deutet darauf hin, dass beide Brands ihren eigenen World Champion bekommen. Das würde bedeuten, dass die World Heavyweight Championship wiedereingeführt und äquivalent zur WWE Championship vergeben wird. In einer Show wird es zum Kampf um den US Titel kommen, in der anderen um den Intercontinental Titel. Welcher Gürtel in welcher Sendung zu sehen sein wird, ist noch nicht entschieden.
Fraglich ist das Vorgehen bei der Women's und der Tag Team Championship. Viele Fans wünschen sich auch hier separate Gürtel, wobei hinter den Kulissen auch diskutiert wird, dass diese beiden Sendungs-übergreifend vergeben werden könnten. Die Tendenz geht allerdings in Richtung Trennung, um aus RAW und SmackDown tatsächlich zwei eigenständige Formate zu kreieren.
In diversen Foren wird auch über ein Revival weiterer Titel spekuliert. Von der European über Hardcore und Cruiserweight Championship werden diverse Varianten ins Spiel gebracht. Der Status quo sieht eine solche Wiederbelebung allerdings (noch) nicht vor.
GIBT ES AUCH GEMEINSAME SHOWS?
Das ist geplant, ja. Bei den wichtigsten Pay-per-views - WrestleMania, SummerSlam, Survivor Series und dem Royal Rumble - sollen die beiden Brands gemeinsam für ein Wrestling-Spektakel sorgen. Die weiteren PPVs wie Battleground, Night of Champions oder Hell In A Cell werden wohl nur von einer Show präsentiert.
Zudem gibt es die Idee, in zumindest zwei RAW-Ausgaben auch SmackDown-Stars zum Zug kommen zu lassen. Dabei handelt es sich um die Sendungen nach WrestleMania und dem SummerSlam (eventuell auch nach dem Rumble und der Survivor Series), die für gewöhnlich die größten Reichweiten nach sich ziehen. So will die WWE dafür sorgen, dass möglichst viele Fans auch nach den großen Events am Ball bzw. am Ring bleiben.
WER LEITET DIE SHOWS?
Auch diese Frage ist noch nicht definitiv zu beantworten. Die WWE macht naturgemäß ein Geheimnis daraus, um auch in den Wochen vor dem endgültigen Umbruch die Stimmung weiter anzuheizen.
In einem Video, das die WWE auf Facebook postete, sprachen Stephanie und Shane McMahon über die Voraussetzungen des neuen General Managers. Am Ende waren sie sich einig: Es kann nur ein McMahon das Schiff als Kapitän auf See führen. Doch wer von den beiden soll es sein? Oder gibt es am Ende einen lachenden Dritten?
Wann geht der Draft über die Bühne?
Am 11. Juli soll es soweit sein, wenn RAW in Detroit gastiert. Dort kommt es dann zur Aufteilung des Rosters. Ähnlich wie 2002, als der Kader ebenfalls gesplittet wurde, werden die einzelnen Stars den Sendungen "zufällig" zugeordnet. Schon jetzt wird heftig spekuliert, wer in welche Show kommt.
Als beinahe sicher gilt, dass John Cena und Roman Reigns nicht in derselben Sendung auftreten werden und jeweils als Brand-Aushängeschild fungieren sollen. Im Übrigen werden auch die Superstars selbst nicht in die Pläne der WWE-Bosse eingeweiht, um möglichst authentische Reaktionen der Wrestler zu erhalten.
Was passiert mit NXT?
WWE NXT gilt als DIE Talenteschmiede schlechthin und erfreut sich vor allem bei Hardcore-Fans größter Beliebtheit. Ob Finn Balor, Shinsuke Nakamura, Samoa Joe oder Bailey - die Zahl der Leistungsträger und Publikumslieblinge ist riesig und verspricht auch in Zukunft hochkarätigen Nachschub für die beiden Main Roster.
Ein besonderes Zuckerl könnte der Show, die von Triple H geführt wird, ebenfalls zuteil werden. Auf Wunsch des übertragenden Senders USA Network wird RAW seit geraumer Zeit als dreistündige Sendung ausgestrahlt. Das ist den Entscheidungsträgern in der WWE ein Dorn im Auge, da es schwierig ist, über so lange Zeit die Spannung hochzuhalten. Durch den Brand Split wird das nicht einfacher.
Daher gibt es bereits Meldungen, wonach das Flaggschiff wieder auf die altbewählte 120-Minuten-Sendezeit zurückkehrt und die frei werdende dritte Stunde an NXT geht, was ebenfalls eine enorme Aufwertung bedeuten würde.
Ist der WWE-Kader groß genug?
Darüber scheiden sich noch die Geister. Die meisten Fans sind von der Revolution begeistert, andere befürchten, dass gleich zu Beginn der "New Era" Qualität verloren geht. Ein Blick auf den Roster zeigt allerdings, dass die Sorgen der Skeptiker unbegründet sind.
Rund 75 Athleten (inkl. Women) beschäftigt die WWE derzeit, hinzu kommen 30 weitere durch NXT. Schon seit Wochen wird über einen Aufstieg von Balor, Samoe Joe und Bailey diskutiert - der Draft bietet dafür die optimale Gelegenheit, um von Beginn an für zusätzlichen Zündstoff im Kader zu sorgen und den Konkurrenzkampf anzuheizen.
Christoph Nister