Gall steuert auf eine erst sehr selten von Österreichern erreichte Tour-Marke zu. Top-Ten-Ergebnisse im Schlussklassement der Frankreich-Rundfahrt hat es in der Neuzeit bisher erst zweimal gegeben. Peter Luttenberger war 1996 Fünfter, Georg Toschnig 2004 Siebenter. Bis Paris ist es aber noch sehr weit, es folgt auch noch ein Zeitfahren, das Gall nicht liegt. Am Sonntag kann er auf der dritten harten Kletterpartie in Serie wieder seine hervorragende Bergform ausspielen.
Zwei gewonnene Positionen von Gall waren dem Sturzpech von Louis Meintjes und Romain Bardet zuzuschreiben. Der mit einem Schlüsselbeinbruch ausgeschiedene Südafrikaner gehörte in der Anfangsphase zu den Opfern eines Massensturzes in einer Abfahrt, der einen 20-minütigen Neutralisationsstopp des gesamten Feldes zur Folge hatte.
Von den rund 30 in den Crash involvierten Fahrern erlitten zahlreiche Prellungen und Abschürfungen, auch der bisherige Gesamt-Dritte Hindley war lädiert. Nach der Wiederaufnahme des Rennens erwischte es in einer anderen Abfahrt den ehemaligen Tour-Zweiten Bardet. Insgesamt gab es sieben Aufgaben.
Gall hält sich lange wacker, verliert dann jedoch den Anschluss
Das Jumbo-Team von Vingegaard ließ auf dem Teilstück mit fünf Bergwertungen keine Fluchtgruppe aussichtsreich weit wegkommen. Die letzten Ausreißer wurden bereits im vorletzten langen Anstieg gestellt. Das Tempodiktat der Gelb-Schwarzen dezimierte das Feld schon 60 kam vor dem Ziel rapide. Gall hielt sich bergauf wieder bravourös, verlor in der langen Highspeed-Abfahrt Richtung Les Gets wie Simon Yates jedoch zwischenzeitlich den Anschluss.
Vor dem finalen Hors-Kategorie-Berg Col de Joux Plane schaffte es Gall aber wieder zurück in die Spitzengruppe mit Felix Großschartner als Unterstützer von UAE-Chef Pogacar. Während Großschartner und auch einige der Kapitäne bald nicht mehr mitkamen, blieb Gall bis fünf Kilometer vor dem höchsten Punkt an den Topstars dran und hielt danach sein hohes Tempo.
Vorne entbrannte wenig später die Fortsetzung des Schlagabtausches von Vingegaard mit Pogacar, die einen gewonnenen Zwischensprintbonus für den Dänen und einen für den Slowenen im Ziel, aber wieder keine entscheidenden Abstände brachte. Vingegaard vergrößerte seinen Vorsprung nach vierstündiger Arbeit um eine läppische Sekunde. Rodriguez entwischte den beiden Topstars mit einer risikoreichen Abfahrt, der 22-Jährige fuhr seinen ersten Grand-Tour-Etappenerfolg ein.