Der Beginn
Zu seinem sechsten Geburtstag bekam Filip Misolic, der übrigens wie Roger Federer und Felix Auger-Aliassime am 8. August Geburtstag hat, seinen ersten Tennis-Schläger geschenkt. "Seitdem habe ich ihn nicht mehr aus der Hand gelassen“, meinte der Steirer in Kitzbühel. Wobei er im vergangenen Jahr im LAOLA1-Interview auch verriet, dass er noch bis zum 12. Lebensjahr parallel in Graz Fußball spielte. "Dann habe ich mich aber für Tennis entschieden, weil es mir als Einzelsportart irgendwie mehr getaugt hat. Damals habe ich mich auch entscheiden, Profi werden zu wollen.“
Kroatische Wurzeln
Nicht nur seinen ersten Tennischläger, auch sonst hat Filip Misolic seinen Eltern viel zu verdanken. "Sie haben mich von Beginn an voll unterstützt, als ich mich dazu entschied, Profi werden zu wollen.“ Filips Eltern haben wir es auch zu verdanken, dass er für Tennis-Österreich den Schläger schwingt: Die beiden zogen nämlich aus beruflichen Gründen in die Steiermark, wo schließlich auch Filip zur Welt kam. Der kroatische Tennisverband klopfte übrigens schon vorsichtig wegen eines Nationenwechsels an, für Misolic ist das aber kein Thema. "Ich fühle mich als Österreicher sehr wohl“, wischte er in Kitzbühel diesbezügliche Bedenken vom Tisch. Ausgerechnet in der Gamsstadt konnten Vater und Mutter übrigens nicht mit dabei sein: Sie sind gerade auf Urlaub. In Kroatien.
Die Spielanlage
Am auffälligsten im Spiel von Filip Misolic ist mit Sicherheit die beidhändige Rückhand des Rechtshänders. Diese ist nicht nur extrem stabil, sondern auch ein zuverlässiger Punktegarant. (ServusTV-Expertin Barbara Schett: „Eine Mörder-Rückhand!“) Im Vergleich zum Vorjahr konnte der junge Grazer vor allem seinen Aufschlag stark verbessern. Zudem ist der Youngster sehr bemüht, noch mehr Aggressivität auf den Platz zu bringen. Zu Gute kommen ihm außerdem seine Beweglichkeit und nicht zuletzt seine mentale Stärke. Misolic agiert am Platz extrem cool und lässt sich trotz seiner Jugend kaum aus der Ruhe bringen. Coach Lorenz Fink sieht vor allem die große Abgebrühtheit seines Schützlings als dessen große Stärke.
Seine Trainer
In der Spielerbox waren in der Kitzbühel-Woche vor allem ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer und Lorenz Fink zu sehen. Letzterer ist eigentlich Fitness-Coach, als ausgezeichneter Tennis-Spieler (ITN von 1,9!) aber auch Touring-Coach von Misolic, der wie sein Schützling aus der Steiermark kommt. Im September 2021 fuhren sie erstmals gemeinsam zu einem Turnier. Melzer hat in Kitzbühel klargestellt, dass er nicht als Coach von Misolic bezeichnet werden kann. Er trainiert aber öfter mit dem Youngster, wenn dieser in der Südstadt seine Trainingszelte aufschlägt und fungiert ansonsten in erster Linie als Berater. Haupttrainer ist weiterhin der Kroate Ante Andric in Zagreb - wo Misolic mittlerweile seit zweieinhalb Jahren trainiert -, der abwechselnd mit Fink auch zu den Turnieren mitfährt. Davor war Misolic auch desöfteren Trainingsgast in der Südstadt bei Günter Bresnik.
Der kometenhafte Aufstieg
Junge Spieler werden im Tennis-Zirkus immer wieder davor gewarnt, nicht auf der Future-Tour steckenzubleiben. Je schneller der Umstieg auf die größeren Challenger-Events bzw. in Folge auf die großen ATP-Turniere gelingt, umso besser. Misolic hielt sich mustergültig an diesen altgedienten Ratschlag. Seinen ersten großen Schritt ins Rampenlicht machte er im vergangenen Jahr beim Challenger-Turnier in Tulln, wo er zunächst den topgesetzten Marco Cecchinato schlug, ins Viertelfinale einzog und in die Top 400 vorstieß. Im Frühjahr 2022 stieß er nach starken Ergebnissen auf der Challenger-Tour (u.a. Premieren-Titel in Zagreb) bereits kurzzeitig in die Top 200 vor. Nach Kitzbühel steht er nun auf Platz 137 und peilt die Top 100 an. "Ich habe ziemlich schnell von Future zu Challenger gewechselt, am Anfang war es nicht leicht. In der letzten Zeit ist es mir gelungen, dass ich einen Challenger-Titel hole, da ist es vom Selbstbewusstsein her auch viel leichter."