Zverev wird sich in der Weltrangliste auf Position vier verbessern.
Zverev zeigt nur einmal Nerven
Gegen den heurigen Gewinner von Wimbledon und der US Open zeigte er nur einmal Nerven. Nachdem er den ersten Satz gewonnen und auch im zweiten gleich mit einem Break vorgelegt hatte, unterlief ihm ein schwaches Aufschlagspiel mit zwei Doppelfehlern und zwei weiteren einfachen Fehlern. Er fing sich jedoch sogleich wieder und nahm Djokovic das dritte Aufschlagspiel in Folge ab.
Auf dem Weg in das Finale hatte der zehn Jahre ältere Serbe kein Servicegame abgegeben und nur zwei Breakbälle abwehren müssen. Zverev schlug aber wie gegen Federer exzellent auf und hielt überraschend auch in den langen Ballwechseln von der Grundlinie mehr als nur mit. Und plötzlich wirkte Djokovic, der seit Wimbledon 35 von 37 Matches gewonnen - und nie gegen einen Top-10-Spieler verloren - hatte, wieder menschlich und verletzlich.
Er leistete sich ungewohnt viele Fehler und schien auch physisch nicht ganz auf der Höhe zu sein. In der Vorrunde war Zverev von Djokovic noch mit 6:4,6:1 deklassiert worden. Diesmal drehte der Sohn des ehemaligen sowjetischen Tennisprofis Alexander Zverev senior dieses Ergebnis aber fast um.
"Ich glaube, mein Vater wird bis zum Ende des Jahres mit dem Weinen nicht mehr aufhören", sagte Zverev bei der Siegerehrung. "Das ist natürlich der größte Erfolg in meiner Karriere. Ich kann es noch gar nicht fassen."
Lendl als wichtiger Puzzleteil
Ein brillanter Rückhand-Passierball brachte Zverev nach nur 80 Minuten den Sieg. Die Statistik sprach eine klare Sprache. Zverev ließ sich auf den blauen Untergrund fallen und schlug ungläubig die Hände vor sein Gesicht.
Danach ging er in seine Box und fiel seinem Vater und seinem Coach Ivan Lendl um den Hals. Zverev schlug mehr Winner (20:7) und beging weniger unerzwungene Fehler (18:23). Er ist nun der bisher jüngste Gewinner des Turniers und der erste Deutsche seit dem Erfolg von Boris Becker im Jahr 1995.
In der Vergangenheit gab es immer wieder überraschende Finals-Sieger wie David Nalbandian (ARG), Nikolai Dawydenko (RUS) oder im vergangenen Jahr Grigor Dimitrow (BUL). Ein wichtiges Puzzleteil ist Lendl, der erst im Juni als Coach zu Zverevs Team stieß. "Das läuft doch ganz okay", meinte der Deutsche bei der Siegerehrung an die Adresse Lendls gerichtet. Dies entlockte der stoischen, ehemaligen Nummer 1 den Anflug eines Lächelns.