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Thiem: "Fühle mich so gut wie lange nicht"

LAOLA1 Foto: ©

Am Sonntag bestätigte Dominic Thiem die sportliche Trennung von seinem langjährigen Chef-Trainer Günter Bresnik.

24 Stunden später gab der Weltranglisten-Fünfte im Rahmen des ATP-1000-Turniers in Monte Carlo einer österreichischen Journalisten-Runde, die von den Erste Bank Open organisiert wurde und der auch LAOLA1 angehörte, einen genaueren Einblick über die Hintergründe des Wechsels zu seinem neuen Coach Nicolas Massu.

„Die Freude am Tennis ist wieder da. Ich genieße die harten Trainings und die Matches. Das war in den letzten zwei, drei Jahren definitiv nicht der Fall“, erklärt Österreichs Tennis-Ass dabei seine Beweggründe.

 Außerdem sprach Thiem bei dem sehr ausführlichen Gespräch über…

…die Hintergründe der Trennung von Günter Bresnik:

Es hat keinen speziellen Vorfall gegeben und auch Nicolas Massu hat nichts damit zu tun. Nach 15 Jahren ist es schwierig, die Beziehung gut aufrechtzuerhalten. Es ist auch ein Unterschied, ob ich 16 oder 25 Jahre alt bin. Da verändert man sich nun mal. Einige Dinge habe ich mir anders vorgestellt. Deshalb ist es so gekommen, wie es ist.

…das noch ausstehende Gespräch mit Bresnik:

Das wird hundertprozentig kommen. Es war für beide Seiten emotional schwierig, deshalb ist es besser, wenn man etwas Gras über die Sache wachsen lässt. Außerdem habe ich nach Indian Wells sehr viel zu tun gehabt.

…den noch laufenden Vertrag mit Bresnik:

Über diese Dinge will ich mir derzeit eben keine Gedanken machen. Tennismäßig gab es die Trennung. Ich habe Günter extrem viel zu verdanken, deshalb ist eine komplette Trennung das letzte was ich will. Derzeit will ich mich damit aber nicht beschäftigen, sondern konzentriere mich auf die kommenden Turniere.

…einen Plan B, falls die Zusammenarbeit mit Massu doch nicht klappen sollte:

Das würde ich derzeit einmal ausschließen. Falls es wirklich nicht klappen sollte, gibt es genügend andere gute Trainer. Zurzeit läuft es aber sehr gut und ich glaube nicht, dass sich das in naher Zukunft ändern wird. Man soll aber niemals nie sagen.

…die Zusammenarbeit mit dem neuen Fitness-Trainer Duglas Cordero:

Er ist ein richtig guter Fitness-Trainer, der sehr tennis-spezifische Übungen macht. Er hat auch einen ziemlich großen Anteil an dem Erfolg in Indian Wells, weil ich damals nicht körperlich fit aus Rio angereist bin und er mich wieder fit gemacht hat. Das ist zu einem großen Teil seinen Übungen geschuldet. Sie dienen vor allem der Beinarbeit, damit die Schritte zum Ball besser passen. Das war früher nicht immer der Fall. Ideal wäre es, wenn ich solche Blöcke während der Saison einbauen könnte.

Er war zwölf Jahre lang auf der Tour, kennt sehr viele Geschichten aus dem Tennis-Zirkus und hat dementsprechend viel zu erzählen. Ich kann ihn viele Dinge fragen, wie damals die Turniere abliefen oder wie es bei Olympia war.

Thiem über Massu

Die Freude am Tennis ist wieder da. Ich genieße die harten Trainings und die Matches. Das war in den letzten zwei, drei Jahren definitiv nicht der Fall.

Thiem über seinen Trainer-Wechsel

…die Beziehung zu Nicolas Massu:

Er war zwölf Jahre lang auf der Tour, kennt sehr viele Geschichten aus dem Tennis-Zirkus und hat dementsprechend viel zu erzählen. Ich kann ihn viele Dinge fragen, wie damals die Turniere abliefen oder wie es bei Olympia war. Da gibt es sehr gute und interessante Gesprächsthemen. Wir haben immer eine gute Stimmung im Team.

…seine Verbesserungen bei Aufschlag und Return:

Nicolas und ich haben viel in diesen Bereichen trainiert. In Indian Wells ist mir aber auch der Belag sehr entgegengekommen. Wenn ich viel Kick serviere, erhöht das natürlich meine Percentage und der kam dort sehr gut an.

…die Stärken von Massu, weil er ehemaliger Spieler ist.

Er war selbst in den Top 10 und hat unfassbare Erfolge gefeiert. Außerdem hat er noch gegen viele Spieler gespielt, gegen die ich auch heute noch spiele und auf die kann er mich sehr gut einstellen. Es ist wichtig, dass jemand selbst einmal Spieler war. Er weiß, wie man sich am Platz fühlt. Viele Leute, die hier als Trainer herumlaufen, haben keine Ausbildung – das ist nicht ausschlaggebend. So wie er sich mit Tennis beschäftigt, ist das für einen Spieler sehr wertvoll.

…das von Bresnik gelernte technische Grundgerüst:

Günter hat mir unglaubliche Schläge beigebracht. Die hat er mir solange eingetrichtert, dass ich nicht glaube, dass ich damit jemals Probleme bekommen werde. In dieser Hinsicht ist er der beste Trainer überhaupt. Das ist unbestritten und auch der Hauptgrund, warum ich so erfolgreich bin. Jetzt bin ich bereit für andere Sachen, die nicht so viel mit den Schlägen zu tun haben. Etwa der Volley oder wie ich mich in speziellen Spielsituationen verhalten soll.

…die höheren finanziellen Investitionen aufgrund des angewachsenen Betreuerstabs:

Das Preisgeld spielt natürlich immer eine Rolle. Ich muss auch immer auf mich schauen und kann nicht mein ganzes Geld ausgeben, nur damit ich ein gutes Team um mich herum habe. Ich will aber ein so gutes Team wie möglich haben und dafür sind auch Investitionen notwendig. Ich muss alles hinter dem sportlichen Erfolg anstellen.

…die Last, die nach der Trennung von Bresnik von seinen Schultern fiel:

Seit Indian Wells fühle ich mich auf und abseits des Platzes so gut wie lange nicht – so ehrlich bin ich. Viele Sachen machen viel mehr Spaß, als es eine zeitlang der Fall war. Deshalb glaube ich, dass ich alles richtig gemacht habe. Die Freude am Tennis ist wieder da. Ich genieße die harten Trainings und die Matches. Das war in den letzten zwei, drei Jahren definitiv nicht der Fall – auch wenn ich dazwischen natürlich auch gute Wochen hatte. Wenn ich mich so fühle wie jetzt, werden diese Durchhänger, die ich früher immer wieder hatte, seltener werden. Das hatte nicht immer etwas mit dem Spielerischen zu tun. Ich habe mich öfter so präsentiert, wie es nicht sein sollte. Das hat sich in den letzten Wochen geändert.

…eine mögliche frühere Trennung von Bresnik:

Ich weiß nicht, ob das klüger gewesen wäre. Ich bin jetzt reifer und klüger. Vielleicht hätte ich es vor einiger Zeit nicht so durchgezogen. Deshalb glaube ich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist.

…eine mögliche verstärkte Mitarbeit von Vater Wolfgang:

Ich glaube, dass das eher selten passieren wird. Hin und wieder war er immer wieder mal mit dabei und ich habe auch immer wieder mit ihm Trainings-Sessions absolviert.

…einen möglichen Wechsel der Home-Base:

Ich will definitiv in Österreich bleiben. Das ist für mich das beste Land, das es gibt. Ich habe nicht vor, etwas daran zu ändern. Ob es die Südstadt bleibt oder doch etwas anderes, wäre mir aber egal.

…den Sandplatz-Klassiker in Monte Carlo:

Ich komme immer gerne hier her und habe gute Erinnerungen daran, weil ich als Kind immer die alte VHS-Kassette vom Finale zwischen Thomas Muster und Boris Becker angeschaut habe. Außerdem ist es der Start der Sandplatz-Saison, was für mich natürlich etwas ganz Besonderes ist. Das Turnier hat viel Tradition. In Rom und Madrid tue ich mir aber etwas leichter, weil meine Spin-Schläge besser weggehen und es meine Gegner dadurch schwieriger haben.

…die High-Society in Monte Carlo:

Diese ganze Schickimicki-Welt taugt mir ehrlich gesagt nicht so. Das ist nicht so meins. Die Anlage und das Hotel sind natürlich sehr schön, aber so richtig gut gefällt es mir in Monte Carlo nicht.

…Erstrunden-Gegner Klizan:

Klizan ist über best-of-three immer gefährlich. Er hat einen der besten Vorhandschläge auf der Tour. Das Match in Kitzbühel (Drei-Satz-Niederlage) im vergangenen Jahr war von uns beiden gut. In St. Petersburg habe ich ihn dann später in der Halle klar geschlagen.

…das in Monte Carlo antretende Doppel Jürgen Melzer/Dominic Thiem:

Der Auftritt in Monte Carlo soll kein einzigartiges Ereignis bleiben. Wir wollen auch in Barcelona und vielleicht in Rom gemeinsam Doppel spielen. Wir verstehen uns gut. Im Doppel ist Jürgen ein absoluter Champion, von dem ich noch viel lernen kann. Es macht Spaß, mit ihm zu spielen.

…sein Engagement für "4 Oceans", die sich für den Schutz der Weltmeere einsetzen:

Das ist mir sehr wichtig und ich mache es nur deshalb öffentlich, weil ich glaube, dass ich dadurch viele Leute erreichen kann und nicht, weil ich für mich Öffentlichkeitsarbeit betreiben will. Ich hätte zuletzt in Miami beinahe bei so einer Mitmach-Aktion teilgenommen, am nächsten Tag stand aber das Finale in Indian Wells auf dem Programm und da habe ich schlussendlich dann doch das Endspiel vorzogen.

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