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Federer: "Hatte extrem viele Emotionen in mir"

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Es war eine Szene, die in die Sportgeschichte eingehen wird.

Als ein vor Glück weinender Roger Federer bei der Siegerehrung bei den Australian Open seine 20. Grand-Slam-Trophäe überreicht bekam, hielt sein großes Vorbild, Tennis-Legende Rod Laver, per Handy-Kamera die bewegenden Momente in Bildern fest.

"Ich habe es durch meine Tränen in den Augen gar nicht sehen können, dass er mich beim Weinen fotografiert hat", sagte der überglückliche Schweizer nach dem Match.



"Ich weiß gar nicht, was ich euch erzählen soll. Ich bin heuer einfach so schnell ins Endspiel eingezogen. Das Semifinale (Anm.: Chung musste im zweiten Satz aufgeben) war so schnell vorbei. Dadurch hatte ich noch extrem viele Emotionen in mir drinstecken. Viel mehr als im vergangenen Jahr, als ich im Turniverlauf gegen Kei Nishikori und Stan Wawrinka so hart kämpfen musste", erklärte Federer seinen emotionalen Ausbruch.

"Es war wie eine große Party"

"Als ich darüber nachdachte, was ich beim Platz-Interview sagen wollte, wurde jedes Thema, das ich in Betracht zog, sehr bedeutsam und emotional. Meinem Team danken, Marin gratulieren, den Zuschauern danken, dem Turnier danken. Am Ende ist es einfach wie eine große Party gewesen."

"Ich habe während meiner Ansprache immer gehofft, dass ich mich gleich wieder sammeln kann. Aber ich konnte es einfach nicht", sprach Federer offen über seine durcheinandergewirbelte Gefühlswelt.

"Manchmal wünschte ich, dass ich das besser unter Kontrolle hätte. Aber es ist so, wie es ist. Ich bin aber auch glücklich darüber, dass ich meine Emotionen zeigen und mit den Menschen teilen kann. Die Emotionen sind nur deshalb so groß, weil so viele Zuschauer da sind. Ohne ihnen wäre das nicht der Fall."

Federer war vor Endspiel extrem nervös

Aber schon vor dem großen Endspiel gegen Cilic hatte Federer den Kopf voller Gedanken, die er nur schwer in Ordnung bringen konnte. "Das Match gegen Chung war so schnell vorbei, dass ich viel Zeit darüber hatte, über das Finale nachzudenken. Ich habe immer nur daran gedacht, wie cool es wäre, den 20. Titel holen zu können und wie schrecklich es sein würde, wenn ich verlieren würde. Das ging 36 Stunden durch meinen Kopf", vermisste Federer trotz seiner 36 Jahre die erwünschte Abgebrühtheit mit solchen Situationen umgehen zu können.

"Ich war den ganzen Tag unglaublich nervös. Es hat mich innerlich aufgefressen. Deshalb war ich, nachdem es vorbei war, so extrem erleichtert", sagte der nunmehr 20-fache Grand-Slam-Gewinner.

Schafft es Federer wieder an die Spitze?

"Ich habe jetzt drei Slams in zwölf Monaten gewonnen", konnte Federer, der seinen Titel in Melbourne erfolgreiche verteidigte und im vorigen Jahr auch in Wimbledon triumphierte, seinen Erfolg kaum fassen. "Ich kann es selbst kaum glauben. Wenn ich meinen Turnierkalender gut gestalte und hungrig bleibe, können noch viele schöne Dinge passieren", denkt der Ausnahmekönner allerdings auch schon wieder an die Zukunft.

Auch mit 36 Jahren und 20 Major-Titeln scheint der Erfolgshunger des Tennis-Maestros noch lange nicht gestillt zu sein. "Ich glaube nicht, dass das Alter eine Rolle spielt. Am Ende des Tages ist es nur eine Zahl."

Federer liegt nach dem Triumph in Melbourne nur mehr 155 Punkte hinter dem Weltranglisten-Ersten Rafael Nadal, der im Viertelfinale gegen Cilic verletzt aufgab.

Allerdings muss Federer im März jeweils 1.000 Punkte von seinen Vorjahres-Turniersiegen in Indian Wells und Miami verteidigen. Außerdem erscheint es wahrscheinlich, dass der Schweizer wie im Jahr 2017 auf die komplette Sandplatz-Saison verzichten könnte.

Würde er allerdings spielen, wäre ihm die Rückkehr an die Weltranglistenspitze wohl kaum zu nehmen. Die Planung der kommenden Monaten wird sich Federer also nicht leicht machen. "Ich muss jetzt genau überlegen, wo ich meine Prioritäten setze. Es stehen aufregende Zeiten bevor."

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