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"Wir sind vom Charakter ziemlich ähnlich"

LAOLA1 Foto: ©

Sie lebt schon seit vielen Jahren in Wien, hat eigentlich im Mai 2013 ihre Karriere beendet und sich fast zwei Jahre später zum Comeback entschieden. Jetzt steht die Lettin Anastasija Sevastova nach einem tollen Lauf im Viertelfinale der US Open. Großen Anteil an diesem Comeback hat auch ihr Trainer und Freund, der Steirer Ronald Schmidt.

Der 36-jährige Coach, der seinerzeit auch Thomas Muster bei dessen spätem Comeback zwei Jahre lang betreut hatte, war hocherfreut über den Lauf seines Schützlings. "Das war wirklich nicht zu erwarten, es ist im Moment schwierig einzuordnen. Die Freude ist jetzt einmal riesengroß", sagte Schmidt.

Liebesbeziehung mit dem Coach

Sevastova, die aktuelle Weltranglisten-48., hat mit einem 6:4,7:5-Erfolg über die als Nummer 14 gesetzte Britin Johanna Konta die Sensation aus der zweiten Runde mehr als bestätigt: Die 26-jährige Sevastova hatte völlig überraschend French-Open-Siegerin und Nummer 3 der Welt, Garbine Muguruza (ESP), mit 7:5,6:4 aus dem Bewerb genommen.

 


"Großartig wie sie jetzt in die Matches reingeht. Wir haben so viel gearbeitet und schön langsam funktioniert das. Vor allem vom Kopf her schafft sie es jetzt, besser mit negativen Sachen umzugehen", meinte Coach Schmidt, der sich auch aus privaten Gründen freut. "Ich bin mit ihr auch in einer Liebesbeziehung."

Die beiden lernten einander 2013 in Alt-Erlaa in der "better-tennis"-Akademie kennen. "Sie hatte damals ihre Karriere beendet und angefangen, dort auch als Trainerin zu arbeiten."

Private Beziehung macht keine Probleme

Sevastova, die früher vom Österreicher Martin Ruthner trainiert wurde, hatte 2013 ihre Karriere wegen körperlicher Probleme und Motivationsproblemen beendet. Sie studierte in Österreich und wollte sich später einen Job im Sportmanagement suchen.

Ende 2014 verspürte die Lettin aber wieder Lust, auf die Tour zurückzukehren. Ihrem Lebensgefährten und nunmehrigen Coach Schmidt ist es aber wichtig zu sagen, dass nicht er es war, der sie zur Rückkehr überredet hat. "Ich war mit ihr vorher glücklich zusammen, ob sie jetzt spielt oder nicht, das war ihre Entscheidung. Ich will nur, dass sie das macht, was sie wirklich machen will."

Offen antwortet Schmidt auf die Frage, ob es nicht schwierig sei in einer Trainer-Spieler-Beziehung, zumal man als Coach ja oft auch einen raueren Zugang wählen muss. "Es ist bei ihr relativ einfach. Wir sind beide vom Charakter her ziemlich ähnlich und können das wirklich trennen, von einer Sekunde auf die andere. Es gibt Zeiten, wo es auch wirklich kracht, aber wenn ein Match aus ist, ist das für uns erledigt."

Der große Vorteil in einer Beziehung sei, dass man zeitlich nicht so begrenzt ist, Dinge aufzuarbeiten. Noch vor Jahresfrist hatte es Sevastova nach starken Auftritten bei kleinen Turnieren immerhin geschafft, bei den US Open in der Qualifikation dabei zu sein. "Sie hat in der ersten Quali-Runde verloren. Damals haben wir uns das Ziel gesetzt, hier in diesem Jahr fix im Hauptbewerb zu stehen."

Alles ist möglich

Und nun wurde es sogar das Viertelfinale. Sie ist die erste lettische Spielerin in einem Major-Viertelfinale seit 1994. Und in diesem trifft sie am Dienstag auf eine andere Comeback-Spielerin: Caroline Wozniacki. Die Dänin war einst ja 67 Wochen lang Nummer eins der Welt und ist aktuell als 74. sogar hinter Sevastova gereiht. Und was traut der Coach seiner Freundin zu? "Ich habe mir von Experten sagen lassen, dass in der zweiten Woche alles drinnen ist. Denen möchte ich das jetzt einmal glauben."

Schmidt beschreibt Sevastovas Stärken folgendermaßen: "Variantenreich, sie kann Bälle früh nehmen, sie hat ein Super-Spielverständnis und sie kann super umschalten von Defensive auf Offensive." Nur mit dem Kopf, also mental, hatte sie auch in der Vergangenheit immer wieder Schwierigkeiten. Doch Schmidt sieht sie da gesteigert. "Vor einem halben Jahr hätte sie gegen Muguruza bestimmt verloren, und auch gegen Konta."

Sevastova wird ihr bisher bestes WTA-Ranking (36) schon nach New York unterbieten, im virtuellen Ranking liegt sie aktuell knapp außerhalb der Top 30. "Ich glaube, dass ich in meiner zweiten Karriere besser spiele. Ich gehe mit Druck jetzt auch besser um als früher. Es ist immer schwer, ein Match zu beenden, aber ich gehe damit jetzt besser um."

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