Die nervliche Anspannung war riesig.
Nicht nur die Athleten selbst zitterten mit, sondern auch Fans, Betreuer und TV-Experten.
Christoph Sumann war am ORF-Mikro live dabei, als Dominik Landertinger und Simon Eder im Einzelbewerb der Biathlon-WM den Puls aller Beteiligten in die Höhe schnellen ließen.
Der ehemalige Weltklasse-Biathlet, der in seiner Karriere sieben Medaillen bei Großereignissen sowie eine kleine Kristallkugel gewann, spricht im LAOLA1-Interview über seine Gefühlslage während des Rennens und die beiden gewonnen ÖSV-Medaillen, die jeweils einen sehr emotionalen Hintergrund haben.
LAOLA1: Sumi, wie hast du den Doppelschlag von Dominik Landertinger und Simon Eder erlebt?
Christoph Sumann: Es waren ganz besondere Gefühle. Ab Startnummer 30 habe ich nichts mehr kommentiert, sondern nur noch gefeiert.
LAOLA1: Hattest du keine Angst, dass noch was passiert?
Sumann: Wir hatten natürlich im Auge, dass da fast niemand mehr kommt. Einzig Johannes Thingnes Boe, der konnte noch gefährlich werden für die Medaille. Als der seinen Fehler schoss, war es klar, dass wir zwei holen. Einfach genial.
LAOLA1: Wie unterscheidet sich die nervliche Anspannung als Athlet von jener als TV-Experte?
Sumann: Als ich selbst gelaufen bin, war ich einfach voll im Rennen drin. Da war ich auch nervös, weil ich wusste, es geht um was, aber das war eine andere Nervosität. Man hat alles im Blick, man weiß, was passieren kann und ist im Bilde. Da habe ich beim letzten Schießen schon ziemlich geschwitzt.
LAOLA1: Kann man die Medaillen auch als Statement für Biathlon in Österreich deuten?
Sumann: Absolut! Ich habe schon vor dem Rennen zu den Burschen gesagt: ‚Das ist noch nicht vorbei!‘ Was vorher war, das interessiert kein Schwein mehr, wenn du am Ende mit einer Medaille da stehst.
LAOLA1: Sprichst du aus Erfahrung - Stichwort Khanty Mansiysk (Einzel-Bronze, Anm.)?
Sumann: Genau so ist es. Damit meine ich Khanty, damit meine ich auch Pyeongchang (Gold im Massenstart für Landertinger, Silber für Sumann, dazu Staffel-Silber, Anm.). Da hatten wir auch lange nichts und dann ging es auf. Man muss bis zum Schluss geduldig bleiben. Wir sind keine Fourcades, die hier jedes Rennen gewinnen, wir haben aber in jedem Rennen die Chance auf Medaillen. Irgendwann greift man dann zu.
LAOLA1: Für beide war es eine besondere Medaille. Simon wiederholt die Geschichte seines Vaters, der vor 30 Jahren Einzel-Bronze gewann. Auch für dich etwas Besonderes?
Sumann: Ja, schon. Genau solche Geschichten schreibt nur der Sport. Genau dieselbe Medaille für Papa und Sohn, das ist unglaublich.
LAOLA1: War sie nach mehreren vierten und fünften Plätzen bei Großereignissen überfällig?
Sumann: Auf jeden Fall. Es gibt so viele gute Leute, die jahrelang in der Spitze dabei sind und nie eine Medaille gewinnen. Er sollte keiner davon sein. Heute hat er die Scharte ausgemerzt.
LAOLA1: Wie bewertest du den knappen Verlust der Kristallkugel?
Sumann: Wenn er Vierter geworden wäre, dann wäre es ganz bitter geworden. Dann wäre er am Ende des Tages mit leeren Händen da gestanden. So wird er es verschmerzen. Man muss Fourcade auch größten Respekt zollen. Der gewinnt alle Goldmedaillen und alle Kugeln, besser geht es nicht.