news

EBEL-Scout: Salzburgs Schlüssel zum Erfolg

LAOLA1 Foto: ©

Zum dritten Mal in Folge im Finale, zum zweiten Mal hintereinander Meister.

Red Bull Salzburg bleibt nach dem 4:3-Triumph gegen den HC Znojmo in Finale 6 weiter das Maß aller Dinge in der EBEL.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller erklärt die Schlüssel zum Erfolg:

 

Die finanziellen Mittel

Klar: Solange keine Auslandsangebote kommen, können die Roten Bullen einheimische Spitzenkräfte wie Matthias Trattnig, Dominique Heinrich und Konstantin Komarek halten bzw. diese bei Abgängen mit Teamspielern wie Raphael Herburger ersetzen. Nur: Die Zeiten, wo planlos Geld verpulvert wurde, sind seit wenigen Jahren vorbei, spätestens aus dem chaotischen Lockout-Jahr hat man gelernt.

Manager Stefan Wagner, der vor zwei Jahren zur Organisation stieß, setzt sich vor allem bei Legionärscracks ein internes Limit, das bei Vertragsverhandlungen auch eingehalten wird. Die Zeiten, als die Agenten quasi selbst die Gehälter in die Verträge eintragen durften, sind längst Geschichte.

Dass ein Spitzenbudget allerdings längst kein Garant für Erfolge ist, zeigt das Beispiel des KAC, wo in den letzten Jahren alleine interne Winkelzüge und Personalentscheidungen nach Gutsherrenart ähnliche Erfolge verhinderten. Bei Red Bull gibt es keinerlei solche Einmischungen, Meetings mit Red-Bull-Eigentümer Didi Mateschitz finden nur alle heiligen Zeit statt und beide Eishockeyfilialen in München und Salzburg können ihrer Arbeit ungestört nachgehen.

Die guten finanziellen Mitteln und die ungestörte Arbeitsweise bringen einen großen Vorteil mitsich: Personelle Korrekturen – mit Benn Ferriero leistete man sich nur einen Legionärsflop – können schnell und ohne Aufsehen korrigiert werden.

 

Leadership

Wie oft hört man in den Play-Offs: "Wir müssen defensiver, härter, konsequenter spielen." An der Umsetzung hapert es aber dann bei den meisten Teams gewaltig, die Aussagen bleiben nur leere Worthülsen.

Nicht so in Salzburg: In allen drei Play-Off-Serien geriet man heuer in Rückstand, vor allem gegen den KAC wäre beim Rückstand von 2:3 und einem anstehenden Auswärtsspiel Nervosität durchaus angebracht gewesen. Doch Spieler wie Trattnig, Heinrich, Welser oder der wiedererstarkte Manuel Latusa ließen Worten Taten folgen und waren vor allem in diesen "Do-Or-Die"-Spielen sichere Werte. Denn eines ist klar: Die heurige Mannschaft war nicht so stark besetzt wie die Vorjahresedition, was sich auch in den weit knapperen Play-Off-Serien niedergeschlagen hat.

Ein Paradebeispiel ist Matthias Trattnig. Gibt es in unserer Liga einen größeren Play-Off-Warrior als ihn? Der 36-Jährige sorgte sowohl für wichtige Treffer, als auch für krachende Checks, die den tapferen Znaimern über kurz oder lang doch den Nipf nahmen. Auch Daniel Welser, der seine langjährigen Leistenprobleme überwunden hat, sorgte für die nötige Physis, ohne die man gegen die flinken "Adler" auf verlorenem Posten gestanden wäre.

Coaching

Zwei Meistertitel in zwei Jahren – was will man mehr? Dan Ratushny zeigte sich heuer auch in seiner taktischen Auffassung flexibel: Sein Offensivkonzept mit meist vier involvierten Spielern im Angriffsdrittel war gegen den KAC ein Schuss in den Ofen, die Klagenfurt erfreuten sich über unzählige Odd-Man-Breaks. Ratushny adaptierte dann sein System, vor allem die Center agierten spätestens ab Spiel Sechs weit konservativer.

Das kostete Cracks wie Ben Walter (vom AHL-Playmaker zum EBEL-Defensivcenter) und Ryan Duncan zwar an Punkten, war aber ein Hauptgrund für den Meistertitel, auch wenn nach einer Defensivserie gegen den VSV gegen Znojmo wieder mehr Offensive Einzug hielt. Ratushny bewies damit, dass er bei aller persönlichen Vorliebe für Offensivhockey durchaus flexibel denken kann, die Sturheit seines Vorgängers Pierre Page legte er nicht an den Tag.

Unumstritten ist der smarte Rechtsanwalt aber weder im Verein noch beim ÖEHV. Beide Seiten sind von der (Nicht)-Berücksichtigung von jungen Österreichern nicht unbedingt angetan. Teamspieler wie Layne Viveiros oder Alexander Pallestrang sahen oft über mehrere Spiele das Eis gar nicht, Talente wie Peter Hochkofler (zum Schluss ein wertvoller Penalty-Killer) oder Florian Baltram rangen um Anerkennung. Dazu kam noch die Abmeldung von Österreichern wie Fabian Weinhandl und Marco Brucker, die in der Liga und beim Verband pikiert zur Kenntnis genommen wurden.

Nur Ersatz Juuso Riksman war ein Schlüsselspieler in den Play-Offs und Ratushny kann zur Abwehr etwaiger Kritik in bester Patrick-Roy-Art die beiden Meistermedaillen als Ohropax verwenden…

Schlüsselspieler

 

Per Ledin: Der 37-jährige Schwede war eine wichtige Nachverpflichtung und ist auch weit pflegeleichter als der exzentrische Kyle Beach. Er brachte Physis und Slot-Präsenz ins Spiel ein. Auch er gehört zu den älteren Semestern im Team, eine Rückkehr von Thomas Raffl könnte ihn redundant machen.

Konstantin Komarek: Endgültig als Zweit-Linien-Center etabliert spielte er eine starke Saison, lediglich die Finalserie war nicht ganz gelungen. Seine Fortschritte in puncto Offensive und Skating waren augenscheinlich. Wie Heinrich (Örebro) versucht auch er sich nächste Saison in Schweden, wenngleich Malmö nicht zu den Topklubs der SHL gehört. Kann sich der 23-jährige Wiener dort in einer Offensivrolle etablieren?

In Salzburg setzt man auf Konstanz, große Personalrochaden sind im Sommer daher nicht zu erwarten. Die angestrebte Legionärsreduzierung ist aufgrund der Abgänge von Komarek und Heinrich nicht leicht umzusetzen, Herburger und Raffl als Zuzüge würden bestenfalls ein Nullsummenspiel ergeben.

Die einzigen brennenden Fragen sind: Wird das Team doch etwas jünger und bekommen Cracks wie Baltram, Hochkofler oder der kleine aber kampfkräftige Daniel Wachter die Eiszeit, die die großen Aufwände in der Akademie rechtfertigen?

Egal wie diese Fragen beantwortet werden – der Weg zum nächsten EBEL-Titel führt wieder über die Roten Bullen…

Kommentare