HC Znojmo – KAC (4.12., 1:4)
Erstes Spiel unter Interims- oder vielleicht doch Langzeitcoach Alexander Mellitzer: 4:1 gewinnt man nicht so einfach in Znojmo – was waren die Gründe?
In erster Linie ein günstiger Spielverlauf, vor allem durch die beiden Goalies bedingt. Patrik Nechavatal sah beim Führungstreffer durch Oliver Setzinger ganz alt aus, Bernd Brückler hingegen hielt einer wahren Kanonade während der beiden folgenden Powerplays statt. Die Adler hatten zwar eine Unzahl von Chancen, haben derzeit aber große Probleme beim Scoren und gerieten so bald ins Hintertreffen. Der KAC agierte zwar ab und an etwas passiv im eigenen Drittel, gab aber weit weniger Odd-Man-Breaks ab als in den Spielen zuvor.
Ein ganz wichtiger Mann für die Klagenfurter: Defender Mark Popovic. Zu Beginn der Saison nahm er sich Steven Strongs an, diesmal agierte Thomas Vallant an seiner Seite. Popovic verfügt über große Ruhe in seinem Spiel und kommuniziert gut mit seinen jüngeren Partnern. Vallant, gegenüber der Vorsaison erschlankt, muss immer noch an seiner Mobiliät arbeiten, fiel aber auch nicht ab.
Strongs Tor aus einem end-to-end-rush war natürlich vom Allerfeinsten. Der Austro-Kanadier spielt seinen Part gut herunter und kann sich mit eroberten Scheiben auch schnell vom Gegner absetzen. Ein solider EBEL-Defender und nach zwei Jahren Wartefrist sicher ein Kandidat für das ÖEHV-Team.
Znojmo könnte im Kampf um die Top-6 doch noch etwas ins Trudeln kommen. Die Kombination von wechselhaften Goalie-Leistungen (Nechvatal bräuchte dringend eine Pause) und Problemen im Abschluss ist derzeit keine gute. Dazu kommen auch noch Verletzungen: Nach Jan Seda und Ondrej Fiala schied diesmal auch Martin Podesva gleich bei seinem ersten Shift mit einer Gesichtsverletzung aus. Damit standen Coach Jiri Reznar mit Peter Pucher und David Bartos nur zwei gelernte Center zur Verfügung, Jan Lattner und Branislav Rehus sind umfunktionierte Flügel. Und Colton Yellow Horn trifft auch nicht mehr so regelmäßig wie noch zu Saisonbeginn.
Black Wings Linz – HC Bozen (6. 12., 5:2)
Wenn’s läuft, dann läuft’s – die Linzer gewinnen derzeit ein Spiel nach dem anderen, auch solche, die wie gegen Bozen lange auf der Kippe stehen. Gerade in einer Drangphase der Gäste erzielte Bernhard Fechtig (sprang für den verletzten Grant Lewis ein) mit einem Schuss von der blauen Linie, der ihn selbst von den Beinen holte, den Führungstreffer. Auch bezeichnend: Ein gar nicht druckvolles Powerplay brachte doch das 4:2, nachdem man schon am Vortag Innsbruck mit sieben Treffern in Überzahl vom Eis schoss.
„Unsung Hero“ bei den Linzern: Kevin Moderer. Er blockt vor allem in Druckphasen und in Unterlegenheit unerschrocken Schüsse, füllt überhaupt jede Rolle aus, die man ihm auferlegt. Wenn nur seine Beine etwas besser wären…
Interessantes Lineup bei den Bozenern: In der ersten Linie rückten die beiden etatmäßigen Center Taylor Vause und Nathan DiCasmirro auf die Flügel, Joel Broda rückte in die Mitte. In der zweiten Linie musste dadurch in Ermangelung eines Mittelstürmers Matt Pope ran. Doch die Bozener erspielt sich auch so eine Reihe an Chancen, scheiterten immer wieder an Mike Ouzas. Die Chancenauswertung und ein sehr knappes Personalkleid sind ihre Probleme im Kampf um einen Top-6-Platz. Vor allem in der Defensive müssen vor allem Alexander Egger, Sean McMonagle und Brett Flemming sehr viel ran. Die Bozener hatten bisher das Glück, fast ohne Verletzungen durch die Saison zu kommen, auch Brodie Reid soll bald wieder zurückkehren. Aber gerade im dichten Spielplan der nächsten Wochen würden sich Ausfälle letal auswirken.
Sportchef Dieter Knoll fahndet auch schon seit Monaten nach einem Defender, nur: Die, die kommen wollen, will er nicht, die er will, haben andere Pläne. Ein neuer Importverteidiger würde auch das Punktekontingent über Gebühr belasten - wahrscheinlichster Austauschkandidat: Nick Palmieri, der zwar einen Treffer erzielte, von Tom Pokel aber in den Special Teams nicht berücksichtigt wird und der nicht gerade viel 50/50-Puckduelle gewinnt. Mit Jerry Pollastrone, Taylor Vause, Joel Broda und Steve Saviano haben die Südtiroler aber vier überdurchschnittliche Angreifer, die auch anderen EBEL-Teams weiterhelfen würden.
Aus der Liga:
Auch neun Jahre nach ihrer Einführung haben einige Teams die Punkteregel noch nicht ganz verinnerlicht. So meldete zumindest eine Organisation trotz Warnungen einen langzeitverletzten Spieler an, die Punkte für ihn sind somit verbrannt, obwohl er nach dem Meldetermin 12. November noch gar nicht zum Einsatz gekommen ist und auch noch Wochen ausfällt. Ein nicht ganz so schwerer Gedankenfehler wie der eines österreichischen Teams vor Jahren bei der Einführung der Tryout-Regelung: Sie vertauschten damals nämlich die Daten und gingen davon aus, dass Tryout-Spieler erst nach und nicht vor der damaligen Deadline verpflichtet werden dürfen! So durften sich die im Sommer verpflichteten Cracks alle über Fixverträge freuen…
Die Liga probiert alles, die Regeln bis ins Details zu erklären, hat alle möglichen Tauschvorgänge auch schriftlich festgehalten. Aber die vielen Änderungen über die Jahre machen diese Regel auch zu einem sperrigen Gaul. Zwei Beispiele dafür:
Die Caps halten derzeit bei 57 Punkten. Eine Rückkehr von Sven Klimbacher und seinen drei Punkten würde sie genau auf die Grenze von 60 Punkten bringen. Trotzdem wird das ein Tausch- bzw. Anmeldevorgang. Der Grund dafür: Die Anmeldung von Tyler Cuma brachte die Wiener erstmals über die Punktegrenze, jede Neuanmeldung danach gilt automatisch als Tauschvorgang, egal wieviele Punkte das Team davor hat. Nicht neu, aber man kann durchaus darüber stolpern. Der festgehaltene Begriff „Tauschvorgang“ ist hier auch irreführend, „Anmeldevorgang“ bringt es eher auf den Punkt, schließlich wird kein Spieler ausgetauscht.
Der KAC wiederum stellte sich und der Liga die durchaus verständliche Frage, welchen Tauschvorgang die Anmeldung von Rene Swette (für den schon zuvor abgewanderten Joe Reichel) darstellte – die des Torhütertausches oder einfach eines Inländerwechsels? Nach Auskunft der Ligaleitung ein Inländerwechsel, der KAC kann also noch drei Inländer- oder zwei Legionärswechel vornehmen, um dann erst den zusätzlichen Goaliewechsel vorzunehmen.
Eine Regel kann man durchaus diskutieren, nämlich das Verbot für Legionäre, nach dem 12. November innerhalb der Liga zu wechseln. So gab es für Klemen Pretnar loses Interesse eines EBEL-Teams, das diesen Paragraphen nicht im Kopf hatte. Von einem solchen Transfer würden die Caps (bringen ihn von der Lohnliste), der eventuelle neue Arbeitgeber und Pretnar nur profitieren.
Die Argumente der Liga gegen solche Legionärswechsel (in anderen Ligen gang und gäbe): Die reichen Teams sollen nicht die Ausländer anderer Vereine während der Saison abwerben, schon gar nicht vor den Playoffs, wo abgeschlagene Teams einen „Fire Sale“ durchführen und so die Meisterschaft verfälschen würden. Nachvollziehbar, in Fällen wie bei Pretnar aber nicht zutreffend.
Auch Goalie Oliver Roy müsste für heuer die EBEL verlassen, wenn er aufgrund der Zahlungsrückstände Laibach den Rücken kehren würde. Allerdings gestattete die Liga gerade in einem solchen Fall Jeff Ulmer vor zwei Jahren den Wechsel von Laibach nach Innsbruck…
HK Orange 20 – Piestany (1. 12., 3:7)
Mein erster Abstecher heuer in die slowakische Extraliga. Wie wir von Netflix wissen: „Orange ist the new black“, aber was verbirgt sich hinter dem mysteriösen Namen HK Orange 20? Ganz einfach: Das slowakische U20-Nationalteam, das jeweils bis kurz vor Weihnachten in der Extraliga mitspielt. Die Parameter und die Heimhalle haben sich über die Jahre öfters geändert, fix war immer nur, dass die Punkte dem Gegner zwar in der Gesamttabelle angerechnet werden, Orange (der Mobilfunkbetreiber ist der Sponsor dieses Projekts) aber außer Konkurrenz mitspielt.
Das Nationalteam bestreitet je zehn Heim- und Auswärtsspiele gegen die Extraligisten, dazu kommen noch zehn Auswärtsspiele gegen die Teams der 1. Liga. Über den Sinn dieses Projekts, das 2007 eingeführt wurde, lässt sich trefflich streiten. Die Gegner meinen, dass dieses Team nur „das Verlieren lernen würde.“ Heuer reichte es bei den 20 Spielen gegen die Extraligaklubs zu lediglich drei Siegen und einem Torverhältnis von 27:87. Das war schon immer so (Siegesquotient seit 2007: 16 %), obwohl die Gegner vor allem die Auswärtsspiele ohne einige Stammspieler und mit Standgas bestreiten.
Die Proponenten des Projekts weisen darauf hin, dass das Nationalteam in den letzten Jahren immerhin nie abstieg und bei der letzten WM sogar Bronze einfuhr. Für das seit Jahren todkranke slowakische Eishockey ist eine solche Bilanz tatsächlich schon ein Erfolg.
Orange bestritt heuer seine Heimspiele in der Vladimir-Dzurilla-Arena in Bratislava, nur unweit vom großen Eisstadion entfernt. Außer Verwandten und Freunden der Spieler finden sich dort kaum Zuseher ein. Nach der WM in Finnland kehren die Spieler zu ihren Heimatverereinen zurück und spielen dort entweder in der Extra- oder Juniorenliga.
Das slowakische U18-Team, letzte Saison noch gegen 1. Liga-Vereine aktiv, spielt heuer in der Juniorenliga mit. Ähnliche Projekte gibt es natürlich in den USA, wo das U18-Team gegen USHL- und Collegeteams antritt sowie seit heuer in Russland, wo diese Altersstufe als Nationalteam in der MHL (=russische Juniorenliga) mitspielt.
Insgesamt ein einseitiges Spiel mit beiderseits miesen Torhüterleistungen, eigentlich typisch für die Extraliga. Sie ist mit Abstand die schwächste Liga unter den etablierten Eishockey-Nationen, vor allem an Intensität und Dynamik hapert es bei so gut wie allen Akteuren.
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