Daum in Linz
Mit dem Meistertitel in der ersten Saison startete er natürlich on top, legte sich aber gleichzeitig eine hohe Messlatte auf. Seine Bilanz über sechs Jahre war stabil: Dem Titel folgten vier Semifinal-Qualifikationen, bevor ein Viertelfinal-Ausscheiden seine Tätigkeit – trotz laufenden Vertrags – beendete.
Wie schwer eine solche Bilanz zu erreichen ist, zeigte sich in den drei Saisonen danach. Troy Ward schaffte es in seiner ersten Saison immerhin noch ins Semifinale, bevor er im Jahre darauf Tom Rowe Platz machen musste. In dieser und in der heurigen Saison gelang Linz der früher immer selbstverständliche Einzug in die Pick Round nicht mehr.
Daum in Iserlohn
Nach seinem Abgang in Linz sprang Daum schon Anfang Oktober 2017 in Iserlohn für Jari Pasanen ein. Nach dem völlig verkorksten Saisonstart brachte der heute 62-Jährige die Roosters noch in die Pre-Playoffs. Knapp 13 Monate nach seinem Amtsantritt musste er schon wieder gehen, ihm wurde ein "sarkastischer Tonfall" nachgesagt.
Er scheiterte nach Kennern der Roosters-Szene aber vielmehr an schwachen Goalie-Leistungen, die auch nach seinem Abgang nicht besser wurden. Seine Nachfolger – Assistant Coach Jamie Bartman letzte Saison, Jason O'Leary heuer – kamen menschlich gut an, doch von den (Pre)Playoffs waren die Roosters unter ihnen meilenwert entfernt. In den letzten vier Saisonen sah man in Iserlohn nur unter Daum – wenn auch nur kurz – Playoff-Hockey.
Sowohl in Linz als auch in Iserlohn kam also nichts Besseres nach, wobei sich die Black Wings nach sechs Jahren sicher nicht für eine Trennung rechtfertigen mussten – irgendwann geht alles zu Ende und eine gewisse Abnutzung bei gleichzeitig erhöhtem finanziellen Einsatz war unverkennbar.
Doch beide europäische Stationen waren für Daum keine, wo die Mittel Jahr für Jahr Erfolg zur Pflichtsache machten.
Daum, der "Nicht-Förderer" von Talenten
Daum hing dieser Ruf aus Linz nach – eigenartig in einer Liga, wo der Einbau von jungen Spielern fast überall nur in homöopathischen Dosen erfolgt und ein Coach wie in Graz mit drei Sturmlinien in die Playoffs einziehen kann.
Schauen wir einmal genauer auf die jungen bis jüngeren Spieler, die unter Daum in Linz aufliefen:
Lorenz Hirn, Thomas Dechel, David Rassl, Mathias Müller, Niklas Mayrhauser – wer sich an sie nicht erinnert, braucht sich nicht zu entschuldigen, keiner von ihnen konnte sich nach ihren Abgängen verbessern.
Bernhard Fechtig und Fabian Scholz – die AlpsHL war nach Linz ihr Schicksal. Noch krasser: Daum schleppte über fünf Saisonen den willigen, aber nicht gerade talentierten David Franz in der EBEL mit. Zwei AlpsHL-Teams innerhalb einer Saison konnten danach mit ihm nichts anfangen.
Unglücklich, dass ausgerechnet Patrick Spannring den VSV verließ...
Patrick Spannring, Laurens Ober, Gerd Kragl, Erik Kirchschläger und Stefan Gaffal machten unter Daum ihre ersten Schritte in der EBEL – mit viel zu geringer Eiszeit, wie oft bemängelt wurde. Was wurde aus ihnen danach? Im Bestfall durchschnittliche EBEL-Cracks, Kragl und Kirchschläger sind in Linz und Graz Defender für das dritte Paar. Gaffal musste erst körperlich zulegen und sein Spiel um eine defensive Facette anzureichern, um wenigstens punktuell aufzuzeigen.
Unglücklich, dass gerade Spannring, auf den Daum in seiner Rolle als PK-Crack und Aggressiv-Spieler immer große Stücke hielt, knapp vor Weihnachten aus Villach Reißaus nahm. Seine Physis würde dem VSV-Kader derzeit sehr guttun.
In Linz von den Österreichern unter Wert geschlagen? Einzig Daniel Oberkofler, der in Graz von einem Drittlinien-Spieler zu einem offensiven Faktor wurde. Kevin Macierzynski wurde von einem Viertlinien-Spieler in Linz zu einem Drittlinien-Flügel in Dornbirn – auch nicht gerade ein Leistungssprung.
Die zu geringe Förderung von Riesentalenten, die Daum also nachgesagt wurde – im Rückspiegel noch lächerlicher als während seiner sechs Jahre. Und gerade in Villach, wo derzeit Oberkante Unterlippe angesagt ist, gibt es derzeit andere Probleme, als etwa Benjamin Lanzinger mit genügend Eiszeit zu versorgen. Frag nach bei Gerhard Unterluggauer, der genau das tat und wie ihm das gedankt wurde.
Was ist von Rob Daum in Villach zu erwarten?
Er braucht sich nicht groß mit dem Team vertraut zu machen. In einer Art beruflicher Weiterbildung verbrachte er vor Weihnachten zwei Monate auf eigene Kosten in Mondsee, schaute sich von diesem geografisch günstigen Standort unzählige EBEL- und DEL-Spiele an, verfolgte die Liga davor und danach auch aus seiner Heimat Edmonton.
Die Stärken und Schwächen des VSV-Kaders sollten ihm daher kein Geheimnis sein. Es gilt, den graduellen Leistungsverfall seit der ersten Saisonhälfte aufzuhalten, der Kader sollte jederzeit einen der drei Playoff-Plätze der Qualifikationsrunde hergeben. Dazu muss er aber den Leistungsverfall von Spielern wie Patrick Bjorkstrand (nach dessen Schulterverletzung nicht mehr derselbe) und Brodie Reid (agiert aus dem Stand) umkehren.
Daum passt sein System zwar dem Material an, erwartet aber in der eigenen Zone ein Verhalten, das Schüsse von außen zulässt, die Mitte aber dicht machen soll.
Offensive erfolgt über schnelle Breaks
Die Offensive soll einerseits über schnelle Breaks, aber durchaus auch aktiven Forecheck erfolgen. Trap-Hockey ist von ihm nicht zu erwarten. Einziges Problem, das ich sehe: Kann Brandon Maxwell nach der Pause wieder der nötige Rückhalt sein? Er wirkte doch zeitweise etwas leergespielt.
Rob Daum ist als Liga-Kenner für den VSV in der jetzigen Lage eine logische Lösung – das Erreichen der Playoffs muss von ihm, aber auch dem Kader eingefordert werden, bevor man überhaupt über ein weiteres Engagement spricht.
Kein Selbstläufer, aber eine realistische Forderung, die das VSV-Trainerkarussell der letzten Jahre mit Daum zum Stoppen bringen könnte.