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Wallisch: "Die Aktie VSV ist gerade günstig"

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Beim VSV geht aktuell vieles schnell.

Binnen Monaten hat Manager Stefan Widitsch seinen Rücktritt zum Jahresende angekündigt, Urgestein Giuseppe Mion nacheinander die Agenden als Geschäftsführer und Obmann abgegeben.

Mit der Entlassung von Head Coach Greg Holst hat es nun auf sportlicher Seite eine Reaktion auf den schwierigen Start der EBEL-Saison gegeben. Markus Peintner soll den Villacher Adlern die Flügel heben.

Der neue Mann mit den Fäden in der Hand ist Ulf Wallisch. Zuvor als Mentaltrainer bei den DEL-Klubs Fischtown Pinguins und Augsburger Panther tätig, ist er die Nachfolge von Giuseppe Mion angetreten.

Im LAOLA1-Interview erklärt der neue VSV-Chef seine nächsten Schritte, die Hintergründe des Trainerwechsels, die Probleme der Blau-Weißen und die Möglichkeiten, die sich durch die Verbindungen nach Deutschland ergeben.

LAOLA1: Sie sind im Sommer erst als Geschäftsführer eingesetzt worden, vor zwei Wochen haben Sie auch die Obmann-Funktion übernommen. Wie kam dieser schnelle Aufstieg zustande?

Ulf Wallisch: Schritt für Schritt wurden Sachen bewusst, die wir in die Veränderung führen konnten und mussten. Dadurch ergaben sich auch personelle Veränderungen. Es lag und liegt also im Arbeitsprozess selbst begründet.

LAOLA1: Mit welchen Zielen und Vorstellungen sind Sie im Sommer an den VSV herangetreten? Das ursprüngliche Aufgabengebiet hätte ein anderes sein sollen.

Wallisch: Angefangen hat alles im März, als mich Giuseppe Mion und Stefan Widitsch kontaktiert haben und wollten, dass ich diese Saison als Mentaltrainer in Villach anfange. Ich sagte, dass ich das nicht mache, denn es fehlt hier an anderen Dingen. Wir haben ein sehr ausführliches Gespräch geführt. Ich habe meine Erfahrungen aus Deutschland unterbreitet, und Empfehlungen abgegeben, was der VSV in meinen Augen bräuchte. Ich wurde gebeten, weiterhin mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, da ist eine Mediation entstanden. Ich habe gesagt: "Ihr müsst eure Konflikte untereinander aus der Welt schaffen! Wenn es unter euch Konflikte gibt, gibt es die auch unter den Spielern. Das muss Schritt für Schritt bearbeitet werden." Das haben wir über die Monate in Klausursitzungen gemacht, wir haben in der Nachwuchsarbeit organisatorisch viel geändert, neue Positionen verteilt und Personen neu eingesetzt. Irgendwann Mitte Juli ist Giuseppe zu mir gekommen und hat gefragt, ob ich Lust hätte, die Geschäftsführung zu übernehmen.

LAOLA1: Diese internen Konflikte klingen nach gröberen Problemen?

Wallisch: Wie in jedem Betrieb gibt es auch in einem Sportverein Konflikte. Die müssen zur Lösung geführt werden. Sonst schwirrt eine negative Energie herum. Wie bei der "stillen Post" wird mehr aus Dingen gemacht, als in Wirklichkeit war, das trägt Unsicherheit und Angst bei.

LAOLA1: Welchen Grund hat es gegeben, dass Sie keinen Mentaltrainer-Posten übernehmen wollten?

Wallisch: Der Mentaltrainer ist der Zuckerguss auf der Torte. Du kannst eine Torte ohne Zuckerguss genauso genießen. Zuerst hat es einen professionellen Sportwissenschafter gebraucht, der im Off-Ice-Training zur Seite steht. Dieser ist mit Gregor Grutschnig seit August installiert. Dann habe ich festgestellt, dass der ganze Verein aus drei hauptberuflichen Mitarbeitern im Off-Ice-Bereich besteht. Das kann nicht funktionieren, so kann man nicht einmal professionelle Sponsoren- und Pressebetreuung machen.

LAOLA1: Was sind die nächsten Schritte?

Wallisch: Es wird in den nächsten Wochen auch über die sportliche Ausrichtung des VSV in der EBEL gesprochen. Im Hintergrund läuft die Neustrukturierung der Organisation in der Arbeitsbewältigung. Mit Peter Peschel (Obmann-Stellvertreter, Anm.) von der Villacher Brauerei habe ich eine gute Besetzung im Vorstand gewinnen können.

LAOLA1: Der VSV macht bislang wieder ein sportlich schwierigeres Jahr durch. Ist das die zwangsläufige Folge des Weges mit jungen Österreichern? Wie weit kann man diesen Spagat treiben?

Wallisch: Natürlich müssen wir sportlich dranbleiben. Die Distanz nicht zu groß werden zu lassen, ist eine Grundaufgabe, derer wir uns bewusst sind. Aufgrund der finanziellen Situation können und wollen wir keine großen Schritte machen, ich habe das Gefühl, dass es mit dem neuen Trainerteam aber besser wird. Das Vertrauen des Vorstands ist da. Es spiegelt vielleicht auch schon ein bisschen wieder, was wir langfristig planen.

LAOLA1: Wie stehen die momentanen Ergebnisse im Verhältnis zu den Erwartungen vor der Saison? Man wusste um die begrenzten Mittel schon Bescheid.

Wallisch: Wir haben immer gesagt, wir wollen unter die Top-8. Das ist weiterhin unser Bestreben. Wir sind nicht so weit weg, Tabellenränge anzusehen, ist momentan nicht der richtige Weg. Die Situation hat sich nach der Länderspielpause verschlechtert, davor waren wir im Soll. Deswegen haben wir die Veränderung im Staff gemacht. Die Trainerfrage war für mich eigentlich nicht so akut, wie für die Presse. Durch den Abfall war es aber absolut notwendig. Für mich war das letzte Wochenende entscheidend (4:5 in Fehervar, 2:4 gegen den HC Innsbruck, Anm.). Hätten wir da sechs Punkte geholt, wären wir weiterhin im Soll gewesen. Haben wir nicht, darum die Veränderung.

LAOLA1: Bei der Übernahme des Obmann-Postens vor zwei Wochen waren Sie in einem Interview von Änderungen im Trainerteam noch nicht überzeugt.

Wallisch: Das ist richtig. Ich kann eine Veränderung nicht androhen, die vielleicht in einer Woche passiert. Niemand kann Ergebnisse voraussehen. Wir hätten keine gute Energie geschaffen, wenn ich vor den zwei Spielen angekündigt hätte, dass wir bei schlechten Ergebnissen einen Wechsel vollziehen. Das gibt niemandem Selbstvertrauen, weder der Mannschaft, noch dem Trainer, so kann man nicht arbeiten.

LAOLA1: Mit der Besetzung von Markus Peintner hat man sich für keinen Umbruch entschieden, er war als Assistant Coach unter Greg Holst tätig. Welchen Mehrwert wird er so liefern können?

Wallisch: Er kennt unsere Strukturen und Abläufe. Ich weiß nicht, ob sich ein auswärtiger Trainer, der unsere Gesamtsituation nicht kennt, leicht tun würde. Der könnte gar nicht mehr Qualität in die Mannschaft einbringen. Ich sehe die meisten Chancen für unsere Mannschaft, mit Markus Peintner weiterzugehen. Wir schauen dabei nicht von Woche zu Woche, es ist der Mannschaft mitgeteilt worden, dass wir mit diesem Trainerteam die Saison beenden.

LAOLA1: Was sind die größten Eckpunkte, die Peintner und Sie gemeinsam abgesteckt haben?

Wallisch: Das Wichtigste: Das Vertrauen und die Stimmung im Team müssen wiederhergestellt werden. Wir beginnen alle wieder bei null. Er hat das Vertrauen von Jedem ausgesprochen bekommen. Ich hatte selbst vor kurzem ein Meeting mit der Mannschaft und habe jeden Spieler dazu eingeladen: Öffnet euch, sprecht die Sachen an! Aber seid euch bewusst: Er ist der Head Coach, was er sagt, ist Gesetz. Habt nicht in den Köpfen, dass er nur für eine Woche da wäre. So wird es nicht sein.

LAOLA1: Als Head Coach hat Markus Peintner ja noch keine Erfahrungen vorzuweisen.

Wallisch: Ich denke, das wird frischen Wind bringen. Auch mit der Unterstützung von Assistant Coach Hans Winkler, der schon 25 Jahre als Trainer tätig ist und beim Nationalteam mitgearbeitet hat. Da hat Markus Peintner jemanden mit vielen Erfahrungen und Erfolgen im Nachwuchsbereich an der Seite. Er war dem Profisport immer sehr nahe, von meinem Gefühl her ist das die beste Lösung. Es ist auch von mir geplant, ihn nächstes Jahr zumindest als zweiten Assistant Coach und Nachwuchsleiter zu behalten. Er wird aber keine U-Mannschaft als Head Coach mehr übernehmen.

LAOLA1: Wie optimistisch blickt der Obmann in die nächsten Wochen?

Wallisch: Eigentlich sehr optimistisch! Ich habe von meiner Mannschaft gesehen, dass sie hohe Qualität abrufen kann, die einfach nicht konstant abgerufen wurde. Ich habe den einen oder anderen Vorwurf gegenüber den Trainern genauso gehabt, wie gegenüber der Mannschaft. Die kann ich aber nicht austauschen, will ich auch nicht. Ich habe an der Schraube nachdrehen müssen, an der es möglich war.

LAOLA1: Sie haben "Überraschungen" angekündigt – kann man die definieren?

Wallisch: Es wird ein Wirtschafts-Beirat gegründet. Ohne sportliche Umstellungen wäre das schon diese Woche passiert. Der VSV muss finanzstärker werden, um weiterhin in der EBEL, vielleicht sogar vorne, mitspielen zu können. Ich setze mich massiv ein, dass wir bis Ende Jänner die Personen konstituiert haben, die sich momentan anbieten. Die Aufgabe der nächste 12-24 Monate: Den VSV finanziell wieder auf gesündere Beine zu stellen. Wir brauchen auch eine adaptierte Infrastruktur, eine zweite Eisfläche. Wir trainieren mit dem Nachwuchs seit Jahren um ein Drittel weniger, als die anderen Klubs. Wir nutzen die höchste Kapazität, die uns die Stadt zur Verfügung stellen kann. Aber es ist doch eine Mehrzweckhalle. Wir brauchen einen VIP-Raum, der für Sponsoren attraktiv ist, um netzwerken zu können. Da heißt es, schon jetzt Pakete anbieten zu können, die von Firmen erst in zwei bis drei Jahren genutzt werden können. Das ist ein Vor-Investment, und bei der Aktie VSV kann man gerade günstig einsteigen (lacht).

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