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Oliver Setzinger: Neue Rolle, gleiche Meinung

LAOLA1 Foto: ©

Wer einen Oliver Setzinger kennt, der weiß, dass ihm die letzte EBEL-Saison mit den Graz99ers so überhaupt nicht geschmeckt hat.

Am Einzug in die Platzierungsrunde waren die Steirer zunächst dicht dran, in der Qualifikationsrunde ging jedoch alles den Bach runter.

"Die falschen Leute wurden geholt und an den falschen Leuten wurde festgehalten. Deshalb ist die Sache in die Hose gegangen", redet der mittlerweile 35-jährige Routinier in gewohnter Manier nicht lange um den heißen Brei herum.

Das soll in dieser Spielzeit freilich anders werden. Dafür wurde im Lager der Murstädter wieder einmal ordentlich umgekrempelt. Viele neue Spieler kamen, u.a. auch "Königstransfer" Dwight King, der aber definitiv keine "30 Tore schießen wird". Das wird auch für Setzinger selbst kaum möglich sein, rollt er das Eis heuer doch von hinten auf.

Der Saisonstart mit einer knappen Niederlage bei Meister HC Bozen und den Siegen beim HC Innsbruck und vor eigenem Publikum gegen den VSV und HC Znojmo verlief sehr zufriedenstellend. Auch "Setze" wusste seine spielerischen Fähigkeiten im Rückraum bereits gekonnt einzusetzen und verbuchte fünf Assists.

Wie der Wahlgrazer zu seiner Umschulung zum Verteidiger steht, warum ihm die Punkteregel nach wie vor eine Dorn im Auge ist und ob sein Karriereende naht, verrät er im Gespräch mit LAOLA1.

 

LAOLA1: Wie gut tut es, nach eurem sehr langen Sommer wieder am Eis zu stehen?

Setzinger: Es ist super! Wir haben nicht die Möglichkeiten, dass wir im Sommer nur zum Spaß auf das Eis gehen.

LAOLA1: Welchen Eindruck hast du von euren Neuzugängen?

Setzinger: Bis jetzt passt alles. Es sind gute und lustige Typen dabei, die aber auch sehr gute Eishockeyspieler sind. Wir sind heuer auf jeden Fall groß und schwer, haben aber auch den gewissen Skill. Das ist eine gute Mannschaft.

Die Punkteregel ist nach wie vor eine Katastrophe und gehört abgeschafft. Ein Ausländer wird immer einen Platz haben. Aber es geht nicht um die Vier- oder Dreipunkte-Spieler, sondern diejenigen, die 1,5 oder 2 Punkte wert sind. Auf die wird dann einfach gepfiffen. Da lassen die Teams lieber ein paar von denen weg und holen sich dafür einen Ausländer. Es gehört eine fixe Legionärsbeschränkung her.

Setzinger über die EBEL-Punkteregel

LAOLA1: Stichwort groß: Vor zwei Jahren bei deiner Antritts-PK hast du gemeint, dass du ein Puzzlestück von etwas Größerem sein willst. Noch hat sich dieses Puzzle aber nicht zusammengefügt.

Setzinger: Was soll man machen, wenn man eines der kleinsten Budgets der Liga hat. Man kann nur hoffen, dass ein paar Spieler geholt werden, die etwas können und dass die Mannschaft zusammenfindet. Letztes Jahr war das absolut nicht der Fall! Die falschen Leute wurden geholt und an den falschen Leuten wurde festgehalten. Deshalb ist die Sache in die Hose gegangen. Letzte Jahr war vielleicht ein Rückschritt, aber vor zwei Saisonen zum ersten Mal seit vier Jahren wieder ins Playoff einzuziehen, war ein guter Schritt. Dass wir seit meiner Verpflichtung noch keine Erfolge gehabt haben, lasse ich also nicht gelten.

LAOLA1: Wie hättest du letzte Saison reagiert?

Setzinger: Ich hätte auf jeden Fall früher den Tormann getauscht. Selbst als der neue Goalie gekommen ist, hat Höne (Thomas Höneckl, Anm.) gespielt. Aber hätten wir im Grunddurchgang drei Punkte mehr geholt, wäre alles lustig und alle happy gewesen. Dann würde keiner so reden, wie das jetzt der Fall ist. Aber leider war die Situation eben anders. Wir haben es um drei Punkte nicht geschafft und die Qualifikationsrunde war ein kompletter Flop. Auf einmal waren alle Spieler weg und dann kann man sich nicht allzu viel erwarten.

LAOLA1: Das scheint heuer anders zu sein, wie auch euer "Königstransfer" Dwight King beweist?

Setzinger: Eines muss einmal gesagt werden: Dwight King ist keiner, der 30 Tore schießen wird. Er ist ein großer Spieler, der wenig Fehler macht, ein richtiger Power-Forward. Ich bin sehr froh, dass wir ihn in der Mannschaft haben, weil die Erfahrung, Größe und auch das Können, das er in unser Team bringt, enorm ist. Er wird vor allem für diejenigen wichtig sein, die neben ihm spielen. Über die anderen Neuen wie Curtis Hamilton, Colton Yellow Horn, hinten Andre Lakos und natürlich auch unseren Tormann Robin Rahm, der sehr stark ist, bin ich sehr froh. Alle Neuen werden uns um einiges mehr helfen als jene vom letzten Jahr.

LAOLA1: Eurem Team helfen wirst auch du wieder, allerdings in einer neuen Rolle?

Setzinger: Meine Rolle ist jetzt Verteidiger.

LAOLA1: Wie kam es dazu?

Setzinger: Letztes Jahr haben wir außer Robin Weihager keinen Verteidiger gehabt, der einen Pass spielen konnte. Da haben wir hinten jemanden gebraucht, der die Scheibe rausspielen kann. Dem Trainer dürfte das gefallen haben und deswegen hat er jetzt gesagt, dass ich wieder Verteidiger spielen werde. Ich habe kein Problem damit, ich spiele dort, wo man mich braucht.

LAOLA1: Auch wie man dich braucht?

Setzinger: Mein Spiel wird sein, dass ich mich oft auch als Vierter in den Angriff miteinschalte, aber trotzdem hinten eine Ruhe reinbringe und einen guten Pass rausspiele. Das ist meine Rolle, das liegt mir auch ganz gut. Eine Ruhe an der Scheibe habe ich, passen kann ich auch halbwegs gut, also wird das schon funktionieren.

LAOLA1: Besteht keine Gefahr, dass die Grazer nur mit einem Verteidiger spielen, wenn du am Eis bist?

Setzinger: Nein, weil mein Job ist es, Verteidiger zu sein. Das wird also nicht der Fall sein.

LAOLA1: Hast du dich speziell auf deine neue Rolle vorbereitet?

Setzinger: Ich fahre jetzt viel mehr rückwärts als vorwärts, das ist das einzige. Ansonsten war die Vorbereitung komplett dieselbe, nur eben von einem anderen Standpunkt aus.

LAOLA1: Du hast die Qualität in eurem heurigen Kader bereits gelobt, doch wie sieht es mit der Quantität aus?

Setzinger: Ganz ehrlich: Welche Mannschaft hat einen tiefen Kader? Jedes Team hat 60 Punkte zu vergeben. Natürlich kannst du mit einigen Nachwuchsspielern, die null Punkte kosten, auffüllen. Dann hat man seinen großen Kader. Aber kann man die spielen lassen? Nein! Salzburg hat logischerweise ein paar, weil sie einen guten eigenen Nachwuchs und ein paar Junge einfach gekauft haben. Und der KAC hat vielleicht noch ein bis zwei extra.

LAOLA1: Trauerst du den Jungen, die euch diesen Sommer verlassen haben bzw. gehen mussten, also nicht nach?

Setzinger: Von den Nullpunktern war das mit Niki Zierer eh nur einer. Ich mag ihn gerne, aber er hat seine Chance gehabt. Es wird dann immer von Spielern geredet, die keinen Platz mehr haben. Aber ganz ehrlich: Es wird einen Grund haben, warum man ihn nicht mehr wollte. Das hat nichts damit zu tun, dass er ein schlechter Typ ist. Aber so wie das Eishockey in Österreich ist, musst du halt schauen, dass du dich in die ersten drei Linien vorarbeitest, in jener Zeit, die du hast. Wenn du das nicht schaffst, dann bist du halt weg.

LAOLA1: Also kann man die Schuld nicht immer nur auf die Punkteregel schieben?

Setzinger: Im Endeffekt hat man bis 25 Jahre einen Freifahrtschein. Egal ob du mit 18 oder 20 hinaufkommst, in dieser Zeit hast du die Chance als Nullpunktespieler, dass du dich etablierst. Die Chance gar nicht erst zu bekommen, das ist natürlich die andere Seite.

LAOLA1: Wofür die Punkteregel dann aber nichts kann?

Setzinger: Doch, denn jeder will die "besten 60 Punkte" am Eis haben. Da geht es dann leider nicht, dass man einmal die "Kleinen" spielen lässt und schaut, wie es läuft.

LAOLA1: Also bist du nach wie vor ein dezidierter Gegner davon?

Setzinger: Die Punkteregel ist nach wie vor eine Katastrophe und gehört abgeschafft. Ein Ausländer wird immer einen Platz haben. Aber es geht nicht um die Vier- oder Dreipunkte-Spieler, sondern diejenigen, die 1,5 oder 2 Punkte wert sind. Auf die wird dann einfach gepfiffen. Da lassen die Teams lieber ein paar von denen weg und holen sich dafür einen Ausländer. Es gehört eine fixe Legionärsbeschränkung her. Alleine aus dem Grund, damit man Spieler, die nicht eingesetzt werden, nicht gleich abmelden muss. Weil, wenn man im November abgemeldet wird, besteht eine 99-prozentige Chance, dass man danach nicht mehr spielen wird.

LAOLA1: Muss man dennoch in Österreich die jungen Cracks mehr in die Verantwortung nehmen und sich fragen, ob sie sich zu wenig aus ihrer Komfortzone bewegen?

Setzinger: Das möchte ich gar nicht sagen. Aber so wie das Eishockey in Österreich momentan ist, ist es sehr schwer, in eine Kampfmannschaft hineinzukommen. Da fehlen die Perspektiven und es wird bis auf wenige Ausnahmen der Nachwuchs einfach vernachlässigt. Da fehlt das Geld, da fehlt dies für den Nachwuchs, da fehlt das für den Nachwuchs. Automatisch wird dann nicht viel nachkommen. Wenn die Perspektiven fehlen, ist es für einen jungen Spieler schwer. Was willst du ihm dann sagen? Du kommst vielleicht in die Erste?

LAOLA1: Bekommst du das bei deinem Sohn am eigenen Leib mit?

Setzinger: Ich trainiere seit letztem Sommer die U12 der 99ers mit und da merkt man das einfach. Egal was es ist, dort fehlt es an Geld, da fehlt es an Geld. Im Endeffekt ist es so, dass die Kids vernachlässigt werden und ihnen einfach die Perspektive fehlt. Das ist wirklich schwierig, weil, wie willst du einem 15-Jährigen dann verklickern, dass er hart weiterarbeiten soll.

LAOLA1: Trotz dieser Schwierigkeiten hat die Nationalmannschaft heuer endlich den Klassenerhalt geschafft. Hast du die Spiele mitverfolgt?

Setzinger: Ich habe es immer in der Zeitung nachgelesen, angesehen habe ich mir keine Partie. Ich finde es super, dass sie es geschafft haben, das ist wichtig. Das war einmal der erste Schritt, nur muss man schauen, dass man weiterhin oben bleibt. Der beste Weg wäre, wenn die Liga mit dem Verband zusammenarbeiten würde, damit das alles einen Sinn macht.

LAOLA1: Du hast mit dem Team also in jeglicher Hinsicht abgeschlossen?

Setzinger: Ja, für mich ist das hinfällig!

LAOLA1: Und mit deiner Karriere?

Setzinger: Ich habe keinen Vertrag über dieses Jahr hinaus, aber wenn ich gesund bleibe, will ich danach auf jeden Fall noch weiterspielen. Bei den Leistungstests hatte ich noch nie so gute Werte wie heuer. Und solange mir die jungen Buben nicht um die Ohrwascheln fahren, so lange werde ich spielen. Wenn ich merke, dass es irgendwann nicht mehr geht, bin ich der Erste, der selbst die Handbremse zieht.


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