"Sie sind Egomanen, überlassen ihren Backups überhaupt keine Einsatzzeit. Diese könnten am Spieltag genauso gut in der Karibik urlauben, die Wirkung wäre diesselbe."
In der "Eishockey-Hochburg" Kärnten rühmt man sich dagegen mit nicht aus ihren Torräumen zu verdrängenden Imports. Ihre Namen: Sebastian Dahm und J.P. Lamoureux.
Beide sind unbestrittene Top-Männer ihres Fachs, stehen aber sinnbildlich für die in diesem Text behandelte Problematik.
Sie sind Egomanen, überlassen ihren Backups überhaupt keine Einsatzzeit. Diese könnten am Spieltag genauso gut in der Karibik urlauben, die Wirkung wäre diesselbe.
Dahm dominiert die Einsatz-Statistik in dieser Saison mit 50 Spielen, hinter ihm kommen Val Usnik und Florian Vorauer – von Bader immerhin schon mehrmals ins ÖEHV-Team einberufen – auf zwei Spiele bzw. eines.
Lamoureux befindet sich ICE-übergreifend auf Rang drei (44 Spiele), seinem nun ehemaligen Ersatz Alexander Schmidt überließ er ganze neun Mal das VSV-Tor – in den beiden Playoff-Spielen gegen den KAC auch nur deshalb, weil er in Spiel 3 die Nerven verlor und vom DOPS zwei Spiele gesperrt wurde.
Schmidts Entscheidung (hoffentlich) goldrichtig
Es kommt nicht zum ersten Mal vor, dass der US-Amerikaner einen jungen Österreicher aus dem Klub vergrault hat. Schon während seiner Zeit in Wien ließ er Kickert wenige bis gar keine Einsätze, der gebürtige Korneuburger flüchtete in der Folge nach Villach.
Dort konnte Schmidt auch nicht mit einem vertraglich vorgeschriebenem Fixum an Spielen (zumindest zehn Einsätze wären garantiert gewesen) davon überzeugt werden, ein neues Arbeitspapier zu unterschreiben. Genauso wenig wie die Aussicht auf einen Stammplatz bei AlpsHL-Kooperationspartner Kitzbühel.
Das Angebot glich zu einem gewissen Grad einer Verhöhnung. Das Talent – wenn man mit 23 Jahren überhaupt noch als solches beschrieben werden darf – sollte sich zu einem Zweitliga-Keeper degradieren lassen. Für seine Entwicklung sah der VSV dies als besten Schritt an.
"Wie soll etwa ein Nachwuchs-Keeper den Glauben daran haben, jemals Stammtorhüter in Österreichs höchster Spielklasse werden zu können, wenn ihm solch eine niederschmetternde Bilanz zu Gesichte geführt wird?"
Stattdessen geht der vierfache ÖEHV-Torwart das selbsternannte "Risiko" ein, Ende März – also während der laufenden Saison – ohne Vertrag für das nächste Jahr dazustehen. Diese Entscheidung kann viel mehr als Investition in die eigene Zukunft gesehen werden, denn bei seinem neuen Klub wird er nicht weniger als in Villach spielen.
Vorrangig sollte für Schmidt auf der Klubsuche eines sein: Vertrauen. Potenzial hat der eher kleingewachsene (1,78m) Keeper zur Genüge. Nun muss ihm ein Verein nur die richtige Perspektive aufzeigen.
Dass sich unter den möglichen Kandidaten die Vienna Capitals und Pioneers Vorarlberg genannt werden, sollte einen nicht verwundern. In Wien und Feldkirch sind mit Dave Barr und Marc Habscheid nämlich zwei Männer am Werk, die ein gewisses Händchen für junge, aufstrebende Spieler haben.
Ganz im Gegensatz zu Villachs Rob Daum, unter dem das Talente-Fließband auch in anderen Mannschaftsteilen gänzlich ins Stocken kam.
Weitreichende Probleme drohen
Der Mangel an rot-weiß-roten Torhütern wird durch solch ein Treiben nur verstärkt.
Bezeichnend: Unter den Top-10-Goalies mit den meisten Spielen in dieser Saison befindet sich kein einziger Österreicher. Unter den Top 20 sind es immerhin fünf. Ein Trend, der sich in den letzten Jahren abgezeichnet hat – aber vermieden hätte werden können.
Wie soll etwa ein Nachwuchs-Keeper den Glauben haben, jemals Stammtorhüter in Österreichs höchster Spielklasse werden zu können, wenn ihm solch eine niederschmetternde Bilanz zu Gesichte geführt wird?
Diese Frage können nur die acht heimischen Klubs beantworten. Denn sie sind für die "aussterbende Spezies" verantwortlich. Und die Konsequenzen werden sogar das im Aufwind befindliche Nationalteam treffen.
Von den Vereinen eine konkrete Antwort zu erwarten, wäre jedoch fast zu viel verlangt. Daher kann nur gefordert werden: Bitte fördert den Nachwuchs!