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Freimüllers Eindrücke vom ersten ICE-Wochenende

Freimüllers Eindrücke vom ersten ICE-Wochenende Foto: © GEPA

Das erste Wochenende der neuen Saison in der win2day ICE Hockey League ist absolviert.

Mit dem HC Innsbruck gibt es einen etwas überraschenden ersten Tabellenführer, am Tabellenende befinden sich mit dem KAC und dem VSV die beiden Kärntner Großklubs.

Eishockey-Experte Bernd Freimüller war in den ersten zwei Runden bei gleich drei Spielen zugegen und sammelte erste - und vielleicht auch zu frühe - Eindrücke:

Black Wings Linz gegen VSV (2:1, 16.9.) und gegen Graz99ers (0:4, 18.9.)

Drei Punkte aus den ersten beiden Heimspielen für die Black Wings - nicht überraschend, wenn, dann vielleicht von der Verteilung her. Doch gegen den VSV hatten die Linzer beim Headcoach-Debüt von Philipp Lukas vor allem in der Schlussphase sehr viel Glück und einen ganz starken Goalie Rasmus Tirronen.

Gegen die 99ers war der Finne nicht derselbe Rückhalt, das Hauptproblem war aber die Offensive, gegen die wiederum der Grazer Schlussmann Christian Engstrand vor allem in numerischer Unterlegenheit sehr stark, fast mit der Körpersprache "Just bring it on!", agierte.

Doch weder Tirronen noch Engstrand sind Leute, denen ich viel Beachtung schenke – es geht um diese Zeit viel mehr um die neuen Gesichter in der Liga und darum, wie die Coaches ihr Personal verwenden.

Zu den neuen Spielern - kenne ich sie schon von früher? Wenn nicht, was waren meine Informationen und wie haben sie sich in der Preseason präsentiert? Stimmt das mit den ersten Eindrücken überein und gibt es positive oder negative Überraschungen?

Das alles führt zu einem Puzzlespiel, dessen letzte Teile erst in einigen Wochen und nach mehreren Viewings eingesetzt werden können. Es ist jedenfalls noch zu früh, sich die ab und an beliebte Frage bereits jetzt zu stellen, ob eines Tages das Trikot des neuen Legionärs von der Hallendecke baumeln sollte oder (wesentlich früher) der Träger desselben?

So schlugen sich die neuen Linzer Legionäre

Michael Haga präsentierte sich so wie erwartet: Schnell, mit guten Dekes und Pässen selbst im vollen Speed und mit wenig Schnörkseln. Im wenig Offensive versprechenden Linzer Aufgebot muss er aber auch selbst treffen - ein Playmaker per se ist er bei allen guten Ansätzen für mich nicht, eher ein Up-Tempo-Player mit guten Händen, der das Eis schnell neigen kann.  

Center Graham Knott zu beurteilen käme sicher zu früh, ist er doch gerade erst eine Woche in Linz und wer weiß, wo und wie er sich fitgehalten hat. Seine Reichweite und Passqualitäten fielen positiv auf. Trennt er sich aber rechtzeitig von der Scheibe und hat einen zweiten Gang für das von Lukas angestrebte Tempospiel?

Letzteres würde ich seinem Linienkollegen Shawn St-Amant absprechen, er ist eher ein Mann für den Bereich um das Tor herum. So recht überzeugt bin ich von ihm nach drei Spielen nicht. Interessant, dass Lukas Knott gleich von Beginn an im PK einsetzte (im Pärchen mit St-Amant). Jakob Mitsch stand ebenfalls in Unterlegenheit am Eis.

Daine Todd kenne ich schon seit Jahren, er ist auch mit 35 ein kleiner, aber mobiler und schneller Defender, der die Scheibe etwas transportieren und im Powerplay verteilen kann. Sein Schuss war nie eine Waffe, große Zahlen würden mich eher überraschen, auch wenn er der offensivstärkste Linz-Defender werden sollte. Kann er aber über die ganze Saison fit bleiben?

Logan Roe ist ein eher ruhiger Defender mit etwas Puckskills, die Rolle im zweiten PP-Unit ist wohl schon sein offensive Obergrenze. Es würde mich überraschen, wenn der dritte Legionärsdefender Jakub Kubes über seine Tryout-Zeit hinaus in Linz bleiben könnte.

Die Black Wings haben auch so genug Defensivverteidiger und er agiert alles andere als fehlerlos. Idealerweise würde man die Österreicher Wolf/Schumnig/Kragl oder Schnetzer mit jeweils einem ausländischen Defender mit besserem Offensivpotential zusammenspannen, nur diese gibt es halt nicht wie Sand am Meer.

99ers-Norweger bestätigen Freimüllers erste Eindrücke, VSV-Trio überzeugte

Die Graz99ers - nach der Auftaktniederlage gegen Asiago sollte das 4:0 die Lage wieder etwas beruhigen – ebenfalls mit einigen neuen Gesichtern.

Wie von mir bereits vorausgesagt: Granholm und Fladeby sollten zu guten ICE-Scorern werden, Granholm überwältigte Tirronen mit seiner Schusskraft zum 1:0. Fladeby weist mehr physische Präsenz als sein Landsmann auf, kann sich so durch den Verkehr fräsen und auch sein Schuss ist hart und zielgenau.

Viktor Granholm überzeugte am ersten Wochenende mit zwei Toren
GEPA

Center Petr Kolouch sollte ein braver und verlässlicher Center werden, von den zu erwartenden Scorerzahlen ist er als Top-Pivot allerdings wohl etwas zu hoch angesiedelt. Coach Johan Pennerborn verwendete in Linz nur drei Mittelstürmer und vier Flügelpaare, setzte dafür Clemens Krainz wie auch den siebten Defender Amadeus Egger sogar in Unterlegenheit ein.

Der letzte Grazer Neuzugang James Livingston ist der gleiche Spieler wie vor Jahren in Dornbirn, kein Wunder, dass ich über ihn in Poprad keine neuen Reports geschrieben habe: Groß, kräftig, ehrlich, offensiv knapper Durchschnitt, verschafft eher Räume als dass er diese nutzt.

Der VSV diktierte vor allem mit dem Trio Sabolic-Desjardins-Tomazevic die Schlussphase, diese drei sollten auch zusammen oder getrennt gut entsprechen. Bei Simon Despres bin ich mir da alles andere als sicher - gerade auf Linzer Eis erinnerte er mich von Körperumfang und Beweglichkeit an deren einstigen Defender Shane O‘Brien.

Interessant auch seine Rolle als Bumper im Powerplay, Mattinen und Lindner agierten jeweils von der blauen Linie aus.

EC Red Bull Salzburg gegen Fehervar AV19 (4:1, 17.9.)

Eine Paarung, die ich mir auch heuer als Finalserie vorstellen könnte, mit dem samstäglichen Ergebnis als Serienendstand. Ich habe zu Fehervars neuen Goalie Olivier Roy kein so rechtes Vertrauen und er bestätigte mich auch mit dem einen oder anderen soften Gegentor.

Weniger das von Luca Auer, diese Schüsse über die linke Schulter ins kurze Eck, während der Torhüter im Inverted VH agiert, sind mittlerweile gang und gäbe (Das sagte der Youngster zu seinem Treffer >>>).

Aber das 1:1, nur 20 Sekunden nach dem Führungstreffer, mit einem flachen Schuss mitten aufs Tor, war ein Backbreaker. Wenn dir die Sicht verstellt ist - wie in diesem Fall durch Peter Hochkofler - solltest du halt die populärsten Flächen flach abdecken, Roy suchte bei Mario Hubers Schuss aber immer noch die Scheibe und ging viel zu spät in den Butterfly.  

Troy Bourke ist ein Fall, wo ich mehrere Viewings benötigen werde. Nicht, dass er kein guter Spieler für die "Roten Bullen" sein sollte - aber er könnte ein Spieler sein, für die ich mit gutem Grund meine Notizen immer mit Bleistift mache.

(Artikel wird unter den Videos fortgesetzt)

Die Highlights aller Spiele der win2day ICE Hockey League:

Kaum schreibe ich "einfacher, direkter Spieler, macht aber nur die erwarteten Pässe" kommt er schon mit einem sehr schönen Play daher. Beispiel dafür: Der Saucer Pass für Wukovits zum 4:1, allerdings bekamen weder er noch der Torschütze viel Druck von den Penalty Killern.

Fehervar-Coach Kevin Constantine wartete mit einem PP-Unit mit fünf gelernten Stürmern auf – etwas, das vor allem in der NHL immer mehr in Mode kommt. Das Problem dabei ist die defensive Absicherung bei Turnovers, Peter Schneider überwand das Hindernis Janos Hari bei seinem Shorthander fast spielend.

Auch sehr unüblich: Constantine spielte wirklich mit acht Defendern, das vierte Paar Horvath-Dobmayer zwar weniger, Horvath war aber im PK am Eis.

Unschöne Szenen kurz vor Spielende

Größter Aufreger des Spiels: Csanad Erdely stieß kurz vor Ende Thomas Raffl von hinten in die Bande, dieser war am Weg zum Wechsel und daher völlig unvorbereitet. Eine strunzdumme und vor allem gefährliche Attacke, die an allen vier Schiris (Back Ref Thomas Berneker wäre da am ehesten zuständig gewesen) vorüberging.

Raffl ging mit viel Glück an einer Verletzung vorbei, danach gab es aber viele Rachemomente. Die beiden neuen Salzburg-Defender Ty Lewington und Andrew MacWilliam - rein für solche Momente geholt - knöpften sich einmal einige Ungarn vor, doch wie in solchen Fällen oft: Der Übeltäter kam nie mehr aufs Eis, dafür Unschuldige wie Istvan Bartalis zum Handkuss.

Raffl redete nach dem Spiel noch lange auf die Schiris ein - wenn das ein so ruhiger Mann wie er einmal tut, sollten die sich das wahrlich zu Herzen nehmen. Das DOPS machte das Unrecht nur teilweise ungeschehen, klopfte Erdely (eigentlich ein unerschrockener, aber keineswegs dreckiger Spieler) mit einer Ein-Spiele-Sperre auf die Finger.

Für mich war diese Attacke weit problematischer als Fouls gegen puckführende Spieler, die halt ab und zu schlecht ausgehen…


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