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Tabellenführer! Warum es bei Fehervar so gut läuft

Tabellenführer! Warum es bei Fehervar so gut läuft Foto: © GEPA

Die Weihnachtsgans wird in Szekesfehervar heuer besonders gut schmecken: Fehervar AV19 geht als Tabellenführer der win2day ICE Hockey League in die Feiertage.

Ein Blick auf die bisherige Saison von LAOLA1-Scout Bernd Freimüller:

Sowohl am Donnerstag in Feldkirch (57 Sekunden) als auch Freitag in Linz (76 Sekunden) kamen die Gastgeber kurz vor dem Ende noch zum Ausgleich – damit kehrte Fehervar von seinem Roadtrip mit drei statt sechs Punkten nach Hause.

Trotzdem beträgt der Vorsprung in der Tabelle auf die Black Wings sechs Punkte (bei einem Spiel mehr), das Spiel in Linz folgte auf sechs Siege (davon fünf Dreipunkter) in Folge.

Was sind die Gründe für den Erfolgslauf in Ungarn?

Das Tempo

Wo andere Teams äußerst fußlahm daherkommen, bewegt Fehervar die Beine und vor allem den Puck schnell. D-to-D-passes kommen nur wenige vor, die Scheibe wird entweder schnell aus dem eigenen Drittel getragen oder gepasst, die Mittelzone oft mit einem Pass überbrückt.

Coach David Kiss: "Transition ist im heutigen Eishockey das Um und Auf. Natürlich kann das auch einmal ins Auge gehen und wir machen auch Fehler, aber wir profitieren von unserem Tempo."

108 erzielte Treffer sind der ICE-Höchststand, 84 Gegentore aber nur der sechsbeste Wert.

Dabei haben die Ungarn nicht unbedingt eine Ansammlung von Speedstern parat, aber die Scheibe sollte natürlich ohnehin dein schnellster Spieler sein. Dazu kommen noch körperlich starke Forwards wie Daniel Leavens, Istvan Terbocs oder Pascal Laberge, die sich in der Offensivzone Raum verschaffen können.

Janos Hari

Vor zwei Jahren überragend, letzte Saison aber mit einem Leistungsabfall – die Formkurve des spielstarken Centers reflektiert die AV19-Saisonleistungen der letzten Saisonen. Mit 13 Toren und 23 Assists steht Hari derzeit an dritter Stelle der Scorerliste.

Der 31-Jährige war immer der Schlüsselspieler des Teams, wird aber ineffektiver, wenn er das Team alleine auf seinen Schultern tragen will.  Die Center-Achse war über Jahre immer ein Plus bei den Ungarn, heuer agiert auch Istvan Bartalis wieder um einiges spritziger.

Kiss: "Innerhalb unseres Teamkonzepts gebe ich Janos die Freiheiten, die er braucht und er zahlt sie zurück."

David Kiss

Als Kevin Constantine Anfang Juli seinen Vertrag auflöste und in die WHL zurückkehrte, war das doch ein Schlag in die Magengrube, auch wenn einige Cracks mit ihm nicht mehr gut auskamen. Die Vereinsführung betraute dann Co-Trainer David Kiss mit dem Headcoaching-Job.

Ein Risiko war natürlich vorhanden, doch niemand kennt die Organisation so gut wie der 33-jährige Kiss, der schon seit mehr als zehn Jahren Coaching-Aufgaben übernimmt.

Sowohl die Legionäre, als auch die Einheimischen respektierten Kiss vom ersten Tag an, der Altersunterschied von knapp 30 Jahren zu seinem Vorgänger dürfte eher ein Vorteil sein.

Er und sein Co Tyler Dietrich, der nach sieben Jahren beim Team Canada nach Szekesfehervar zurückkehrte, ergeben ein modernes Duo, wobei Kiss auch ausgezeichnet Englisch spricht.

Keine Ausreden

Das seit Monaten andauernde Verletzungspech wurde nie als Ausrede verwendet. Beim vorweihnachtlichen Roadtrip etwa hatte Kiss nach Ausfällen, die sich noch bei der Anreise vergrößerten, nur zehn vollwertige Stürmer zur Verfügung.

Zuvor erwischte es die "Teufel" vor allem in der Defensive, Henrik Nilsson (jetzt wieder zurück), Markus Phillips, Roland Vokla und Roland Kiss fielen wochenlang aus. Im Angriff stehen derzeit Laberge und Terbocs nicht zur Verfügung, die aber nach der Pause ebenso wie Phillips zurückerwartet werden.

Neben einigen Farmteamspielern rüstete man mit Defender Carter Robertson nach. Bei Vollbestand der Kräfte würde Kiss über elf Legionäre verfügen: "Nur gut so, das erhöht den Konkurrenzdruck."

Bis jetzt meistern die "Teufel" die Verletzungsmisere hervorragend und bei Rückkehr aller Verletzten hätte Kiss etwa in der Defensive fünf Legionäre, den eingebürgerten Henrik Nilsson sowie Nationalteamspieler Bence Stipsicz zur Verfügung, dahinter mit Marko Csollak, Adam Falus, Kiss und Vokla vier weitere Leute, die heuer schon ICE-Erfahrung sammelten.

AV19 fand über die letzten Jahre etwas Konstanz, erreichte zuletzt dreimal die Playoffs, ein Grunddurchgangstitel gelang aber noch nie. Den würde ich heuer gar nicht ausschließen, noch dazu, wo Salzburg arg schwächelt.

Die österreichischen Medien ignorieren den Tabellenführer weiterhin, Puls24 wagte sich nur notgedrungen vor zwei Jahren im Finale nach Ungarn, auch auswärts ist das Team nie ein Thema. In diesem Medienschatten gedeiht Fehervar heuer aber vorzüglich...

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