Jedes Spiel ist jetzt wie in den Playoffs, die Tabelle ist sehr ausgeglichen. Daher wissen wir, jeder Punkt zählt.
Das angesprochene Glück haben die Capitals regelrecht erzwungen, immer wieder besetzten sie den Torraum der Black Wings mit gleich zwei Spielern. Der Schlüssel im dreifach erfolgreichen Powerplay lag auch darin, "die Scheibe oft vor das Tor zu bringen. Wir haben einfach geschossen, den Puck gut bewegt. Alle Powerplay-Tore wurden aus kurzer Distanz erzielt."
Und trotzdem entwickelte sich gegen Ende des zweiten Drittels ein Torspektakel, in dem vor allem die Gäste Moral bewiesen. Nachdem Niki Hartl mit dem zweiten Tor im zweiten Powerplay für das 3:1 sorgte, verkürzte Will Pelletier zwei Minuten später auf 2:3. Auch der von Christof Kromp neuerlich hergestellte Zwei-Tore-Vorsprung hielt gerade einmal 2:07 Minuten, ehe Ramon Schnetzer auf 3:4 stellte.
Linz hat Schlampigkeiten "sofort ausgenutzt"
"In manchen Momenten haben wir schlampig gespielt", wusste auch Barr, der anfügt: "Linz hat das sofort ausgenutzt." Der Capitals-Coach bemängelte, dass sein Team "nicht so scharf wie gegen Salzburg" war, "aber es hat trotzdem gereicht."
Denn: "Mit sechs Toren musst du gewinnen", schmunzelte der Kanadier. "Wir gehen eigentlich den anderen Weg, wollen so wenige Gegentore wie möglich kassieren. Unser Credo lautet: 'Defense First.'"
Zwar standen drei Linzer Treffer auf der Anzeigetafel, trotzdem konnte Barr mit gutem Gewissen bilanzieren. "Wir wussten vor dem Spiel, dass wir diesen Pflichtsieg einfahren müssen. Das ist uns schlussendlich auch gelungen. Die drei Punkte sind enorm wichtig."
Das wusste auch 1:1-Torschütze Patrick Antal: "Jedes Spiel ist jetzt wie in den Playoffs, die Tabelle ist sehr ausgeglichen. Daher wissen wir, jeder Punkt zählt." Und Barr meinte: "Der Kampf um die Playoffs ist extrem eng."
"Du willst natürlich im Flow bleiben,..."
In diesem Kampf sind für die Capitals noch sieben Runden zu gehen. Neben dem VSV, Salzburg und Dornbirn warten auf die Wiener mit den Graz99ers, Pustertal und Ljubljana gleich vier Duelle gegen direkte Konkurrenten um einen Platz unter den ersten Sechs.
Der erste Gradmesser steht allerdings erst am kommenden Dienstag bevor. Dann reisen die Caps nach Graz, bis dahin soll die Intensität hochgehalten werden.
"Du willst natürlich im Flow bleiben, brauchst aber auch deine Ruhephasen", sagte Barr. "Unsere Top-Leute bekommen viel Eiszeit und wir bestreiten noch sieben Spiele in den nächsten zwei Wochen. Natürlich sind Pausen gut, aber wir müssen im Training Gas geben, um im Flow zu bleiben."
Denn seit ihrer Corona-bedingten Pause sind die Donaustädter richtig gut in Fahrt, konnten in jedem ihrer fünf Spiele zumindest einen Punkt sammeln. Setzen sie diese Serie fort, ist ihnen die fixe Teilnahme an den Playoffs eigentlich nicht mehr zu nehmen.
Interims-Coach Szücs stimmt gezeigte Moral positiv
Mit den Playoffs haben die Black Wings Linz schon lange nichts mehr am Hut.
Die Mannschaft wusste auch in dieser Spielzeit nicht zu reüssieren, wie bereits im Vorjahr droht der letzte Platz nach dem Grunddurchgang. Die historisch schlechteste Saison ist praktisch fix, mit Raimo Summanen verließ auch der gerade einmal drei Monate in Linz ansässige Head Coach das sinkende Schiff vorzeitig.
Interimistisch hat zum bereits zweiten Mal in dieser Saison Mark Szücs die Leitung übernommen, der langjährige Assistant Coach soll für einen versöhnlichen Abschluss sorgen. Der würde nur gelingen, wenn in den letzten fünf Spielen die Dornbirn Bulldogs noch abgefangen werden können.
Bei einem Spiel mehr beträgt der Rückstand bereits acht Punkte, die Trendkurve zeigt wie so oft in dieser Saison steil bergab. Zumindest die gezeigte Moral können die Stahlstädter in ihre verbleibenden Begegnungen mitnehmen.
Das sah auch Szücs: "Ich bin glücklich, dass wir uns immer zurückgekämpft haben – 3:1, 3:2, 4:2, 4:3." Aber: "Wir haben zu viele Strafen genommen und drei Tore in Unterzahl sind zu viel. Wir haben nicht viele fitte Spieler in der Verteidigung, im dritten Drittel war die Luft dann raus. Es gibt sicher noch genug Verbesserungsbedarf."
Darauf legen die Black Wings im Saisonfinish noch wert
Trotzdem hebte der Kanadier den Einsatz der Mannschaft hervor, zeigte sich "sehr stolz. "Aber in gewissen Phasen des Spiels verlieren wir die Scheibe zu oft und da merkt man, dass unser Selbstvertrauen nicht hoch ist."
Es gehe im Hinblick auf die kommende Saison nun darum, sich "in den letzten fünf Spielen, und auch im Training, von Tag zu Tag etwas besser zu werden – sowohl individuell als auch als Mannschaft. Da gibt es Luft nach oben, aber es ist eine schwierige Situation", so Szücs.
In welcher Funktion der 45-Jährige in Zukunft agieren wird, steht noch in den Sternen. Zuletzt tauchten Gerüchte auf, wonach Phil Lukas ab kommender Saison neuer Head Coach sein soll. Der langjährige Linzer Kapitän betreut derzeit die Steel Wings Linz, das Farmteam der Black Wings und wäre damit auch eine naheliegende Lösung.
Allerdings steht weiter nicht fest, wer General Manager Gregor Baumgartner folgen wird. Bevor diese Frage nicht geklärt ist, wird auch kein neuer Trainer vorgestellt werden. Es bleibt daher nur zu hoffen, dass die Black Wings Linz ab der kommenden Spielzeit wieder eine größere Rolle einnehmen, als dies in den letzten zwei Jahren der Fall war.