LAOLA1: Kurz noch einmal retour zum letzten Jahr. Wie hat die Aufarbeitung des Abstiegs ausgesehen?
Roger Bader: Die Aufarbeitung im Sommer hat sich nicht von jener unterschieden, die ich nach erfolgreichen Turnieren vornehme. Man kann auch nach einer Niederlage nicht zu Tode betrübt sein und alles schlechtreden. Wir sind in einem Penaltyschießen abgestiegen, mit einem Penalty an die Latte – wenn der reingeht, sind wir in der A-Gruppe, ohne ein Prozent besser oder schlechter Eishockey gespielt zu haben. Darum muss eine Analyse sachlich und nicht von Emotion getrieben sein.
LAOLA1: Was waren die Kernpunkte, die in der Analyse zusammengefasst werden konnten?
"Wir waren beim Goalkeeping nicht nur an letzter Stelle, sondern mit 83,9 Prozent Saves sogar abgeschlagen. Mit so einem Wert erfolgreich zu sein, ist fast nicht machbar."
"Ich glaube, dass wir viele schnelle Spieler haben, und deswegen wollen wir schnelles Eishockey spielen. Viele Österreicher sind auch kämpferisch gut. Darum wollen wir kampfbetont spielen. Auf diesem Fundament wollen wir spielerische Akzente setzen."
Bader: Wir haben gar nicht so viel schlechter als in Dänemark (Aufstieg 2018, Anm.) gespielt. Ein riesiger Unterschied war auf jeden Fall die Torhüter-Leistung, auch wenn ich nicht will, dass das falsch verstanden wird – ich spiele unseren drei Keepern nicht den Sündenbock zu. Es ist komisch, dass es in Österreich nicht ganz akzeptiert wird, wenn ich das sage, denn im Ausland ist jedem Sportdirektor und jedem Head Coach klar: Wenn du mit drei Zweier-Torhütern in eine WM gehst, das ist eigentlich gar nicht möglich. Das war bei uns der Fall. Dementsprechend waren wir beim Goalkeeping nicht nur an letzter Stelle, sondern mit 83,9 Prozent Saves sogar abgeschlagen. Mit so einem Wert erfolgreich zu sein, ist fast nicht machbar. Ein zweiter Punkt: Am Ende waren die EBEL-Halbfinalisten und –Finalisten, die erst dazugestoßen sind, müde und ausgebrannt. Acht Spieler kamen erst eine knappe Woche vor der WM zur Mannschaft und das war nicht optimal. Das haben wir ein Jahr davor mannschaftlich besser hinbekommen.
LAOLA1: Was sind die Pläne auf der Torhüter-Position?
Bader: Für einen Teamchef ist es wichtig, dass es mehrere Torhüter gibt, die regelmäßig spielen – egal in welcher Sportart. Der Trainer des Nationalteams muss fünf, sechs Keeper zur Verfügung haben, die in ihren Klubs die Einser sind. Die besten zwei, drei davon sind dann im WM-Team. Das gibt es bei uns nicht. In dieser Saison gab es Ansätze, mit David Kickert, der bei den Black Wings Linz bis Ende Jänner fast alle Spiele gemacht hat, das war positiv. David Madlener hat am Anfang beim KAC nicht so viel gespielt, er ist jetzt durch die Verletzung von Lars Haugen zum Einser geworden. Das sind zwei Torhüter, die mehr spielen als letztes Jahr – ich hoffe, dass sie das auch in der entscheidenden Phase von Februar bis März tun.
LAOLA1: Beim Österreich Cup ist mit Bernhard Starkbaum nur einer der Stamm-Keeper mit dabei, dazu kommen Alexander Schmidt und Florian Vorauer.
Bader: Es ist vorgesehen, dass Starkbaum beide Spiele spielt. Ich habe zwei junge Torhüter einberufen, die hier trainieren und Nationalteam-Luft schnappen, damit sie sich an das Niveau gewöhnen können. Das hilft ihnen sehr in ihrer Entwicklung, zu sehen, was sie noch brauchen. Die beiden machen das sehr gut. Ich hoffe, dass sie künftig Einser-Torhüter werden können.
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LAOLA1: Welche Schlüsselerkenntnisse wären aus dem Österreich Cup wichtig?
Bader: Es kommt eine Mannschaft von zwölf Klubs zusammen, die innerhalb von zwei, drei Tagen auf das gleiche Boot gebracht werden muss. Die Spieler haben im Verein alle verschiedene Spielweisen und Rollen. Dann müssen wir unsere Vorstellungen gegen gute Testgegner möglichst schnell auf das Eis bringen. Das zweite: Solche Testspiele liefern immer personelle Erkenntnisse. Ich schaue mir zwar an, was die Spieler bei den Vereinen tun, aber die Leistungen im Nationalteam zählen noch viel mehr. Die Spieler, die hier sind, können eine Visitenkarte hinlegen, hinsichtlich eines Einsatzes im WM-Team. Bei "meinen" drei Weltmeisterschaften, in denen ich das ÖEHV-Team betreut habe, gab es jedes Mal ein bis zwei Überraschungen im Kader, die auch zustande gekommen sind, weil diese Spieler in den Vorbereitungsspielen besonders auf sich aufmerksam gemacht haben.
LAOLA1: Gibt es besondere Ideen, die neu in die Mannschaft eingebracht werden sollen?
Bader: Es gibt immer Kleinigkeiten, die geändert werden - taktisch, personell, wie wir coachen oder die Mannschaft einsetzen. Ich glaube, dass wir viele schnelle Spieler haben, und deswegen wollen wir schnelles Eishockey spielen. Viele Österreicher sind auch kämpferisch gut. Darum wollen wir kampfbetont spielen. Solche Spieler habe ich hier in Klagenfurt. Auf diesem Fundament wollen wir spielerische Akzente setzen. Die Mannschaften, auf die wir beim Österreich Cup treffen, sind von der Besetzung her viel routinierter als wir. Das sind für uns gute Gegner, diese Dinge zu testen.
LAOLA1: Nicht ganz drei Monate vor der B-WM – was macht zum jetzigen Zeitpunkt zuversichtlich, dass der Wiederaufstieg gelingen kann?
Bader: Meine Mannschaft – denn die Umstände ändern sich nicht großartig, sei es eine A- oder eine B-WM. Es wird darum gehen, die richtigen Spieler zusammenzustellen, die alle fit und hungrig sind. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt. Es ist wichtig, dass wir während des Jahres beim Kader sehr in die Breite gehen, weil wir bei der WM nicht wissen, wer uns aufgrund von Verletzungen wirklich zur Verfügung steht. Ich bin überzeugt, dass wir eine gute Breite an Spielern haben, die international spielen und eine gute Mannschaft bilden kann.
LAOLA1: Wie verändert sich die Vorbereitungszeit für den Teamchef persönlich, angesichts dessen, dass wieder weniger Termine eingeplant sind bzw. waren, an denen die Mannschaft zusammenkommt?
Bader: Die Vorbereitung, die wir jetzt haben, entspricht jener, die wir vor drei Jahren hatten und jener bei der letzten B-WM. Bei einer A-WM hast du sechs Wochen Vorbereitungszeit, bei einer B-WM vier Wochen. Von daher ist es vergleichbar mit der Vorbereitung, die wir vor drei Jahren hatten.
LAOLA1: Hat das damals gut funktioniert, wie das abgelaufen ist?
Bader: Man schaut sich schon an, was damals funktioniert hat, aber man darf sich nicht zu sehr darauf versteifen, weil immer wieder neue Situationen entstehen, bei denen ein Teamchef flexibel sein muss und kurzfristige Änderungen herbeiführen kann. Es gibt nie eine Garantie, dass die damalige Herangehensweise wieder die richtige ist. Es ist eine gute Mischung aus Kopf- und Bauch-Entscheidungen.
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