Werbung für den Ski-Sport sieht anders aus
In Sölden und vielen anderen Weltcup-Orten ist es nicht erst seit diesem Jahr jedes Mal aufs Neue ein Wettlauf gegen die Zeit und Temperaturen. Die Tatsache, dass in der vergangenen Saison sieben der ersten acht Rennen abgesagt werden mussten, haben so manche Herrschaften wohl ebenso verdrängt wie die Bilder von weißen Schneebändern inmitten von grauen und grünen Landschaften (die man im TV oftmals nicht sieht).
Vielleicht hat die FIS ein anderes Verständnis von Marketing, aber Werbung für den Ski-Sport sieht definitiv anders aus. Das Sportliche wird zur Nebensache.
Damit das klar ist: Hier geht es nicht nur um das Event in Sölden. Die Veranstalter im Ötztal operieren auch nur innerhalb eines Systems.
Was dort - und auch an vielen anderen Weltcup-Orten - alles unternommen wird oder werden muss, damit die Rennen stattfinden können, ist ein eigenes Thema, das diesen Rahmen hier sprengen würde – Stichwort Bagger am Gletscher. Notwendig und sogar nachhaltig sagen die einen, eine Katastrophe und Naturzerstörung die anderen.
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Es geht darum, dass sich der Skisport als Ganzes an die veränderten Gegebenheiten anpassen muss.
Sölden ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass die FIS im Wettlauf gegen die Auswirkungen des Klimawandels deutlich im Rückstand liegt. Den einen oder anderen Einfädler hat man sich ohnehin schon geleistet.
Die negative PR nimmt man offenbar in Kauf. Die FIS macht bisher keine Anstalten, etwas zu ändern, sieht wenig Handlungsbedarf. Das machte Präsident Johan Eliasch bereits im Vorjahr im LAOLA1-Interview in Sölden deutlich:
"Hat der Skisport Auswirkungen auf die Gletscher? Ja. Und wir müssen auch alles tun, um diese Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Wir müssen auch darüber nachdenken, wie wir unseren ökologischen Fußabdruck minimieren. Aber wir müssen auch sicherstellen, dass unser Sport die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient. (...) Der frühe Start gibt uns ein längeres Zeitfenster für die Saison und je länger das Zeitfenster, desto attraktiver sind wir für die Fans. Und wenn wir attraktiver für die Fans sind, gibt es auch mehr Geld für die TV-Übertragungen. Und wenn wir mehr Geld von den TV-Übertragungen bekommen, können wir dieses in den Sport und die Athleten investieren", sagte Eliasch. "Das ist ein positiver Kreislauf."
Wie attraktiv Renn-Absagen und Verschiebungen für Fans und TV-Stationen sind, wollte Eliasch nicht beantworten.
Der Ski-Sport verliert schon jetzt immer mehr an Glaubwürdigkeit
Schon klar, es existieren teils mehrjährige Verträge mit Veranstaltern, TV-Anstalten und Sponsoren. Den kompletten Rennkalender von jetzt auf gleich umzukrempeln, wird alleine schon deshalb schwierig.
Das darf aber keine Ausrede dafür sein, sich nicht jetzt schon mit der Zukunft zu beschäftigen und Änderungen in die Wege zu leiten. Eine Klima-Managerin anzustellen, reicht da wohl nicht aus, liebe FIS.
"Bis zu welchem Grad sollen wir unsere Umwelt an einen Zeitplan anpassen, den wir haben wollen? Oder sollten wir unsere Zeitpläne an die Umwelt anpassen?", gibt Mikaela Shiffrin zu bedenken.
Michele Gisin meint, auch in Hinblick auf die Reisen des Weltcup-Trosses: "Insgesamt habe ich den Eindruck, als würde man eher gegen die Natur arbeiten, anstatt sich angesichts des Klimawandels nach vorne zu bewegen."
Eine einfache Lösung wird es angesichts der komplexen Thematik und der Anzahl der großen Player im Ski-Business nicht geben.
Im Gegensatz zur FIS bemühen sich diverse AthletInnen zumindest um Vorschläge zur Anpassung des Weltcup-Kalenders – etwa einem Start Ende November und einem dementsprechend späteren Abschluss in kälteren Regionen im Frühjahr (Wohl wissend, dass willige und finanzkräftige Veranstaltungsorte außerhalb der Alpen rar sind).
Immerhin geht es um ihren Sport und der verliert schon jetzt immer mehr an Glaubwürdigkeit. Das Problem: Die AthletInnen werden von den Entscheidungsträgern kaum gehört.
Wenn die Sieger in Sölden vom Podest strahlen, wird das Thema vermutlich wieder Schnee von gestern sein. Aber eher früher als später wird ein Saisonstart im Oktober nicht mehr möglich sein, weil es schlichtweg zu warm sein wird.
Es wäre wünschenswert, wenn die Verantwortlichen bei der FIS bis dahin nicht nur am Pistenrand stehen und erst dann reagieren, wenn sie dazu gezwungen sind. Die FIS muss endlich handeln!