"Wenn ich als Skifahrer in diesem System weitermachen will, müsste ich mein Glück und meine Träume aber beiseite legen. Dazu bin ich nicht bereit."
Damit bezieht sich Braathen auch auf seinen Konflikt mit dem norwegischen Skiverband (NSF), der strenge Richtlinien im Sponsoring von Athleten hat. Braathen forcierte (gemeinsam mit anderen Sportlern) einen offenen Austausch über die Rechte der Athleten im Nationalmannschaftsvertrag. Stattdessen habe der norwegische Verband den Vertrag noch strikter für die SportlerInnen gemacht.
Braathen spricht von einem provokativen Verhalten des Verbandes während der vergangenen drei Jahre.
Braathen: "Ich höre nicht aus Protest auf"
Die kürzliche Aufregung um eine Werbekampagne des Ski-Stars für die Modemarke "J. Lindberg" war nur ein weiteres Puzzleteil im Zwist. Braathen stieß den NSF vor den Kopf, der von der Marke "Helly Hansen" ausgestattet wird.
"Ich wünschte, ich hätte das nicht gemacht. Ich bin enttäuscht, dass ich mich auf das Niveau herabgelassen habe, auf dem Verband seit Jahren handelt", sagt Braathen und entschuldigt sich bei NSF-Ausstatter "Helly Hansen" und seinem Teamkollegen, ausdrücklich aber nicht beim norwegischen Verband.
"Nach einem Prozess über drei Jahren gehst du mit einem Gefühl, dass du einen Verband repräsentierst, der seine Athleten nicht respektiert", findet Braathen deutliche Worte.
Er betont aber auch: "Ich höre nicht aus Protest auf. Ich höre nicht in Bitterkeit auf."
Wieder glücklich sein
Dennoch habe sich das Leben als aktiver Sportler mit der Zeit immer weniger gut angefühlt. Schon an dem Tag, an dem er sein vermeintlich großes Ziel - den Weltcup - erreicht hat, begann sein Glück zu schwinden. "Es war der Tag, an dem ich meine Freiheit verloren habe", sagt Braathen rückblickend.
"Mein größtes Ziel im Leben ist es, so glücklich wie möglich zu sein", sagt Braathen. "Und als ich mich dazu entschieden habe, mein Leben dem Skisport zu widmen, habe ich mir geschworen, das so lange zu machen, solange es mich glücklich macht. Wenn ich als Skifahrer in diesem System weitermachen will, müsste ich mein Glück und meine Träume aber beiseite legen. Dazu bin ich nicht bereit."
"Ich habe immer meine Träume verfolgt und das gemacht, was mich glücklich macht. Und damit werde ich nie aufhören. Das war immer auch ein Grund für meinen Erfolg. Zum ersten Mal seit über einem halben Jahr, bin ich glücklich. Und zum ersten Mal seit Jahren fühle ich mich frei."
Wie schwer Braathen die Entscheidung dennoch gefallen ist, wird deutlich, als er über seine Karriere und seine Teamkollegen spricht.
"Ich bin so dankbar, dass ich meinen Traum leben konnte. Ich bin stolz, Teil des besten Teams der Welt gewesen zu sein. Daran werde ich mich für den Rest meines Lebens erinnern. Das ist unbezahlbar. Ich bin so dankbar dafür", erklärt er unter Tränen. "Es hat mich auch zu der Person gemacht, die ich heute bin."
Was die Zukunft nun für Braathen bereithält? "Ich gehe jetzt auf meine eigene Reise und ich werde herausfinden, was das für eine ist", sagt Braathen - und lächelt.