Mathias Berthold: "Am Ende des Tages zählt nur harte Arbeit"
Auch Mathias Berthold, ehemaliger Cheftrainer der ÖSV-Männer und des deutschen Herrenteams, spricht sich für eine Änderung aus und gibt seinem Vorarlberger Landsmann Ortlieb inhaltlich Recht: "Man kann diese Dinge sicher anreden. Das kann jeder selbst entscheiden. Es wurde sicher auch intern besprochen. Am Ende des Tages zählt nur die harte Arbeit. Der ÖSV bietet eine gute Infrastruktur und dennoch läuft es nicht so wie man sich das erwartet."
Wo die Fehler liegen, weiß der 57-Jährige nicht: "Es sind nie nur die Athleten und nie nur die Trainer. Es ist ein gemeinsames Arbeiten, ein gemeinsames Siegen und Verlieren. Der Patrick kritisiert sicher nicht nur die Athleten. Es wurden sicher die richtigen Konsequenzen gezogen."
Bei Liensberger hat der Trainerwechsel nicht gepasst
Berthold arbeitet seit 2019 als Mentalcoach. Der 57-Jährige betreute unter anderem die Profi-Fußballer des 1. FC Nürnberg und jene von Sturm Graz. Als Motivations-Trainer ist er aktuell bei Katharina Liensberger im Einsatz.
Der Ski-Profi-Weltmeister von 1993 in Aspen urteilt über Österreichs Doppel-Weltmeisterin von 2021 in Cortina: "Die Kathi hat eine harte Saison hinter sich, hatte einen Trainerwechsel, der nicht hingehauen hat. Sie ist ein Perfektionist und versucht alles umzusetzen. Es hat etwas nicht funktioniert."
Woran es hapert? "Skifahren ist für sie kompliziert geworden. Es hat sich für sie erschwert, gute Ergebnisse zu fahren. Ich bin nicht dahinter gekommen. Es ist ganz viel Denken dazugekommen. Das ist wichtig, aber nicht zu viel. Skifahren ist ein cooler und einfacher Sport. Vieles funktioniert intuitiv. Sie denkt lösungsorientiert und will sich hinausarbeiten", versichert Berthold.
Auf die Frage, wie es mit den ÖSV-Kadern und der Krise weitergehen soll, nennt Berthold folgende Lösungsansätze: "Die Entscheidungen müssen die Trainer mit den Athleten treffen. Man braucht einen klaren Plan. Welche Werte leben wir im Team? Es ist produktiver, wenn man gerne hinkommt. Man muss Dinge besprechen. Wie kritikfähig sind wir, wie kommunizieren wir, wie können wir uns unterstützen. Wenn man das gut bespricht, ist das einfach viel wert."
Ortlieb erwartet sich ab nächster Woche vollen Trainingsbetrieb in Sölden
Ortlieb sagt dazu abschließend: "Ich glaube nicht, dass unter den Athleten diskutiert werden soll. Wir haben eine sportliche Leitung im Verband und die entscheiden die Trainer. Die gibt vor, wie die Trainingsgruppe aussieht. Jeder Tag in der Vorbereitung zählt."
Ortlieb will, dass ab nächster Woche auf Hochtouren für den Winter 2023/24 gearbeitet wird: "Für mich beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison an Tag eins nach dem Finale. Wir werden in Sölden gleich ein riesiges Trainingszentrum aufbauen mit allem, was dazugehört. Das wird auch für die Landesverbände geöffnet sein. Die Lehrwerkstätte muss vom Meisterbetrieb unterstützt werden."