"Drehend und unkontrolliert aus mehreren Metern Höhe in einen vereisten Hang zu fliegen, der eine 75-prozentige Neigung aufweist, löst im Körper einiges aus. Jede Faser in mir stellte sich sofort und automatisch auf den Aufprall ein. Danach wurde es dunkel, und meine nächste Erinnerung sollte das Spitalbett in der Uniklinik Innsbruck sein. Es war mein bisher folgenschwerster und letzter Sturz."
Nicht Gisins erster Sturz in Gröden
Bis jetzt. In Gröden verschneidet Gisin bei der Anfahrt auf die Kamelbuckel, schlägt seitlich auf die harte Saslong auf und ist sofort bewusstlos. Er ist nicht sein erster Sturz in Gröden. Zu Beginn seiner Weltcup-Karriere warf ihn die Saslong schon zwei Mal ab.
"Obwohl die Entstehung des Sturzes jedes Mal unterschiedlich verlief, war der oben beschriebene Moment des Realisierens immer gleich. In Gröden erlebte ich ihn sogar zweimal hintereinander: zuerst vor dem Aufprall auf meinen Rücken (nach dem "Mauer"-Sprung), anschliessend vor dem Einschlagen ins immer näher kommende Netz. Der Körper weiß es immer schon vor dem Kopf. Es ist genau dieses mentale Erkennen des bereits Offensichtlichen, was dieses Gefühl so überwältigend macht", schrieb Gisin, ohne zu ahnen, dass er diesen Moment bald wieder erleben wird.
Für den 30-Jährigen gehören Stürze "im Skirennsport zum Berufsrisiko". "Man lernt bei den ersten Ski-Versuchen als kleiner Knirps sehr schnell, damit umzugehen. Stürze sind sogar massgeblich dafür verantwortlich, dass ich gelernt habe, Ski zu fahren. Umfallen, aufstehen, daraus lernen, weiterfahren. Als Leistungssportler muss man immer und immer wieder an seine Grenzen gehen, um Fortschritte zu machen. Grenzen, die in unserem Fall teilweise auch durch Stürze aufgezeigt werden."