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Der Sensations-Sieger präpariert seine Ski selbst
Dass Johannes Strolz im Slalom von Adelboden seinen ersten Weltcupsieg feiert, hätten sich vor einigen Monaten wohl nur die Wenigsten gedacht.
Im Frühjahr flog der Vorarlberger wie Marc Digruber aus allen ÖSV-Kadern und war von da an auf sich alleine gestellt. Gemeinsam mit "Leidensgenosse" Digruber bestritt Strolz die Saisonvorbereitung, trainierte unter anderem in der Skihalle in Oslo. Digrubers Bruder Eric und Linus Walch, Bruder des im Sommer 2021 zurückgetretenen Magnus Walch, begleiteten und coachten die beiden. Sogar seine Ski präpariert sich Strolz selbst.
Im Dezember nutzte der 29-Jährige die Chance von Seiten des ÖSV, sich für den Weltcup-Slalom in Val d'Isere zu qualifizieren. Sowohl in Frankreich als auch beim Nacht-Slalom in Madonna di Campiglio schied er aus.
Das Training absolvierte er zuletzt dennoch mit dem ÖSV-Team. Ein Angebot des ÖSV, sich den Servicemann mit Dominik Raschner zu teilen, schlug Strolz nach dem Rennen in Madonna aus. "Ich war sehr dankbar für das Angebot und habe lange überlegt, dann aber entschieden, dass ich es weiterhin selber mache. Für mich war es vor dem Slalom-Monat einfach zu riskant, ein Experiment einzugehen. Aber die Service-Crew unterstützt mich, wo es geht", erklärt der Vorarlberger.
Bei seinem 64. Weltcup-Start am Chuenisbärgli ging dann alles auf. Sein bisher bestes Weltcup-Resultat war zuvor ein zehnter Platz. "Es ist einfach ein Traum, unglaublich. Endlich hat es sich ausgezahlt, was ich in den letzten Jahren investiert habe", meint der Arlberger mit Tränen in den Augen im ORF-Interview. "Ich hatte so viele Rückschläge, habe aber immer an mich geglaubt. Jetzt habe ich es endlich einmal zeigen können."
Strolz: "Ich hatte das Gefühl, dass es noch nicht alles gewesen ist"
Strolz, der 2013 sein Debüt im Weltcup feierte, gibt aber zu, auch mit sich selbst gehadert zu haben. "Irgendwann überlegt man schon: Kann man es schaffen? Aber ich hatte immer das Gefühl, dass es noch nicht alles gewesen ist, was ich zeigen kann. Jetzt habe ich es endlich mal umsetzen können."
Warum ausgerechnet jetzt, am schwierigen Chuenisbärgli, der Knopf aufgegangen ist? "Ich bin ein Mensch, der viel nachdenkt. Vielleicht habe ich jetzt endlich mal ein Mittelmaß gefunden aus Perfektion und es einfach passieren lassen", meint Strolz.
ÖSV-Technik-Cheftrainer Marko Pfeifer freut sich mit dem Vorarlberger: "Strolzi hatte in den letzten Jahren so viel Pech. Ich glaube, mit ihm freut sich jeder." Er ermutigt Strolz, nicht aufzugeben, auch wenn er aktuell keinem ÖSV-Kader angehört. "Wir stehen hinter den Jungs, auch wenn sie mal nicht dabei sind", sagt Pfeifer.
Feller über Strolz: "Das können sich wenige von uns vorstellen, wie zach das ist"
Auch der Zweitplatzierte Manuel Feller gönnt Strolz den Erfolg. "Den Strolzi kenne ich echt schon lange. Er richtet sich seine Ski selbst her und fightet jetzt echt schon seit ein paar Jahren, ist momentan nicht mal im Kader. Ich glaube, das können sich wenige von uns vorstellen, wie zach das ist, am Nachmittag nach dem Training noch selbst im Skiraum stehen und sich die Ski herrichten. Das ist schon eine unglaubliche Leistung, die er gezeigt hat", zollt der Tiroler Respekt. "Er ist ein mehr als verdienter Sieger - unglaublich!"
Gleiches ist von Fabio Gstrein zu hören, der nach seiner Halbzeitführung im Finale ausschied und Strolz endgültig jubeln ließ. "Strolzi hatte eine zache Vorbereitung, musste sich alles selbst organisieren. Er hat sogar mal eine Woche bei mir zu Hause geschlafen, als er in Sölden trainiert hat", berichtet der Ötztaler. "Ich freue mich voll für ihn."
Dabei stand bei Strolz auch ein mögliches Karriereende im Raum. "Auf Biegen und Brechen werde ich sicher nicht weiterfahren", sagte er im September noch gegenüber der "Krone".
Gut, dass er weitergefahren ist...